Am 23. Februar 2022 um 20.00 Uhr wird im Rahmen des 4. Philharmonischen Konzerts der Heidelberger Künstlerinnenpreis an die schwedische Komponistin Lisa Streich verliehen.
In ihrem Werk »Himmel« für großes Ensemble setzt Lisa Streich wie mit Pinselstrichen Töne zu Farbwelten zusammen. Dabei erinnern wegbrechende spektrale Akkorde daran, wie uns in der Pandemie das Vertraute verloren geht. Den Himmel über uns zeichnet sie als Klangwelt, die wie ein Gemälde mehr Bestand hat als die Realität. Als Auftragswerk des Collegium Novum Zürich fand die Uraufführung dieses hochaktuellen Werks 2021 in Zürich digital statt. Nun präsentiert das Philharmonische Orchester Heidelberg Streichs »Himmel« als deutsche Erstaufführung.
Der Heidelberger Künstlerinnenpreis zählt zu den wichtigsten Kulturpreisen des Landes und ist weltweit der einzige Preis, der ausschließlich an Komponistinnen vergeben wird. Die Preisträgerin des diesjährigen Preises, Lisa Streich, komponiert klanglich und dramaturgisch subtil. Häufig arbeitet sie mit traditionellen Instrumenten, die durch kleine selbstgebaute motorisierte Geräte präpariert oder modifiziert werden. Tiefe Spiritualität beflügelt Streichs Schaffen wesentlich. Liegen geistliche Sujets und Text zugrunde, verwandeln sie sich bei ihr leicht in Utopisches. Auch die Rolle der Frau in Kunst, Musik und Gesellschaft kommt in ihrem Werk zum Tragen.
Im zweiten Teil des Abends folgt Sergej Prokofjews Konzert für Violine und Orchester Nr.1 D-Dur op.19. Mit einer sanften Kantilene »verträumt« und »sehr leise«, beginnt Prokofjews erstes Violinkonzert aus dem Jahr 1916/17. Das von der Wiener Klassik und von Joseph Haydn inspirierte helle und lyrische Werk überzeugt mit märchenhafter Lyrik und schwindelerregenden Espressivo-Passagen. Atmosphärisch findet sich hier die Stimmung des Sommers wieder. Solistin Alexandra Conunova stellt ihre herausragende Virtuosität, ihren warmen Ton und ihre makellose Technik regelmäßig bei Engagements mit Orchestern wie dem Mariinsky-Orchester, dem Russischen Nationalorchester, dem NDR Sinfonieorchester, oder dem Luzerner Sinfonieorchester unter Beweis.
Pandemiebedingt wurde das Programm angepasst. Statt der geplanten Werke von Francis Poulenc und Maurice Ravel schließt das 4. Philharmonische Konzert mit Franz Schuberts Sinfonie Nr. 4 c-Moll D 417. Mit gerade einmal 19 Jahren komponiert Schubert 1816 im »Jahr ohne Sommer« seine erste Sinfonie in einer Moll-Tonart und gibt ihr den Beinamen die »Tragische«. Die erste öffentliche Aufführung findet jedoch erst über zwei Jahrzehnte nach seinem Tod statt. Dass Schubert von der »tragischen« Sinfonie sprach, liegt wohl an der Tonart c-Moll, die auch Beethoven für seine 5. wählte. Doch trotz des Beinames setzt Schuberts Sinfonie im munteren Schlusssatz in C-Dur einen versöhnlichen Ausklang für dieses besondere Konzert.
Die musikalische Leitung übernimmt in diesem Jahr der renommierte Dirigent Felix Mildenberger. Er ist erster Gastdirigent der Filarmonica Teatro Regio Torino und arbeitete bereits erfolgreich mit Orchestern wie dem London Symphony Orchestra oder dem hr-Sinfonieorchester zusammen. Im Jahr 2020 wurde er mit dem »Prix Young Artist of the Year« des Festivals der Nationen ausgezeichnet. Orchester schätzen an ihm die tiefe Ernsthaftigkeit im Umgang mit der Musik und seine große Musikalität.
Weitere Termine des 4. Philharmonischen Konzerts sind der 24. Februar sowie der 27. Februar 2022 mit einer Vormittagsvorstellung.
Das Konzert und die Preisverleihung werden vom Deutschlandfunk aufgezeichnet. Die Sendung des Programms ist für den 24. April 2022 um 21.05 Uhr im »Konzertdokument der Woche« im Deutschlandfunk geplant.