Der holländische Allroundkünstler William Engelen will Amseln beibringen, nach Melodien des in Bonn geborenen Komponisten Ludwig van Beethoven zu singen. Die Bonner werden in das Projekt mit eingebunden, in dem sie Klingeltöne fürs Mobiltelefon erhalten, die Beethovens Musik entnommen sind. Per "Handy" sollen Amselmännchen in der nächsten Brutzeit Beethoven-Musik lernen, um mit neuen Flötentönen um die Gunst der Amselweibchen zu werben. Engelen hat 2004 in Köln bereits einen erfolgreichen Feldversuch gemacht. Das Amselprojekt ist eines von sechs Events, die von der Bonner Beethovenstiftung gefördert werden. Engelen erhält für seine außergewöhnliche Singschule, die zwischen März und Juni 2007 stattfindet, 15.000 Euro. Insgesamt beträgt die Fördersumme der Stiftung 126140 Euro.

Die dreiköpfige Jury der Bonner Beethovenstiftung für Kunst und Kultur mit Sitz im Haus der Kultur, Prof. Jean-Baptiste Joly (Direktor der Akademie Schloss Solitude, Stuttgart), Prof. Dr. Stephan Berg (Direktor des Kunstvereins Hannover) und Dr. Eleonore Büning (Musikkritikerin der FAZ) mit Bonner Wurzeln, konnten aus 53 Vorschlägen auswählen. Neben der Ode an die Amseln werden ebenfalls gefördert:

Ein Konzert von Christian Wolff mit eigenen Kompositionen und denen seines Vorfahrens Leonard Wolff. Die Musik erklingt als Begleitprogramm zur Ausstellung über den Verleger Kurt Wolff, die zum Thema "Ein Literat und Gentleman" im Bonner August Macke Haus gezeigt wird. Das Konzert findet am 11. Mai nächsten Jahres im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses statt und wird mit 9000 Euro unterstützt.

"Vom Nutzen einer Stadtkünstlerin" heißt das Projekt der niedersächsischen Künstlerin Antje Schiffers. Sie wird sich für verschiedene, noch nicht bekannte Arbeiten für die Bonnerinnen und Bonner im kommenden Jahr drei Monate bereithalten, um "einen offenen und dynamischen Prozess in Gruppen oder Einzelpersonen in Gang zu setzen", wie es in der Beschreibung heißt. Das Ergebnis soll in einem Buch und einer Ausstellung dokumentiert werden. Die Umsetzung dieser Idee wird mit 25000 Euro ermöglicht.

"Bonn Beethovenhaus 18.10.1944" heißt ein Theaterprojekt von Hans-Werner Kroesinger. Es soll im Herbst 2007 drei mal aufgeführt werden. Kroesinger gilt als Dokumentartheatermacher. Er widmet sein Projekt einem historischen Tag in der Bonner Kriegsgeschichte, dem Bombenangriff auf Bonn am 18. Oktober 1944. Damals blieb Beethovens Geburtshaus in der Bonngasse vom Bombenhagel verschont, der vor allem dem Brückenkopf der heutigen Kennedybrücke galt. Kroesinger will das Projekt mit den Bürgerinnen und Bürgern erarbeiten. Es gilt als Spurensuche in der Vergangenheit, eine Recherche mit Mitteln des Theaters. (Fördersumme: 40000 Euro).

Die international ausgewiesene Tanzgruppe Cocoondance beschäftigt sich mit "Real-lies" mit der Wahrnehmung im und mit der Wahrheit des Theaters. Es geht dabei um die Frage der Realitätswahrnehmung. Cocoondance entwickelt sich in der freien Tanzszene Nordrhein-Westfalens zu einer festen Größe und hat, so die Jury, seine ganz eigene poetische und tanztheatralische Ästhetik gefunden. Das Projekt wird im Theater im Ballsaal Bonn am 17. Mai uraufgeführt. Die in Bonn beheimatete Kompanie wird mit 22000 Euro gefördert.

15140 Euro erhält Monika Sosnowska für die Gestaltung des Vorplatzes des Bonner Kunstvereins, Gesellschaft für Kunst und Gestaltung und des Künstlerforums. Die polnische Künstlerin mit internationaler Wertschätzung nutzt die bestehende Architektur als Material für ihre darin entstehenden Skulpturen. Sie wird mit ihrer auf ein Jahr terminierten, temporären Installation die momentan verwahrloste "Leerstelle" des Vorplatzes sichtbar machen und den Ort neu definieren. Sie möchte auf diesem Fundament eine Diskussion erzeugen die zu einer längerfristig angelegten adäquaten Gestaltung des Vorplatzes führen soll.

Die Jury betonte vor dem von Dr. Monika Wulf-Mathies geleiteten Kuratorium der Stiftung, dem auch Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann angehört, die deutliche Verbesserung der Qualität der Projekte. 140 Künstlerinnen und Künstler hätten nach den Ausschreibungsunterlagen gefragt. Die Bandbreite der künstlerischen Ausdrucksformen umfasste das Spektrum von Installationen, Theater, Mischprojekten, Videokunst, Plastik, Musiktheater, Literatur, Ausstellung, Malerei, Fotografie, Bildhauerei, Tanz, Musik und Film bis zu neurophysiologischen und neuropsychologischen Projekten. Künstlerinnen und Künstler aus den Niederlanden und Österreich und den deutschen Städten Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt/Main, Leipzig, Dresden, München, Düsseldorf, Aachen und Bonn bewarben sich.

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