Berlin ist im Mai dem “International Cities of Refuge Network” (ICORN) beigetreten. Bislang konnten weltweit in mehr als 60 Städten über 200 Poetinnen, Autor*innen, Verleger*innen, Blogger*innen, Journalist*innen, Bildende Künstler*innen, Filmemacher*innen, Drehbuchautor*innen und Musiker*innen Zuflucht finden. Das Netzwerk wächst kontinuierlich. Helge Lunde, Geschäftsführender Direktor von ICORN: “In Zeiten wie unseren, in denen Menschenrechte und Meinungsfreiheit weltweit zunehmend unter Druck geraten, ist es sehr wichtig und sehr erfreulich, dass das Land Berlin Stadt der Zuflucht für verfolgte Künstlerinnen und Künstler wird.“
Es ist Berlins Aufgabe als Kulturmetropole und Hauptstadt und im Sinne der UN-Menschenrechtscharta, die 2018 ihr 70. Jubiläum feiert, weltoffen zu sein und sich aktiv für die Menschenrechte einzusetzen. Dafür steht die ICORN-Mitgliedschaft Berlins, die die Senatsverwaltung für Kultur und Europa koordinieren wird. Senator Dr. Klaus Lederer: "Wenn wir als Landesregierung uns gegen Menschenfeindlichkeit und Hass aussprechen, gilt das nicht nur für Berlin, sondern dann gehört dazu auch, über Landesgrenzen hinweg Haltung zu zeigen. Mit der längst überfälligen Mitgliedschaft Berlins setzen wir nicht nur international ein Zeichen für die Freiheit der Kunst und freie Meinungsäußerung als Grundlagen demokratischen Miteinanders, wir werden auch ganz konkret aktiv und bringen eine*n aktuell bedrohte*n Kunst- oder Kulturschaffende*n in Sicherheit. Das mag nur ein kleiner erster Schritt sein, aber ich hoffe, dass weitere folgen werden.“
Mit der Mitgliedschaft ist die Vergabe eines Stipendiums an eine*n ICORN-Stipendiat*in verbunden. Für diese Aufgabe konnte als langjähriger Partner des Landes Berlin und erfahrener Akteur das Berliner Künstlerprogramm des DAAD gewonnen werden, das seit dem 1.05.2018 als gastgebende Partnerinstitution wirkt. Das Berliner Künstlerprogramm entstand 1963, um herausragenden Kunstschaffenden aus aller Welt in Berlin einen kreativen Freiraum zu bieten. "Die Freiheit der Kunst ist in Deutschland im Grundgesetz verankert. Das verpflichtet. Dank der Partnerschaft mit ICORN und dem Land Berlin leisten wir einen Beitrag, gefährdeten Künstler und Künstlerinnen oder Schriftstellerinnen und Schriftsteller Zuflucht und Unterstützung zu bieten. Mit unserer Vernetzungsarbeit werden wir dafür Sorge tragen, dass der Stipendiat oder die Stipendatin am Berliner Kulturleben teilhat“, präzisiert Silvia Fehrmann, Leiterin des Berliner Künstlerprogramm des DAAD.
Die jährliche ICORN-Hauptversammlung, die Anfang Mai in Malmö stattfand, stellte einen inspirierenden Auftakt dar, um mit den anderen Mitgliedsstädten in den Austausch zu treten und die Künstlerinnen und Künstler kennenzulernen, die unter dem Motto “Safe but not silent” ihre Erfahrungen teilten und denjenigen eine Stimme gaben, die selbst nicht in Sicherheit sind, sondern sich weiterhin in Gefahr befinden, überwacht werden und in Gefangenschaft gehalten werden und an diejenigen erinnern, die aufgrund ihres Einsatzes für Meinungsfreiheit und Menschenrechte gefoltert und ermordet wurden.
Die Senatsverwaltung für Kultur und Europa freut sich darauf, zeitnah die bzw. den ersten ICORN-Stipendiat*in in Berlin willkommen zu heißen und wird zu gegebener Zeit eine öffentliche Auftaktveranstaltung bekannt geben.
Weitere Informationen finden Sie hier: www.icorn.org und www.berlin.de/sen/kultur/kulturpolitik/kulturelle-teilhabe/kulturelle-vielfalt/artikel.667220.php