63 Gemälde und zwei Skulpturen des römischen Künstlers Tommaso De Meo (1924-2010) werden am 17. Dezember dem Beethoven-Haus übergeben. De Meo setzte sich besonders intensiv mit der Musik Beethovens auseinander und malte u.a. bildliche Umsetzungen von allen Symphonie-Sätzen Beethovens. Im Beethoven-Haus kann damit nun ein wichtiges Kapitel der italienischen Beethoven-Rezeption im 20. Jahrhundert aufgezeigt werden.

Der Maler Tommaso De Meo verstarb im vergangenen Jahr an Beethovens Tauftag, dem 17. Dezember, in Rom. Sein Wunsch war es, dass seine Bilder nach seinem Tod dem Beethoven-Haus als Geschenk übergeben werden. Die Kinder des Künstlers kamen dem Wunsch des Vaters gerne nach. Im Rahmen einer Feierstunde im Kammermusiksaal werden die Bilder nun am 17. Dezember dem Beethoven-Haus übergeben. Sie ergänzen die umfangreiche Bildersammlung, die mehr als 4.000 Dokumente umfasst. Sie erhält mit diesem in sich geschlossenen Bestand einen bedeutenden Zuwachs, hat sich doch De Meo in besonders intensiver und sehr persönlicher Weise mit Beethoven beschäftigt. Seine Bilder werden im kommenden Jahr in einer virtuellen Ausstellung auf der Homepage des Beethoven-Hauses dauerhaft präsentiert und sollen in der Zukunft fallweise an geeigneter Stelle der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Tommaso De Meo wurde am 17. Juli 1924 in Andria (bei Bari) geboren. In der „Accademia Romana di Valle Giulia“ in Rom widmete er sich als Schüler von römischen Künstlern wie Stradone, Tani e Ciavatta dem Studium der Malerei. Jedoch konnte er seine Ausbildung nicht abschließen, da er in die Kriegsmarine einberufen wurde. 1943 geriet der 19-jährige Tommaso eher durch Zufall in Gefangenschaft, als eine nahe gelegene Carabinieri-Wache von den Nationalsozialisten überfallen wurde. An diesem Tag wurden viele Römer als Zwangsarbeiter nach Österreich deportiert. De Meo wurde zunächst nach Graz verschleppt. Das Geigenspiel eines tschechischen Mitgefangenen brachte ihn nicht nur mit Beethovens Musik in Kontakt, sondern half ihm, die grausamen Bedingungen im Lager zu überstehen. In jener Zeit entdeckte der junge De Meo erneut die Kunst: Sein Zeichentalent nutzte er für die Anfertigung einiger Portraits der Offiziere, die ihm dadurch wohlwollender gesonnen waren. Im Winter erlitt er eine Erfrierung, die ihm zwei Finger seiner rechten Hand kostete.

In den Fünfziger Jahren begann De Meo neben seiner Tätigkeit als Beamter im Ministerium für Postwesen seine künstlerische Laufbahn. Ein schwerer Unfall brachte den Verlust eines Auges mit sich und liess dass andere Auge fast gänzlich erblinden. Einige Jahre verbrachte De Meo in fast völliger Dunkelheit, bis mehrere Augenoperationen glücklicherweise seine Sehkraft teilweise wiederherstellen konnten. Diese körperliche Beeinträchtigung, die das Ende seiner Kunst hätte bedeuten können, erweckte beim Künstler angesichts eines vergleichbaren Gebrechens eine tiefe Verbundenheit mit Beethoven als Menschen und Künstler. De Meo sah Beethoven als seinen Meister an, der ihm durch seine Musik Kraft und Hoffnung schenkte. Von nun an setzte sich De Meo mit Beethovens Leben und Werken intensiv auseinander und die Verehrung des Genies nutzte er als Motor für die eigene Malerei. Er unternahm mehrere Reisen nach Bonn und Wien und bereitete in dieser Zeit einige Studien zu seinen späteren „musikalischen“ Gemälden vor. In den Jahren 1964 bis 1966 entstand ein Bilderzyklus zu Beethovens Symphonien, in denen der Maler seine Interpretation der Musik, Satz für Satz, auf die Leinwand übertrug.

Weitere Ölgemälde behandeln Fidelio, Coriolan, Egmont oder die Missa Solemnis. Innerhalb von fünf Jahren malte er über 60 Werke zu Beethoven. Die Symphonien-Bilder wurden 1970 anlässlich des 200.Geburtstags Beethovens in Rom im „Palazetto Medici“ ausgestellt, woraufhin De Meo eine Auszeichnung von der Kulturabteilung der deutschen Botschaft erhielt. Der römische Künstler beschäftigte sich jedoch nicht nur mit den musikalischen Sujets. In vielen anderen seiner zahlreichen Werke sprach De Meo eine Warnung an die Menschheit aus; denn obschon diese über die Fähigkeit verfügt, grandiose Kunstwerke zu schaffen, und bereits Genies wie Michelangelo und Beethoven hervorgebracht habe, besitze sie jedoch gleichzeitig das Potential, sich selbst zu zerstören.

Die letzten 20 Jahre seines Lebens lebte De Meo abgeschieden auf dem römischen Land, umgeben von seinen Beethoven-Bildern, von denen er sich nie trennen konnte und die er um sich herum „brauchte“, da sie ein Teil seiner eigenen Geschichte sowie die lebenslange Verehrung Beethovens verkörperten.