Mit einem gefeierten Auftritt Ingo Metzmachers und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunk sowie der Solistin Hélène Grimaud in Brahms 1. Klavierkonzert ging gestern Abend das Beethovenfest Bonn 2005 zu Ende.

Das Beethovenfest Bonn 2005, das am 8. September mit einem Open Air Konzert auf dem Bonner Museumsplatz seinen Auftakt gab, stand unter dem Motto „Liberté“: Die Anklänge an den französischen Kulturraum waren vielfältig, sie reichten von der Interpretation von Chansons Jacques Brels durch den Schauspieler Dominique Horwitz bis hin zur Aufführung des Requiems des inzwischen nahezu vergessenen Komponisten Francois-Joseph Gossec, einem Zeitgenossen Ludwig van Beethovens.

In fast vier Wochen fanden 63 Konzerte an 25 Veranstaltungsorten statt, darunter neue Spielstätten wie der Museumsplatz, die Räumlichkeiten des Kunstmuseums Bonn, das Palais Schaumburg oder das Kollegium Leoninum. 42 der Veranstaltungen waren ausverkauft, insgesamt wurde eine Auslastung von 86 Prozent erreicht. In einem umfangreichen Rahmenprogramm aus Lesungen, Vorträgen, Ausstellungen, Workshops, Posttowerlounge-Konzerten mit über 75 Veranstaltungen wurde der französische Schwerpunkt erläutert und vertieft.

Zu Gast in Bonn waren sowohl international bekannte Interpreten (Lorin Maazel mit New York Philharmonic, Kurt Masur mit Orchestre National de France, Deutsche Kammerphilharmonie Bremen mit Paavo Järvi, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Ingo Metzmacher, Alfred Brendel, Hélène Grimaud, Beaux Arts Trio) als auch Nachwuchskünstler, die Beethoven interpretierten ebenso wie Bekanntes der Musikliteratur (Brahms, Schubert, Debussy, Saint-Saens), aber auch Unbekanntes und Neues zu Gehör brachten: es gab sechs Uraufführungen, darunter fünf Streichquartette, die zeitgleich und je dreimal in Folge in einer Langen Streichquartettnacht im Kunstmuseum Bonn uraufgeführt wurden, alle Werke waren Auftragswerke des Beethovenfestes Bonn an junge französische Komponisten. Selten gehörte Werke wurden wieder entdeckt wie Méhuls „Opéra Comique“ und Gossecs „Grand Messe des Morts“, die 1789 zur Bekanntheit gelangte, als sie für die Gefallenen der Sturm auf die Bastille aufgeführt wurde.

Besonders begeisternd war die Begegnung mit den 220 jungen Musikern aus Venezuela, die in einem einzigartigen Ausbildungssystem durch eine Musikausbildung in ein soziales Netz eingebettet werden, über 80% dieser jungen Musiker kommen aus den Armenvierteln des Landes. Unter der Leitung von Gustavo Dudamel, der in Bonn bereits aus dem letztem Jahr bekannt und geliebt ist, spielten sie in einem umjubelten Konzert Beethovens 7. Sinfonie, Saint-Saens Orgelsinfonie und Werke lateinamerikanischer Komponisten. Auch die Begegnung der Venezulaner mit gleichaltrigen Bonner Schülern in vier Bonner Schulen hinterließ bleibende Eindrücke.

Zum fünften Mal fand der Orchestercampus des Beethovenfestes Bonn und der Deutschen Welle statt. Zum deutsch-polnischen Kulturjahr trat das Orchester der Musikakademie Krakau unter Wojciech Czepiel mit der Pianistin Ewa Kupiec in der Beethovenhalle auf. Als Auftragswerk der Deutschen Welle wurde erfolgreich die 2. Symphonie für 77 Instrumente der jungen polnischen Komponistin Agata Zubel aufgeführt. In einem Werkstattkonzert mit dem Musikwissenschaftler und Dirigenten Peter Gülke spielten die jungen polnischen Musiker Werke Cherubinis, Chopins und Lutoslawskis.

Das Beethovenfest Bonn und Theater Bonn präsentierten als Koproduktionen Beethovens „Fidelio“ in der Inszenierung Günter Krämers sowie die viel versprechende Uraufführung von Jan Müller-Wielands experimentellem Musiktheater „Die Irre oder Nächtlicher Fischfang“.

Das Beethovenfest Bonn 2005 rief großes mediales Interesse hervor. 22 der 63 Konzerte wurden vom Westdeutschen Rundfunk, von der Deutschen Welle sowie von DeutschlandRadio/Deutschlandfunk aufgezeichnet. Auch das Interesse der internationalen Presse hat zugenommen: Journalisten aus Europa, Kanada und Russland reisten nach Bonn, um über das Beethovenfest zu berichteten.

Im nächsten Jahr findet das Beethovenfest Bonn vom 31. August bis zum 1. Oktober 2006 statt. Das Programm wird im März 2005 bekannt gegeben. Am 14. März 2006 findet um 20 Uhr in der Beethovenhalle ein Sonderkonzert des Beethovenfestes Bonn mit dem Pianisten Grigory Sokolov statt, das Programm wird noch bekannt gegeben. Am 8. April singt Ute Lemper Lieder und Chansons im T-Mobile Forum, dies ist das Ersatzkonzert für das ursprünglich am 26. September 2006 geplante Konzert, das Frau Lemper wegen Schwangerschaft absagen musste. Für beide Konzerte hat der Kartenvorverkauf begonnen.