Über 850 Musiklehrerinnen und Musiklehrer aus Deutschlands Haupt-, Real-, Gesamt-, Förder-, Grund-, und Regelschulen, Gymnasien sowie DozentInnen und ProfessorInnen von Musikhochschulen und Universitäten trafen sich vom 22. bis zum 25. September 2005 in Nürnberg. Anläßlich des 40. Bundeskongresses des Arbeitskreises für Schulmusik (AfS) beschäftigten sie sich mit Wunsch und Wirklichkeit eines schülerorientierten Musikunterrichts. Die Teilnehmenden konnten sich aus über 230 Veranstaltungen ihr individuelles Tagungsprogramm zusammen stellen.

Der inhaltliche Rahmen war weit gespannt: Die Musiklehrenden debattierten aktuelle musikpädagogische Fragen, lernten neue Methoden eines fächerverbindenden oder ganzheitlichen Musikunterrichtes kennen, probierten vielfältige Möglichkeiten instrumentalen oder vokalen Musizierens im Klassenverband aus oder informierten sich über aktuelle Fragestellungen aus Musikgeschichte und Musikwissenschaft. Dabei standen sicherlich die zahlreichen musikpraktischen Kurse im Zentrum, deren unglaubliche Nachfrage dokumentierte, wie wichtig und richtig hier die Schwerpunktsetzungen des AfS sind. Es beeindruckte die Vielfalt, Kreativität und Qualität der Kurse zu Tanz und Bewegung: Ob Streetdance, philipinische Escrima, brasilianische Capoeira oder bayrischer Volkstanz – die auf dem Kongress erlebte Tanzfreude wird hoffentlich auch die bewegungsmüden Schülerinnen und Schüler zu Hause in Schwung bringen.

Darüber hinaus war eine gewisse Professionalisierung im Bereich des Klassenmusizierens zu beobachten, wo Musikinstrumentenhersteller Schulen als wichtige Partner entdecken: Neben den von Yamaha geförderten Streicher- und Bläserklassen präsentierten sich zum Beispiel die Young Americans, die eine Schule für einige Zeit in eine Musicalbühne verwandeln können oder das Projekt 1st Class Rock. Fragte sich mancher Lehrer besorgt, wie das dazu nötige Geld aufzutreiben sei – nicht selten kostet eine Grundausstattung ca. 10.000 Euro – konnte er immerhin auch eine Veranstaltung zum „Schulsponsoring“ besuchen.

Ein ausgesprochen großes Interesse zeigten die Musikpraktiker auch an theoretisch ausgerichteten Kursen: Das öffentliche Streitgespräch zwischen Werner Jank (Musikhochschule Mannheim) und Wolfgang Martin Stroh (Uni Oldenburg) über das Konzept eines aufbauenden Musikunterrichts war bis auf den letzten Platz besetzt und die Diskussion war bei abendlichen Rostbratwürstchen mit Kraut noch lange nicht beendet.

Überhaupt die bayrische Kultur: Neben dem umwerfenden Konzert der Biermösl Blosn war – wie vom Land der Pisa-Sieger nicht anders zu erwarten – vor Ort eine umwerfende Logistik aufgefahren, die einen nahezu reibungslosen Ablauf ermöglichte. Dank dem bayrischen Landesverband des AfS mit Helmut Bencker, Wolfgang Pfeiffer, Thomas Münch und Georg Brunner standen über 800 Instrumente und jede nur erdenkliche Technik bereit.

Der Kongress zeigte, wie sich das vielfältige und virulente Musikleben in Deutschland spiegelt in einer Musikpädagogik, die zwar verwurzelt ist in Traditionen, die aber ebenso schnell und professionell reagieren kann auf die Anforderungen einer neuen Zeit und auf die Bedürfnisse junger Generationen. Neben Protesten gegen Streichungen und Kürzungen in der musikalischen Bildung muss gemeinsam darüber nachgedacht werden, wie Musik alte und neue Orte in der Schule besetzen kann. Viele MusiklehrerInnen sind dazu bereit – das hat dieser Bundeskongress in Nürnberg eindrucksvoll belegt.

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