Das Beethoven-Haus eröffnet am Tauftag Beethovens eine neue Sonderausstellung, die Beethovens Testamente thematisiert. Die Ausstellung zeigt u.a. ein originales Testament, das lange für die Öffentlichkeit unzugänglich war.

Beethoven besaß eine komplexe Persönlichkeit und neigte zu einer intensiven Selbstreflexion. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in vier vom ihm verfassten Testamenten. Das erste, das berühmte Heiligenstädter Testament, schrieb er in höchst bedrängten Zeiten in der Mitte seines Lebens, die anderen, die eher formal-juristischen Kriterien entsprechen, in seinen letzten vier Lebensjahren. Die neue Sonderausstellung im Beethoven-Haus thematisiert diese Dokumente und stellt sie in einen Kontext mit weiteren bedeutenden Lebenszeugnissen. Ein besonderer Stellenwert kommt dabei dem zweiten Testament zu, das Beethoven 1823 verfasste. Dieses Dokument ist seit 1927 erstmals wieder öffentlich zugänglich. Es steht als Leihgabe aus Privatbesitz für die Ausstellung zur Verfügung.
Im Heiligenstädter Testament, das 1802 entstand, bilanzierte der Komponist in erster Linie seine Lebenssituation: Er schildert die Lebenskrise, in die ihn die Erkenntnis seiner wohl unaufhaltsam zunehmenden Schwerhörigkeit gestürzt hatte, und deren Überwindung. In seinem Testament von 1823 sicherte er dagegen seinen letzten Willen juristisch ab. Er erklärte seinen Neffen Karl zu seinem Alleinerben, eine Bestimmung, an der er auch in den beiden folgenden Testamenten festhielt. Sein letztes Testament vom 23. März 1827, das er einen Tag, bevor er das Bewusstsein verlor, verfasste, enthält allerdings eine einschneidende Einschränkung: Karl wurde nur noch der Nießbrauch von Beethovens Aktienkapital zugesprochen, also die jährliche Dividendenausschüttung. Das Kapital selbst aber sollte Karls Erben zufallen. "Damit wurde der Neffe de facto teilenterbt", erläutert Michael Ladenburger, Kustos der Sammlungen und Leiter des Museums im Beethoven-Haus.

Der vorangegangene Konflikt um und mit dem Neffen Karl wird in der Ausstellung mit aufschlussreichen Dokumenten ausführlich erläutert. Nach dem Tod seines Bruders war Beethoven die Vormundschaft über Karl zugesprochen worden – allerdings erst nach einer langjährigen gerichtlichen Auseinandersetzung mit seiner Schwägerin Johanna, von der das umfangreichste Schriftstück von Beethovens Hand, die Denkschrift an das Appellationsgericht in Wien aus dem Jahr 1820, zeugt.

Ergänzend zeigt die Ausstellung einige bedeutende Lebenszeugnisse Beethovens, in denen er sowohl Einblick in seine Lebensphilosophie gibt als auch sein Ethos als Künstler erläutert. Diese Briefe an besonders enge Vertraute sowie Tagebucheintragungen kreisen um Themen wie Freundschaft und Nächstenliebe, das Ringen mit seinem Schicksal, Strebsamkeit und Verantwortung hinsichtlich seiner Talente als Künstler. Die Dokumente beleuchten auf eindringliche Weise weitere Aspekte von Beethovens Persönlichkeit.

Ein ausführliches Begleitheft mit Hintergrundinformationen sowie Textübertragungen aller relevanten Dokumente steht in der Sonderausstellung zur Verfügung und kann im Museumsshop zum Preis von 2 Euro erworben werden.