Am 1. September erscheint die 61. Portrait-CD der Edition Zeitgenössische Musik mit der lang erwarteten Ersteinspielung des Werkes „le tout, le rien“ des Komponisten Jens Joneleit durch das Ensemble Modern unter der Leitung von Franck Ollu.
Zupacken und loslassen, die Willenskraft anspannen – und aufgeben: Der Titel „le tout, le rien“ stellt antithetisch nebeneinander, was unvereinbar scheint. Aber gerade durch diese Widersprüchlichkeit definiert der 1968 geborene Komponist Jens Joneleit das Spannungsfeld, in dem sein monolithisches Werk – ein Zyklus für 27 Solisten – sich bewegt. Erwartungsvoll könnte man sich im Augenblick zwischen dem Lesen des Titels und dem Beginn der Musik einen weiten Raum vorstellen, mit einer freien Konstellation potentieller Klänge. Wie verhalten sie sich zueinander? Wollen sie zu einer Gesamtheit verschmelzen? Oder driften sie, sobald sie angestoßen werden, ins Nichts auseinander? Und was geschieht, wenn womöglich beide Prozesse ineinandergreifen und sich bekämpfen?
Bestimmend für „le tout, le rien“ ist die Beharrlichkeit einer musikalischen Artikulation in Frageform, die sich nicht unterbrechen lassen will. Der Versuch, stets in Anfängen zu denken, stößt in Grenzbereiche der Darstellung und Wahrnehmung vor. Das Zeitgefühl wird durch extreme Tempi auf die Probe gestellt. Permanente Kontraste prägen das Geschehen: schroffe Antithesen, ruckartige Wechsel zwischen verschiedenen Zonen des Denkens. Spannungen und Brüche werden nicht ausgeglichen, sondern betont.
„Le tout, le rien“ entstand zum 25jährigen Bestehen von Ensemble Modern und wurde im Oktober 2005 in Dresden uraufgeführt.
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http://www.musikrat.de