Heute konnte Dr. Armin Brinzing (Leiter der Bibliotheca Mozartiana) sechs Briefe (bzw. Entwürfe) aus dem Nachlass von Maximilan Stadler, die sich in deutschem Privatbesitz befinden, als Dauerleihgabe für die Stiftung Mozarteum entgegennehmen. Der Briefwechsel um den sogenannten „Requiem-Streit“ ist leider nicht mehr vollständig erhalten, doch erlaubt er einen anschaulichen Einblick in die Anstrengungen von Mozarts Witwe und deren Unterstützern um das Andenken des großen Komponisten und stellt somit eine erfreuliche Erweiterung des Bestandes der Bibliotheca Mozartiana dar.

Maximilian Stadler, ein seinerzeit nicht unbedeutender Komponist, war mit Mozart persönlich bekannt. Nach dessen Tod machte er sich besonders dadurch verdient, dass er die Witwe Constanze Mozart und deren späteren zweiten Ehemann Georg Nikolaus Nissen bei der Ordnung von Mozarts musikalischem Nachlass unterstützte. Auch vollendete er – wohl im Auftrag der Witwe – einige jener Werke, die Mozart als Fragmente hinterlassen hatte.

Er war damit dafür prädestiniert, als Gegenspieler des deutschen Schriftstellers und Komponisten Jacob Gottfried Weber aufzutreten, der im Jahre 1825 den sogenannten „Requiem-Streit“ auslöste. Da der Öffentlichkeit wesentliche Fakten über die Entstehung des Requiems und dessen Vollendung durch Franz Xaver Süßmayr zu dieser Zeit noch unbekannt waren, entstanden vielerlei Spekulationen. Weber ging dabei so weit, in verschiedenen Veröffentlichungen zu behaupten, von dem vorgeblichen Requiem sei letztlich „kein einziges Stück rein Mozarts Arbeit“. Mozart habe zwar – das war hinreichend durch Dokumente belegt – vor seinem Tod an einem Requiem gearbeitet, dieses „echte“ Requiem sei aber verschollen.

Im Rahmen dieser Auseinandersetzungen trat Stadler als Verteidiger der Echtheit des Requiems mit mehreren Publikationen an die Öffentlichkeit. Stadler wusste über die Vorgänge gut Bescheid, war er doch zeitweise selbst an den Bemühungen um die Vollendung von Mozarts Requiem beteiligt. In einem der Briefe schreibt er dazu an Constanze Nissen-Mozart:

„Ich habe von meiner Seite nichts als meine Pflicht erfüllt, die Ehre ihres unsterblichen Gatten zu retten, und ich werde fortfahren so lange sie zu verteidigen bis dass sein unwürdiger Gegner [gemeint ist Jacob Gottfried Weber] zum schweigen gebracht wird.“

Neben eigenen Briefen Stadlers (diese im Konzept) sind zwei Briefe von Franz Xaver Wolfgang Mozart (Mozarts jüngerem Sohn) und ein Brief des deutschen Musikverlegers Johann Anton André (der 1799 von der Witwe Mozarts dessen musikalischen Nachlass erworben hatte) vorhanden.

Auch ein – leider unvollständig erhaltener – Brief von Constanze Mozart kommt mit dieser Leihgabe in die Bibliotheca Mozartiana. Diesen Brief an Stadler unterzeichnete sie als:

„Ihre freundin
und dienerin Constanza
Etatsrathin von Nissen
gewesene Wittwe Mozart“.


Die Bibliotheca Mozartiana ist die weltweit größte Spezialbibliothek zu Leben und Werk Wolfgang Amadeus Mozarts. Sie umfasst etwa 35.000 Literaturtitel (Bücher, Aufsätze) und mehr als 6.000 Musikalien. Darüber hinaus verwahrt sie die weltweit umfangreichste Sammlung an Briefen und anderen Originaldokumenten Mozarts und seiner Familie. Als Präsenzbibliothek dient sie in erster Linie der Forschung. Der Online-Katalog dient auch als Mozart-Bibliographie.

Öffnungszeiten:
Bibliotheca Mozartiana
Stiftung Mozarteum Salzburg
Schwarzstr. 26, 1. Stock
Wochentags: 9.00 bis 12.00 und 14.00 bis 17.00 Uhr
Voranmeldung erbeten

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