Dass der Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" in drei Jahren 50 Jahre alt wird, merkte man ihm in seinem 47. Jahr nicht an: Heiter, voller Energie, offen für Neues und attraktiv für Kenner der Materie ebenso wie für "Jugend musiziert"-Neulinge. Vom 21. bis 28. Mai fand der Bundeswettbewerb in Lübeck statt. Er endet heute mit einem Festakt, in dessen Rahmen herausragende Musiker und Musiker mit Sonderpreisen ausgezeichnet wurden.

„Wir sind stolz und glücklich, dass die Hansestadt Lübeck Gastgeberin für den Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" ist, denn Musik hat in Lübeck eine lange Tradition“, so hatte Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer die 2.400 Jugendlichen, ihre Eltern, die mitgereisten Lehrer und "Jugend musiziert"-Schlachtenbummler begrüßt. Mehr als 4.000 Gäste nahmen die Einladung gerne an und bevölkerten die Musik- und Kongresshalle, die Wertungsorte, Kirchen, Straßen und Plätze der Hansestadt.

In den Tagen zwischen dem 21. und 27. Mai herrschte an 22 Orten im Stadtgebiet von Lübeck hoch konzentrierte Prüfungsatmosphäre, denn im Mittelpunkt standen in 17 Instrumental- und Vokalkategorien die Vorspiele der Nachwuchsmusikerinnen und –musiker vor den 23 Jurygremien. Der Norddeutsche Rundfunk mit seinem Programm NDR Kultur informierte über den Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" und trug so dazu bei, dass zahlreiche Lübecker Bürger die rund 1.500 Wertungsspiele besuchten und mit Applaus und Interesse für eine motivierende Konzertstimmung sorgten.

Das galt auch für den enormen Besucherandrang im Begrüßungskonzert und den zwei Abendkonzerten in Lübeck. Dort konnten die eben ermittelten Bundespreisträger vor mehr als 1.000 Zuhörern ihr musikalisches Können präsentieren. Auch zum Preisträgerkonzert im Landeskulturzentrum Salzau machten sich mehr als 400 musikinteressierte Holsteiner auf.

"Jugend musiziert" konnte Bundesjugendministerin Dr. Kristina Schröder beim Abschlusskonzert am 27. Mai begrüßen. In ihrer Ansprache sagte die Preisstifterin: „Den eigenen Ton zu halten und gleichzeitig andere Stimmen zuzulassen, mit ihnen zusammenzuspielen: Das sind Fähigkeiten, die wir nicht nur beim Musizieren brauchen, sondern auch im täglichen Umgang. Dass sie Rhythmus, Takt und Harmonie beherrschen, haben alle Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmer gezeigt. Deshalb kennt ‚Jugend musiziert’ auch nur Gewinner – viele Talente, die unsere Gesellschaft ein klein bisschen reicher machen“, so die Ministerin. Darüber hinaus sicherte sie die Mittel des Bundesjugendministeriums zur Förderung des Projektes "Jugend musiziert" auch weiterhin zu.

Beachtlich im Bundeswettbewerb 2010 war die hohe Teilnehmerzahl. Sie allein sagt noch nichts über die Qualität aus, auch wenn daran abzulesen ist, welchen Stellenwert die Teilnahme an "Jugend musiziert" für Nachwuchsmusiker hat. An der Zahl der ersten, zweiten und dritten Bundespreise ist sie jedoch deutlich abzulesen: 418 Teilnehmer erhielten einen 1. Bundespreis, 653 einen 2. Bundespreis und 668 einen 3. Bundespreis

Im Abschlusskonzert wurden darüber hinaus renommierte Sonderpreise verliehen: der mit 5.000 Euro dotierte „Sonderpreis für Familienensembles“ der Sparkassen-Finanzgruppe ging an Martha und Paul Schnieber aus Bremen in der Kategorie „Harfen-Ensemble“. Den „Eduard-Söring“-Preis, ein Jahresstipendium der Deutschen Stiftung Musikleben in Höhe von 6.000 Euro erhielt die 17-jährige Geigerin Felicitas Frey aus Ebringen, der mit 1.500 Euro dotierte „Hans Sikorski-Gedächtnispreis“ Deutschen Stiftung Musikleben ging an den 17-jährigen Cellisten Jonas Palm aus Affalterbach.

Mit dem Erhalt eines Bundespreises stehen den Jugendlichen zudem weitere Förderprojekte offen. Dazu gehören Einladungen zum Probespiel für das Bundesjugendorchester, zu Kammermusikkursen, zu Konzertauftritten im In- und Ausland oder zum Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds, einer gemeinsamen Initiative der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Stiftung Musikleben.

Als echter Publikumsmagnet erwies sich die erstmals auf Bundesebene angebotene Kategorie „Gesang (Pop)“. Die 111 Jugendlichen, die sich dafür qualifiziert hatten, präsentierten sich nicht nur mit überraschend hohen Leistungen, sondern auch vor dicht besetzten Publikumsreihen und in entspannter Clubatmosphäre. Dazu der Vorsitzende von "Jugend musiziert", Prof. Reinhart von Gutzeit: „Die Eindrücke aus der Kategorie Popgesang sind überaus erfreulich. Wer die Einführung bei "Jugend musiziert" im Vorfeld noch kritisiert hatte, konnte nun erleben, dass hier keineswegs eine Castingshow veranstaltet wurde. Viel mehr sucht "Jugend musiziert" die besten jungen Künstler und Interpreten, denn neben der Interpretation verschiedener Songs musste jeder Teilnehmer dieser Kategorie auch a capella singen und ein selbst komponiertes Stück vortragen.“

Organisatorisch und logistisch stellte der 47. Bundeswettbewerb jedoch eine große Herausforderung dar. "Jugend musiziert" war dankbar, auf Bundesebene und im Land Schleswig-Holstein auf starke Partner zählen zu können und in der Hansestadt Lübeck ein dicht gewebtes Netzwerk bürgerschaftlichen Engagements vorzufinden, mit dessen Hilfe die Veranstaltung finanziell gesichert werden konnte:

Neben Zuwendungen aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und denen des Hauptsponsors Sparkassen Finanzgruppe, beteiligte sich die Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein mit 100.000 Euro am Bundeswettbewerb. Auf kommunaler Ebene flossen 200.000 Euro der Possehl-Stiftung Lübeck, 40.000 Euro der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck. Geldwerte Leistungen der Hansestadt Lübeck einschließlich der so genannten städtischen Beteiligungen (Theater Lübeck GmbH, Lübecker Musik- und Kongresshallen GmbH) im Wert von rund 94.000 Euro stockten die Fördermittel auf. Die Musikhochschule Lübeck stellte für sieben Tage ihren Lehrbetrieb ein und machte rund 50 Übe-, Einspiel- und Wertungsräume nutzbar. Das Theater der Hansestadt Lübeck stoppte für "Jugend musiziert" den regulären Spielbetrieb für eine Woche.

Seit 1963 wird der Bundeswettbewerb an wechselnden Orten in Deutschland ausgetragen. Der Wettbewerb steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten, Träger ist die Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbH.