Barbara Frey, Theaterregisseurin und Intendantin der Ruhrtriennale 2021–23, erhält den diesjährigen Schweizer Grand Prix Darstellende Künste / Hans-Reinhart-Ring. Wie durch das Schweizer Bundesamt für Kultur bekanntgegeben, wird mit dem höchsten Schweizer Theaterpreis das Schaffen von Barbara Frey sowohl als „außergewöhnliche Künstlerin“ als auch „umsichtige Intendantin“ am Schauspielhaus Zürich und aktuell bei der Ruhrtriennale geehrt, wie es in der Jurybegründung heißt. Die Preisverleihung findet am 21. Oktober 2022 im Théâtre de Carouge im Kanton Genf statt.

Barbara Frey, geboren 1963 in Basel, arbeitet seit 30 Jahren kontinuierlich als Regisseurin und war von 2009 bis 2019 als erste Frau Intendantin des Schauspielhauses Zürich. Aktuell ist sie Intendantin der Ruhrtriennale 2021–23, das jährliche Festival der Künste der Metropole Ruhr. Sie studierte in Zürich Germanistik und Philosophie und spielte als Schlagzeugerin in verschiedenen Schweizer Bands. 1988 kam sie als Musikerin und Regieassistentin unter Frank Baumbauer ans Theater Basel. Zu Beginn ihrer Karriere führte sie in der freien Szene Regie. Es folgten Stationen an großen Theaterhäusern in Deutschland. Neben mehreren Einladungen ans Berliner Theatertreffen erhielt sie 2016 einen Schweizer Theaterpreis für ihre Verdienste um das Theaterschaffen in der Schweiz. Sie arbeitet an namhaften deutschsprachigen Bühnen, darunter regelmäßig am Burgtheater Wien, wo 2020 die Produktion „Automatenbüfett“ von Anna Gmeyner entstand. Damit wurde sie zum Berliner Theatertreffen 2021 eingeladen und mit dem Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie „Beste Regie“ ausgezeichnet.

Für die Ruhrtriennale 2022 inszenierte Barbara Frey „Das weite Land“ von Arthur Schnitzler in der Jahrhunderthalle Bochum, für die Festivalausgabe 2021 Edgar Allen Poes „Der Untergang des Hauses Usher“ in der Maschinenhalle der einstigen Zeche Zweckel in Gladbeck. Beide Inszenierungen entstanden in Koproduktion mit dem Burgtheater Wien in der Direktion von Martin Kušej und dessen herausragendem künstlerischen Ensemble.

„Barbara Frey ist ein Vorbild in gleich mehreren Rollen. Da ist die Regisseurin, die Künstlerin, die mit intellektueller Strenge den großen Stoffen der Literatur nachhorcht, Abgründe auslotet und die Nachtseiten unserer menschlichen Existenz in große Bilder übersetzt. Ihre Sprache ist die Detailfülle der Figuren in orchestrierten Tableaus. Nie sind das leere Ideengebäude, immer werden ihre Inszenierungen zum Erlebnisraum für die Sinne. Es gibt diese wunderbaren ‚Lücken‘, sie darf ich als Zuschauer besetzen − eben, weil nicht alles auserzählt wird. Ich werde eingeladen zu einer Komplizenschaft, in der Platz ist für meine eigene Fantasie. Und da ist die Intendantin Barbara Frey. Auch hier setzt sie auf Gemeinschaften. Sie wachsen zu lassen braucht Zeit, vor allem aber Aufmerksamkeit für jeden einzelnen. Wer Intendant*in sein will, muss gestalten wollen. Dass dies auch ohne Brechstange geht, hat Barbara Frey in ihrer zehnjährigen Intendanz in Zürich bewiesen und setzt diesen Weg auch als Intendantin der Ruhrtriennale weiter fort. Die Jury ehrt mit dem Grand Prix Darstellende Künste / Hans-Reinhart-Ring eine außergewöhnliche Künstlerin und umsichtige Intendantin,“ so Jurymitglied Markus Joss.

Der dotierte Schweizer Grand Prix Darstellende Künste / Hans-Reinhart-Ring setzt die Tradition des seit 1957 von der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur (SGTK) verliehenen wichtigsten Schweizer Theaterpreises fort und ehrt eine Persönlichkeit oder Institution des Schweizer Schaffens in den Darstellenden Künsten. Die Preissumme beträgt 100.000 Franken.