Immer seltener gilt für Besuchende von Konzerten und anderen Veranstaltungen die Gewissheit, dass eine Eintrittskarte echt ist und überall gleich viel kostet. Das liegt vor allem an unautorisierten Online-Wiederverkaufsstellen, auf denen Ticketpreise durchschnittlich um 250 % über ihrem tatsächlichen Nennwert liegen. Aktuell beträgt der geschätzte Wert des Ticket-Wiederverkaufsmarktes weltweit 12 Milliarden Euro. In diesem Geschäft mischen immer wieder auch kriminelle Player mit und sorgen dafür, dass betrogene Fans ihr Vertrauen in die Konzertbranche verlieren. Um das Publikum genauso wie Künstler:innen und Veranstaltende zu schützen, fördert der BDKV Rechtssicherheit und fairen Wettbewerb. Zuletzt im Kampf gegen den Online-Ticketshop www.getyourticket.de.

Ob seatwave, viagogo oder getyourticket – auf speziellen und vom Publikum schwer zu kontrollierenden Online-Marktplätzen bieten unautorisierte Verkäufer:innen überteuerte und gelegentlich sogar gefälschte Tickets an. „Fans, die auf diese dubiosen Angebote hereinfallen, zahlen nicht nur ein Vielfaches des Nominalpreises, sondern werden im schlimmsten Fall am Einlass abgewiesen und reisen somit vergeblich zur Veranstaltung an. Der berechtigte Ärger richtet sich dann an die unbeteiligten Veranstaltenden bzw. die Künstler:innen, die jedoch zumeist kaum eine Handhabe gegen die Abzocke haben”, beschreibt Dr. Johannes Ulbricht, Justiziar des BDKV, die Situation.

Und ergänzt: „Mit gezielten juristischen Maßnahmen geht der BDKV aktiv gegen dubiose Anbieter:innen am Markt vor und legt ihnen so das Handwerk. Erster Schritt ist dabei meist die Abmahnung nach Wettbewerbsrecht. Kommen die Anbieter:innen nicht der geforderten Unterlassung nach, werden weitere Schritte wie die Klage geprüft. Im Fall von getyourticket beobachten wir aktuell genau, wie sich das Unternehmen verhält und schließen eine Klage nicht aus.”

Fans und Veranstaltende betroffen

Missbräuchliche Praktiken beim unautorisierten Tickethandel schaden nicht nur dem Publikum, sondern allen Stakeholdern eines Konzertes: Weder Künstler:innen noch Veranstaltende werden an den Gewinnen, die mit der Kartenspekulation erzielt werden, beteiligt. Sie haben keinen Einfluss darauf, dass Tickets auf dem Zweitmarkt mit gewaltigen Preisaufschlägen, aber ohne eigene Leistung und eigenes wirtschaftliches Risiko weiterverkauft werden.

Sonia Simmenauer, Präsidentin des BDKV und Geschäftsführerin des Impresariats Simmenauer, sagt: „Kartenpreise sind immer das Ergebnis einer sorgfältigen und individuellen Kalkulation auf Seiten der Künstler:innen und Veranstaltungsunternehmen. Grundlage sind die Veranstaltungskosten, die zu erwartende Publikumsauslastung und die Frage, welcher Preis dem spezifischen Publikum zumutbar ist. Treibt der Schwarzmarkt die Preise, werden dadurch die Kultur-Budgets der Konsument:innen verbraucht, ohne dass Künstler:innen und Veranstalter:innen davon profitieren. Ganz im Gegenteil: Wer für ein Konzert zu viel bezahlt, wird diese Kosten durch den Verzicht auf das nächste Konzertereignis einsparen müssen.

Zusätzlich trägt das unlautere Geschäftsgebaren dazu bei, dass Konzerttickets insgesamt als stark überteuert wahrgenommen werden, was ein schlechtes Licht auf die gesamte Branche wirft. Dabei sind Konzerte Orte der Begegnung, des Austausches und Foren eines gesellschaftlichen Miteinanders! Das allerdings nur, solange die Schwellen zur Teilhabe nicht weiter künstlich erhöht werden.”

Wie funktioniert die Masche und wie kann man sich schützen?

Das typische Muster: Unautorisierte Kartenverkäufer:innen versuchen, in den Trefferlisten von Suchmaschinen möglichst weit oben platziert zu werden, damit die Fans gleich beim ersten Klick auf ihrem Shop landen. Kartenkäufer halten diese Angebote für autorisiert und bekommen einen sicheren Kauf zum Normalpreis vorgegaukelt. Suchmaschinen ermöglichen diese Irreführung, indem sie Werbung von nicht autorisierten Ticket-Weiterverkaufsplattformen wie Viagogo prominent platzieren. Zudem versuchen dubiose Kartenverkäufer:innen oft, einen künstlichen Zeitdruck zu schaffen, indem sie beim Verkaufsvorgang suggerieren, es wären nur noch wenige Karten verfügbar.

Ein aktuelles Beispiel für einen unseriösen Ticketshop ist die Webseite www.getyourticket.de. Die Betreiber dieser Webseite operieren mit einem falschen Firmennamen und sonstigen falschen Impressumsangaben – eindeutige Anzeichen dafür, hier vorsichtig zu sein.

Für fairen und transparenten Tickethandel

„Kriminelle Praktiken auf dem Ticketmarkt gefährden die gesamte Konzertbranche: während wir noch immer mit Fachkräftemangel, gestiegenen Produktionskosten und Inflation kämpfen, treffen uns die überzogenen Schwarzmarktpreise hart. Sie verzerren den Blick auf Ticketpreise und gefährden das Vertrauen der Fans in die Künstler:innen und in uns. Der BDKV kämpft daher seit vielen Jahren dafür, den kriminellen Ticketzweithandel zu unterbinden. Zum einen mit rechtlichen Schritten, zum anderen durch die Aufklärung des Publikums und die Förderung präventiver Maßnahmen”, erläutert Johannes Everke, Geschäftsführer des BDKV.

Ein wichtiger juristischer Meilenstein: Der Bundesgerichtshof hat die Nichtzulassungsbeschwerde der Ticketzweitmarkt-Plattform Ticketbande mit Beschluss vom 26.11.2020, Az I ZR 42/20 zurückgewiesen. Damit ist das Urteil des OLG Celle vom 27.02.2020 rechtskräftig, in dem das Oberlandesgericht die Wirksamkeit der „BDKV-Weiterverkaufsverbots-Klausel" bestätigt und Ticketbande verboten hatte, Eintrittskarten, bei denen die BDVK-Klausel einbezogen wurde, zum Verkauf anbieten zu lassen.

Ein weiterer Baustein ist die gezielte Unterstützung von Veranstaltungsunternehmen: Die Kooperation mit der europäischen FEAT (Face-Value European Alliance for Ticketing) bietet beispielsweise mit der Kampagne MAKE TICKETS FAIR! Veranstaltenden die Möglichkeit, ihre Veranstaltungen zu registrieren und etwa durch Personalisierung von Tickets aktiv gegen kriminelle Einflussnahme zu schützen. „Die juristische Bekämpfung der Symptome wird von uns von umfassender Prävention und Aufklärungsarbeit bei den Fans flankiert. Dadurch tragen wir effektiv dazu bei, den Tickethandel fair, transparent und letztlich im Sinne der vielen Menschen vor, auf und hinter den Konzertbühnen zu gestalten”, schließt Everke.

Links

Absätze