Mit einer Aufführung von Bachs Messe in h-Moll ging gestern Abend das Bachfest Leipzig 2010 in der restlos ausverkauften Leipziger Thomaskirche zu Ende. Sir John Eliot Gardiner, The Monteverdi Choir und The English Baroque Soloists beschließen ein Bachfest Leipzig, das von Anfang an durch Konzerte von allerhöchster Qualität mit bedeutenden Künstlern aus aller Welt überzeugte.
Vom 11. bis 20. Juni boten Bachfest Leipzig und die Neue Bachgesellschaft im Zusammenhang mit deren 85. Bachfest insgesamt 114 Veranstaltungen in der Musikstadt an. Den 200. Geburtstag Robert Schumanns und dessen enge Verbindung zu Johannes Brahms nutzte das Bachfest Leipzig für einen programmatischen Brückenschlag zwischen dem musikalischen Leipzig des 18. und des 19. Jahrhunderts. "Der große Erfolg des Bachfests Leipzig 2010 beweist, dass ein sorgfältig zusammengestelltes Programm, eine fundierte Dramaturgie und erstklassige Künstler eine erlesene Mischung darstellen, die das Publikum begeistert annimmt.", resümiert Dettloff Schwerdtfeger, Geschäftsführer des Bach-Archivs Leipzig.
Auf ein herausragendes Eröffnungskonzert mit Werken aller drei Protagonisten des diesjährigen Bachfests unter Leitung von Thomaskantor Georg Christoph Biller folgten zahlreiche musikalische Höhepunkte; zum Beispiel die von András Schiff dargebotenen Französischen Suiten, die Aufführung selten gespielter Ratswechsel-Kantaten durch Philippe Herreweghe, das nahezu unbekannte Requiem in Des-Dur von Robert Schumann, aufgeführt unter Leitung von Christoph Spering oder die Uraufführung von Sir Harrison Birtwistles "Angel Fighter" in der Thomaskirche. Die seit 1709 erstmalige Wiederaufführung von Johann David Heinichens Barockoper "Die Lybische Talestris" im Goethe-Theater Bad Lauchstädt geriet mit einer Dauer von viereinhalb Stunden zu einem abendfüllenden, rauschenden Fest barocker Aufführungspraxis. "Das Bachfest Leipzig ist einzigartig. Aufführungen an den historischen Wirkungsstätten Bachs in Leipzig und Umgebung, mit dem Thomanerchor und dem Gewandhausorchester bilden eine einmalige Konstellation. Viele der aufgeführten Konzertprogramme sind in dieser Form nur in Leipzig zu hören", so Schwerdtfeger weiter.
Die Bach-Medaille der Stadt Leipzig 2010 erhielt der weltweit gefeierte Bach-Interpret und Leiter des Collegium Vocale Gent Philippe Herreweghe, der damit als bedeutender Protagonist der historisch orientierten Aufführungspraxis unserer Zeit geehrt wurde. Dem renommierten Dirigenten sind nicht nur wegweisende Aufführungen und Einspielungen der Vokalwerke Johann Sebastian Bachs zu verdanken; sein künstlerisches Engagement gilt ebenso der Musik des 19. Jahrhunderts, vor allem den Kompositionen von Mendelssohn, Schumann, Brahms und Bruckner.
An zehn Veranstaltungstagen wurden in diesem Jahr knapp 65.000 Besucher beim Bachfest gezählt: "Obwohl das Bachfest einen Tag kürzer war als im vergangenen Jahr, konnten wir die Besucherzahlen stabil halten. Das ist ein hervorragendes Ergebnis, das auch durch die tiefe Akzeptanz des Festivals in der Leipziger Bevölkerung erreicht wird." Der Anteil der Gäste, die aus Leipzig und Umgebung kommen, liegt bei etwa einem Viertel aller Besucher. Zahlreiche Bachfest-Veranstaltungen sind unentgeltlich. Rund 9.000 Besucher wurden bei den Open-Air-Konzerten auf dem Augustusplatz gezählt. Zu "Bach im Bahnhof", einer Veranstaltungsreihe in Kooperation mit den Promenaden Hauptbahnhof Leipzig, kamen rund 8.000 Besucher, die sich die Aufführungen angehört, die Ausstellungen des Bach-Museums und des Schumann Vereins Leipzig angesehen und an Mitmach-Aktionen teilgenommen haben. Das Familienprogramm des Bachfests erlebte mit einem Familientag in der Alten Handelsbörse seinen Höhepunkt. Rund 750 Kinder und Erwachsene besuchten die verschiedenen Programmpunkte.
Das nächste Bachfest Leipzig findet vom 10. bis 19. Juni 2011 unter dem Motto "...nach italienischem Gusto" statt. Dann rückt das Bachfest zwei bedeutende Musikerpersönlichkeiten und ihre Jubiläen in den Mittelpunkt: Franz Liszt, dessen 200. Geburtstag sich am 22. Oktober 2011 jährt, und Gustav Mahler, der vor 100 Jahren, am 18. Mai 1911, in Wien verstarb. Für beide Tonsetzer waren die Werke des großen Thomaskantors von wegweisender Bedeutung. Erwartet werden: Thomanerchor Leipzig, Georg Christoph Biller, Gewandhausorchester Leipzig, Herbert Blomstedt, Nuria Rial, L’Arpeggiata, Christina Pluhar, Il Giardino Armonico, Giovanni Antonini, Regensburger Domspatzen, Concerto Köln, Roland Büchner, Opera Fuoco, David Stern, Venice Baroque Orchestra, Andrea Marcon, Akademie für Alte Musik Berlin, René Jacobs u. a.
Der Vorverkauf startet am 15. Oktober 2010.
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