Der zweite Bericht zur Kulturwirtschaft in Hessen, erarbeitet von der HA Hessen Agentur im Auftrag des Hessischen Wirtschaftsministeriums und des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, untersucht „Kultursponsoring und Mäzenatentum in Hessen“. Er analysiert, in welchem Umfang und in welcher Art die private Kulturförderung in Hessen erfolgt, welche Sparten eine solche nichtstaatliche Unterstützung erfahren und welche Motive zu Grunde liegen.

Den Bericht stellten gestern Wirtschaftsstaatssekretär Bernd Abeln und Wissenschaftsstaatssekretär Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard im Frankfurter Städelmuseum vor.

„Ob in Form von Sponsoring durch Unternehmen, Stiftungserträgen, Geld- und Materialspenden oder ehrenamtlicher Tätigkeit – ohne privates Engagement sind Kunst und Kultur in Hessen heute nicht mehr denkbar“, so die Staatssekretäre. Diese Privaten ermöglichen längst ein zusätzliches Kulturangebot, ein hochkarätiges „Mehr“ an Kultur. Firmen schätzen nicht nur ein anregendes kulturelles Umfeld an ihrem Standort. Viele engagieren sich auch vor Ort, in Stadt und Region, für die unterschiedlichsten Veranstaltungen, Projekte und Institutionen.

Von der auf rund 37 Mio. Euro geschätzten monetären Kulturförderung der Privaten in Hessen entfällt der Hauptteil auf das Sponsoring (rund. 25 Mio. Euro), die Stiftungserträge ergeben rund neun Mio. Euro, die Spenden belaufen sich auf 3,5 Mio. Euro. Daneben kommt der Kultur zusätzlich nichtmonetäre Förderung in Form von Sach- und Materialspenden, freiwilligen Dienstleistungen und Ehrenamt zugute, deren Umfang erheblich, aber nicht exakt bekannt ist.

Doch nicht alle Kultursparten profitieren in gleichem Maße vom privatem Engagement. Es gibt eindeutige Präferenzen für die Musik, vor allem die klassische, für die bildende Kunst, meist in Form einer attraktiven Veranstaltung, und für das kulturelle Erbe, worin sich ein hoher Grad an regionaler Verbundenheit offenbart. Zunehmend werden langfristige Partnerschaften angestrebt.

Die Konzentration von Unternehmen im Rhein-Main-Gebiet bildet sich auch in der privaten Förderlandschaft ab: Hier ist der Hauptteil der Sponsoren, Mäzene und Stiftungen ansässig. In Nord- und Mittelhessen ist es für Kulturvorhaben schwieriger, private Gönner zu finden.

Die Motive der Privaten reichen von der Familien- und Unternehmenstradition über die gesellschaftliche Verantwortung in Form des „Good Corporate Citizenship“ bis zu deutlich in Marketingstrategien einbezogene Image- und Profilbildung für Unternehmen durch kulturelles Engagement.

„Nach wie vor macht die private Unterstützung aber nur einen Bruchteil der Gesamtförderung aus: 92,5 Prozent bzw. 464 Mio. Euro stellt die öffentliche Hand bereit“, betonten Abeln und Prof. Dr. Leonhard. Doch der Trend zum privaten Engagement steige, trotz des öffentlichen Kulturauftrages und unabhängig davon, ob die nichtstaatliche Förderung als kompensierend, komplementär oder völlig eigenständige Initiative angesehen werde. Über Mittel und Wege zur Stärkung von Sponsoring, Mäzenatentum, Stiftungswesen und Ehrenamt müssten sich Kultur, Wirtschaft und Politik verständigen. Das Land Hessen begrüße das private Engagement für Kultur in jeder Form.