Die Bamberger Symphoniker unter Leitung von Jonathan Nott beendeten das Beethovenfest Bonn 2008 am Sonntagabend mit einem herausragenden Konzert mit der Gesamtaufführung von Beethovens „Die Geschöpfe des Prometheus“ und der Uraufführung von Wolfgang Rihms „Verwandlung 4“. Das Beethovenfest Bonn 2008, das vom 29. August bis zum 28. September unter dem Motto „Macht. Musik.“ statt fand, war äußerst erfolgreich: Intendantin Ilona Schmiel kann sich über 92% Platzauslastung und 45 ausverkaufte Konzerte von insgesamt 60 Veranstaltungen im Hauptprogramm freuen. „Ich freue mich besonders, dass Publikum und Sponsoren uns so stark vertrauen und wir ihre Neugier auf und ihr Interesse an unbekannten und neuen Werken wecken können“, freut sich Schmiel.

Zwei Drittel der Konzerte hat sie in Zusammenarbeit mit den Künstlern eigens für das Beethovenfest Bonn 2008 konzipiert. „Wir haben das Motto „Macht. Musik.“ aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet, besonders beeindruckend war sicherlich Daniel Hopes Auseinandersetzung mit den Komponisten aus Therezín im Alten Wasserwerk.“ Die Thematisierung der Vereinnahmung und Ausgrenzung von Komponisten und ihren Werken bildeten den zentralen Aspekt des Beethovenfestes Bonn 2008. „Macht. Musik“. beschäftigte sich mit der Instrumentalisierung von Musik durch Machthaber einerseits und andererseits der Macht, die Musik auch unter schwierigsten politischen Verhältnissen entfalten kann. Auch ein dritter Aspekt, die Aufforderung „Macht Musik!“ beinhaltete das Motto des Beethovenfestes Bonn 2008.

Als Ausgangspunkt sah das Beethovenfest Bonn 2008 Beethovens Symphonie Nr. 9. Diese erklang beim Eröffnungskonzert am 29. August 2008 in der sehr transparenten Interpretation durch die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter Leitung von Paavo Järvi. Umjubelt war auch die zweite Aufführung von Beethovens Neunter beim Beethovenfest Bonn 2008. 2000 Begeisterte in der Beethovenhalle und über 3000 Fans beim Public Viewing auf dem Bonner Marktplatz feierten am 10. September Kurt Masur und das Orchestre National de France. Für Kurt Masur war es ein ganz besonderer Abend: Er schloss den viertägigen Beethoven-Symphonien-Zyklus beim Beethovenfest Bonn 2008 ab, er beging sein 60jähriges Bühnenjubiläum und er erhielt den Wilhelm-Furtwängler-Preis für herausragende Verdienste auf dem Gebiet der klassischen Musik. Hans-Dietrich Genscher hob in seiner Laudatio nicht nur die musikalische Leistung des Maestros heraus, sondern würdigte auch die politische Persönlichkeit Masur als Wegbereiter der friedlichen Revolution. „Macht. Musik.“ verkörpere Kurt Masur dadurch in einzigartiger Weise.

Hanns Eislers Musik erklang beim Beethovenfest Bonn unter dem politischen Motto in unterschiedlichen Interpretationen. Das Beethoven Orchester Bonn spielte unter der Leitung von HK Gruber seine „Deutsche Sinfonie“, die auch als Anti-Nazi-Sinfonie gilt. Die Sopranistinnen Claudia Barainsky und Annette Dasch beschäftigten sich mit dem Liedgut Eislers in intimen und berührenden Liederabenden. Weitere Kompositionen erklangen, die politisch intendiert sind, wie George Gershwins „Porgy and Bess“, oder deren Musik von politischen Machthabern genutzt wurde, wie Anton Bruckners Symphonie Nr. 8. Diese dirigierte Lorin Maazel auf seiner Europa-
Abschiedstournee mit The New York Philharmonic: Das Konzert am 12. September, das auf ausdrücklichen Wunsch Maazels das letzte auf dieser Tour sein sollte, gehörte zu den Höhepunkten des Beethovenfestes Bonn 2008.

Weitere herausragende Orchester und Solisten gastierten beim Beethovenfest Bonn 2008: Daniel Harding und das London Symphony Orchestra mit der Solistin Hélène Grimaud begeisterten ebenso wie das Gewandhausorchester unter Leitung von Riccardo Chailly, András Schiff und seine Cappella Andrea Barca, die Solisten Sol Gabetta, Renaud Capuçon, Martin Grubinger, Max Raabe und das Debut des erst 17jährigen Serge Zimmermann. Beim Orchestercampus von Deutscher Welle und Beethovenfest Bonnwar das traditionsreiche Anton-Rubinstein-Orchester des St. Petersburger Konservatoriums für eine Woche zu Gast in Bonn. Die 76 jungen Musiker im Alter zwischen 18 und 26 Jahren beeindruckten bei zwei Konzerten in der Beethovenhalle und hoben die „Caprice für Violineund Orchester“ ihres 28jährigen Landsmannes Kuzma Bodrov mit ihrem faszinierenden Solisten Nikita Borisoglebsky aus der Taufe. Weitere drei Uraufführungen erklangen durch die Neuen Vocalsolisten Stuttgart, die unter anderem das Auftragswerk des Beethovenfestes Bonn und der Musik der Jahrhunderte Stuttgart an Manuel Hildalgo erstmals sangen: Hidalgo bearbeitete das Scherzo aus Beethovens Symphonie Nr. 9 für 6 Stimmen a capella.

Mit Beethoven setzten sich auch Die Prinzen auseinander, die mit einem Kammerorchester aus 12 Damen das Publikum im T-Mobile Forum mit ihren
größten Hits, neuen Songs aus ihrem am 5. Oktober erscheinenden Album und Beethoven-Anspielungen begeisterten. Auch Jocelyn B. Smith, Hans Liberg und das kabarettistische Duo Igudesman & Joo knüpften an Beethovens Musik und Wirken an.

Das umfangreiche Rahmenprogramm zum Beethovenfest Bonn 2008 aus Ausstellungen, Konzerten, Lesungen, Workshops, einem Symposium und Filmen war ebenso erfolgreich. Das Beethovenfest Bonn stellte die 74 Veranstaltungen in Kooperation mit Partnern und Institutionen in der Stadt und internationalen Partnern weltweit zusammen. Neuer Partner aus Bonn war das Haus der Geschichte, mit dem das Beethovenfest Bonn eine Filmreihe zum Motto „Macht. Musik.“ entwickelte, in der unter anderem Salfatis Film „Beethovens Neunte“ und Sánchez-Lansch` Dokumentation „Das Reichsorchester“ zu sehen waren. Das sehr gut besuchte und hochkarätig besetzte Symposium zum Motto „Macht. Musik.“ unter dem Titel „Musik ist nicht mehr eine Sache der Weniger – Musik und Macht im 20. Jahrhundert in Deutschland“ veranstaltete das Beethovenfest gemeinsam mit dem Haus der Geschichte und der Bundeszentrale für politische Bildung.

Beethoven war ein Visionär und trotz wenig ausgeprägter Reisetätigkeit mit Komponisten, Musikern und Mäzenen in ganz Europa vernetzt. Das Beethovenfest in seiner Geburtsstadt ist seinem Erbe verpflichtet und führt seine Tradition fort. Deshalb ist es selbstverständlich, Beethovens OEuvre weltweit zu pflegen, Wettbewerbe und Meisterkurse zu initiieren und Anstöße zu geben, Ableger des Beethovenfestes in anderen Ländern und auf anderen Kontinenten zu etablieren. Dazu zählt das Engagement des Beethovenfestes beim Klavierwettbewerb im chinesischen Henan, beim First Thailand International Piano Competition Bangkok und die Beteiligungam Aserbaidschan-Jahr in Deutschland 2008. Dem Beethovenfest in Caracas ist Ilona Schmiel seit Jahren verbunden. Die enge Verbundenheit zu den daraus hervorgegangenen Stars des Simon Bolivar Youth Orchestra of Venezuela und ihres Dirigenten Gustavo Dudamel dokumentiert sich in regelmäßigen Gastauftritten der Venezolaner beim Beethovenfest seit 2004. Das Gastspiel des venezolanischen Jugendorchesters unter Leitung von Dudamel begleitete Enrique Sánchez-Lansch beim Beethovenfest Bonn 2007 und in der Vorbereitung darauf in Caracas filmisch. Der Dokumentarfilm „The Promise of Music“ feierte seine Europapremiere am 22. September beim Beethovenfest Bonn 2008.
Wenige Tage zuvor war er beim Los Angeles Latino International Film Festival als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet worden. Der Film entstand in Zusammenarbeit von Deutsche Welle TV, ZDF/3sat und Unitel classica. Die Deutsche Welle ist neben der Deutschen post WorldNet und der Sparkasse KölnBonn Hauptsponsor des Beethovenfestes Bonn. Die Podcasts der Konzertmitschnitte vom Beethovenfest wurden vielfach abgerufen. Internationale Volontäre der Deutschen Welle begleiteten den Orchestercampus eine Woche lang multimedial und stellten ihre Ergebnisse in einem Blog vor. Insgesamt wurde mehr als die Hälfte der 60 Konzerte des Beethovenfestes Bonn durch die deutsche Welle, den Westdeutschen Rundfunk und Deutschlandfunk/DeutschlandradioKultur
aufgezeichnet oder live ausgestrahlt. Das Medienecho war groß: Über 50 Journalisten berichteten regional, überregional und weltweit in Print, Hörfunk, Fernsehen und Internet über die Veranstaltungen des Beethovenfestes. Internationale Feuilletonisten reisten aus Großbritannien, den USA, Finnland, Spanien, Russland, Japan, Thailand und Israel an.

Im nächsten Jahr findet das Beethovenfest Bonn vom 4. September bis zum 4. Oktober 2009 statt. Das Programm wird im März 2009 bekannt gegeben.