„Uns Menschen tut Musik gut.“ Diese Botschaft vom Bundespräsidenten Horst Köhler ist in Deutschland auf fruchtbaren Boden gefallen. Jedes Jahr lernen Hunderttausende von Menschen, auch Frauen und Männer über 50, ein Instrument oder erleben zum ersten Mal das Erlebnis, gemeinschaftlich in einem Chor zu singen. Zum „Tag der Hausmusik“ am 22. November ziehen Vertreter deutscher Musikverbände eine positive Bilanz ihrer Aktivitäten. Über acht Millionen Menschen spielen in Orchestern, Ensembles, aber auch in Rock- und Jazzgruppen oder singen in Chören. Die Präsidentin des Deutschen Musikverleger-Verbandes (DMV), Dagmar Sikorski, sprach anlässlich des „Tages der Hausmusik“ von einer Aufbruchstimmung für das aktive Musizieren und sieht Anzeichen für eine Verbesserung der Talentförderung auf dem deutschen Musikmarkt.

Der Präsident des Gesamtverbandes Deutscher Musikfachgeschäfte (GDM), Arthur Knopp, berichtet von einer steigenden Nachfrage bei Noten und Musikbüchern. Gemeinden und Städte in Nordrhein-Westfalen haben sich der Kampagne „Jedem Kind ein Instrument“ angeschlossen, die nun auch bundesweit auf eine große Resonanz stößt. Musikverlegerin Dagmar Sikorski: „Wir müssen der jungen Generation vermitteln, dass es Spaß macht und zur persönlichen Bildung beiträgt zu musizieren, damit man die ganze Faszination der Musik erleben kann.“

Bundespräsident Horst Köhler erklärt: „Musik braucht Musikanten und nicht bloß ‚Tonträger’. Wie schön ist es doch, in einem Konzert oder bei einer Veranstaltung live zu erleben, welche Freude Musik macht - den Musikern und Zuhörern.“ Er stellt die Frage: „Warum ist uns Menschen die Musik, das Singen und Musizieren, so wichtig? Der Bundespräsident antwortet auch gleich: „Ich glaube, es liegt am Wesen der Musik selbst. Sie spricht den ganzen Menschen an: seine Gefühle und seinen Intellekt. Sie bringt alle menschlichen Empfindungen zum Ausdruck: Freude und Stolz, Liebe und Glück, Angst und Schmerz, Trauer und Hoffnung. Wie viele von uns verbinden ein ganz bestimmtes Musikstück, ein Lied, eine Melodie mit einem wichtigen Ereignis aus dem eigenen Leben! Und wenn wir dieses Lied dann wieder hören, dann sind auch die Gedanken und Gefühle wieder da, die wir damals erlebt haben.“ Köhler: „Darum ist es so wichtig, die Freude an der Musik und am Musizieren auch zu pflegen und zu fördern.“

Nach Meinung des Bundespräsidenten gehe es um die Unterstützung von Musikern, aber auch um die Unterstützung der zahlreichen Vereine und Vereinigungen, die sich dem Musikleben verschrieben haben. „Durch ihre Vielzahl und ihre Vielfalt prägen sie das reiche und bunte kulturelle Leben in unserem Land entscheidend mit. Und sie bewahren das kulturelle Erbe unseres Landes. Wie viele Lieder, wie viele alte und neuere Melodien wären schon in Vergessenheit geraten, gäbe es die Gesangvereine, gäbe es die Musikvereine nicht?“

Die deutschen Musikverbände koordinieren selbst Aktionen, um die Jugend zum Musizieren zu motivieren. So beteiligen sich die Musikfachhändler an der „School of Rock“-Kampagne, die in den Schulen auf eine große Resonanz gestoßen ist. Dr. Heinz Stroh, Geschäftsführer der Musikverbände in Bonn, erläutert. „Die Schülerinnen und Schüler lernen von Profis wie eine Band funktioniert. Nach ein bis zwei Schulstunden wird aus der Klasse eine Klassenband formiert, die einen Song einstudiert.“ Eine weitere Aktion zur Förderung des aktiven Musizierens ist das Projekt „Aktion Zukunftsmusiker“ der dm-Gruppe, die vom Gesamtverband Deutsche Musikfachgeschäfte begleitet wird. Auch hier bekommen die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, sich an verschiedenen Musikinstrumenten zu versuchen, um so ihre eigenen Talente zu testen.

Ein sehr erfolgreiches Projekt heißt „Ein Anfang mit Musik“, das seit über 20 Jahren Erziehern und Pädagogen die Möglichkeit gibt, nach neuesten Erkenntnissen zu erlernen, wie man am besten mit Kindern den Musikunterricht gestaltet. Stroh: „Die musikalische Früherziehung gilt als der Grundstein für das spätere aktive Musizieren, besonders dann, wenn im eigenen Elternhaus kein Instrument gespielt wird.“ In den Seminaren vermittelt man den Teilnehmern praxisnah und erlebnisorientiert, wie man die Kinder an das aktive Musizieren heranführt.

Dagmar Sikorski setzt sich für einen zeitgemäßen Musikunterricht an den Schulen ein. Das erfordere aber an den Hochschulen Veränderungen bei den Studiengängen für angehende Musiklehrer, damit die Pädagogen in der Lage seien, die musikalische Früherziehung ebenso den Kindern zu vermitteln wie auch das Klassenmusizieren. „Wir müssen sicherstellen, dass die Begeisterung über das aktive Musizieren von den Kindern aus der Schule auch in die Familie getragen wird“, erklärt Dagmar Sikorski.