In einer Auftakt-Pressekonferenz haben die Macher der Internationalen Chorbiennale 2011 im Spiegelfoyer des Theaters die Chorauswahl und das Programm des diesjährigen Aachener Chorfestivals bekannt gegeben. Die Akteure seien zuversichtlich, an den ungeheuren Erfolg von 2009 mit 12.000 chorbegeisterten Besucher anknüpfen zu können, sagte Kulturdezernent und Stadtdirektor Wolfgang Rombey. Dabei habe man im Wesentlichen die Struktur von 2009 beibehalten - nichtsdestotrotz gebe es eine Reihe von Neuerungen und die ein oder andere Ausweitung im Programm und den Chören.

Vom 19. Juni bis 3. Juli präsentiert sich die Internationale Chorbiennale 2011 mit 14 hochrangigen Konzerten und der „Langen Chornacht“. Die Konzerte finden nicht nur wie gewohnt in den Aachener Kirchen, dem Eurogress und dem Krönungssaal statt: Neue Veranstaltungsorte wie der alte Kinosaal des Elysee Tanzpalastes und das Ludwig Forum zeigen die Absicht für außergewöhnliche Konzerterlebnisse auf.

Starten wird das Festival mit einem Auftaktkonzert am 19. Juni, eine knappe Woche vor dem eigentlichen Festival, um die Aufmerksamkeit der Bevölkerung und der Medien besser zu bündeln. Dazu wird der WDR Rundfunkchor Köln unter Chefdirigent Rupert Huber nach Aachen kommen und die schillernde und sehr anschauliche Klangkomposition „Cry“ des Briten Gilles Swayne für 28 Stimmen und Verstärkung aufführen, die die Erschaffung der Welt zum Thema hat.

Generalmusikdirektor Marcus Bosch erläuterte den Themenschwerpunkt der 2. Internationalen Chorbiennale, in deren Zentrum unter dem Motto „very british!“ englische Chormusik stehen wird. Dabei können die Chöre aus einer unglaublichen Fülle von Musik schöpfen: Beginnend mit der Hochblüte der englischen Musik im goldenen Zeitalter von John Dowland, William Byrd, dem „Orpheus Britannicus“ Henry Purcell und Georg Friedrich Händel, über die Klänge eines Edward Elgar, die augenblicklich das englische Nationalbewußtsein evozieren, bis hin zu der überaus spannenden Musik des 20. Jahrhunderts, die nicht so hermetisch verschlossen wie auf dem Kontinent daherkommt. Benjamin Brittens „War requiem“, 1962 als Gedenk- und Versöhnungswerk in der von deutschen Bombern im Zweiten Weltkrieg zerstörten und wiedererbauten Kathedrale von Coventry uraufgeführt, bildet den thematischen Fluchtpunkt der Chorbiennale 2011, aufgeführt von über 240 exzellenten Choristen, herausragenden Gesangssolisten und dem großbesetzen sinfonieorchester Aachen.

Prof. Fritz ter Wey, Leiter des Jungen Chor Aachen und emeritierter Professor für Chorleitung, zeigte die Besonderheit der englischen Chortradition auf: Der eingeladene Rochester Cathedral Choir unter Scott Farrell besteht aus je drei Sängern in den drei Unterstimmen (bis hinauf in den Alt, der auf dem Kontinent eigentlich nur von Frauen gesungen wird); hinzu kommen 18 Knaben für den Sopran.

Als ihr „Star aus Oslo“ titulierte die Chorbiennale den international renommierten Kammerchor Grex vocalis, der von dem Doyen der skandinavischen Chorleiter, Carl Hogset dirigiert wird. Ein weiterer skandinavischer Chor, dessen Klangkultur nicht mit der westdeutschen vergleichbar ist, kommt nach Aachen: Harald Nickoll, Leiter des Kammerchores Carmina Mundi stellte den ältesten Universitätschor Schwedens, Allmänna Sången, vor, der trotz der Midsommer-Nacht verpflichtet werden konnte. Als Profichor präsentierte Martin te Laak das Collegium vocale zu den Franziskanern, Luzern, der bestehend aus Gesangsstudierenden der gesamten Schweiz unter der Leitung der jungen, vielversprechenden Dirigentin Ulrike Grosch konzertieren wird.

Schließlich ist die Singakademie Dresden unter Prof. Ekkehard Klemm mit im Boot, die eine Passionsmusik nach Lukas von dem Dresdener Kreuzkantor Rudolf Mauersberger aufführen wird, der sechs Jahre in Aachen gewirkt hat.

Eine völlig neue Farbe bringt die belgische A cappella-Formation „Witloof bay“ in das Festivalprogramm ein. Vermittelt von Hans Leenders zählt dieses Ensemble nicht nur den amtierenden Weltmeister in Beatboxing (Body-Percussion) zu seinen Mitgliedern. „Witloof bay“ aus Namur wird beim kommenden European Song Contest in Düsseldorf im Mai ihren Heimatstaat vertreten.

Alle aufgezählten Gastchöre werden jeweils zusammen mit den international ausgezeichneten Aachener Chören Carmina Mundi, Aachener Kammerchor, Der Junge Chor Aachen und dem Madrigalchor Aachen die Chorkonzerte ausrichten.

Wie die Leiterin der Kulturstabsstelle der StädteRegion, Dr. Nina Mika-Helfmeier, ausführte, engagiert sich die Städteregion Aachen ebenfalls bei der Chorbiennale. Es sei Ausdruck der Hochachtung dessen, was bisher stattgefunden habe. Bei einem eigenen Konzertabend präsentiert die StädteRegion ihre besten Chöre, die in Kürze von einer Jury ausgewählt werden. Sparkassenvorsitzender Hubert Herpers schloss sich diesem Urteil an und lobte den hervorragenden Zusammenschluss der Chöre, der Stadt und begründete damit das hohe Engagement der Sparkasse Aachen als Festivalsponsor 2011.

Der Künstlerische Produktionsleiter, Ansgar Menze informierte, dass sich für die Lange Chornacht 2011 bereits über 50 Chöre und Vokalensembles beworben haben. Auch an den erfolgreichen Lunchkonzerten zur Mittagszeit, musikalisch gestalteten Gottesdiensten, öffentlichen Proben, Künstlergesprächen und der allabendlichen CHORbi-Lounge „Sing and Chill“ sowie dem mitternächtlichen „Farewell“ mit 1500 Sängerinnen und Sängern am letzten Tag vor dem Aachener Rathaus hält die Chorbiennale fest. 11 Tage lang schafft das Festival eine unverwechselbare Atmosphäre in Aachen und freut sich auf ein ebenso kundiges wie neugieriges und begeisterungsfähiges Publikum.