Das offizielle Programm der diesjährigen Donaueschinger Musiktage ist online. Das internationale Festival für Neue Musik, das vom 16. bis 18.
Oktober 2009 stattfindet, kündigt 16 Uraufführungen von Künstlern aus 9 Nationen an. Es steht in diesem Jahr thematisch ganz im Zeichen des Sinfonieorchesters.

Gleich drei Konzerte werden vom SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg bestritten. Während im Abschlusskonzert am Sonntag, dem 18. 10., in einem gängigen ?Nummernprogramm? die neuesten Kompositionen von Salvatore Sciarrino, Beat Furrer und Rolf Riehm aus der Taufe gehoben werden, beschreitet das Orchester gemeinsam mit dem SWR Vokalensemble in den beiden anderen Veranstaltungen neue Wege der Interaktion zwischen Autor, Interpret und Hörer. Mathias Spahlinger legt mit seinen vierstündigen Orchester-Etüden ?doppelt bejaht? musikalische Konzeptstücke vor, in denen neue musikalische Kommunikationsmodelle austariert werden.
Handelt es sich hier um den Typus einer Orchesterinstallation, die den autonomen Klangraum als plastisches Phänomen ertastet, sucht Manos Tsangaris in seinem szenischen Orchesterprojekt ?Batsheba. Eat The History!? über das rein Musikalische und Ästhetische hinaus, sich mit den sozialen Konstellationen innerhalb des Orchesterapparates auseinander zu setzen. Das Geschehen, dessen Dramaturgie auf der Zusammenschaltung eines historischen Stoffes aus der hebräischen Bibel und eines aktuellen Stoffes aus einem Internetchat beruht, wird sich an verschiedenen Orten der Stadt über zwei Konzerttage hinweg simultan abspielen, mit Orchestermusikern als Darsteller, Schauspieler, Sänger, Automatisten, Laien und Spezialisten. Das Orchester fungiert hier als sozial-theatral-musikalisches Instrument, das durch die Festivalstadt mäandert. Die beiden Stoffe laufen parallel und teilweise synchronisiert ab. Das doppelgesichtige Stück transponiert seinen Zwillingscharakter permanent und latent ins Innere seiner Struktur, nicht nur durch mehrfache Doppelbesetzungen, Zwillingsaufbau von Szenen- und Raumsituationen (und deren weiteren Unterteilungen), sondern auch in der polyphonen Anlage unterschiedlicher Kunstformen. Die Handlungsstränge erzählen von den abgespaltenen Wünschen, Träumen und Identitäten ihrer Protagonisten - ein nur auf den ersten Blick heiteres Spiel, das sogar einen Wellness-Bereich und kulinarische Genüsse für das Publikum vorsieht.

Ein zweiter thematischer Schwerpunkt neben dem Sinfonieorchester wird in diesem Jahr die Arbeit mit live-elektronischem Instrumentarium sein. Zu diesem Zweck wurden die beiden bedeutendsten elektronischen Studios, das Pariser IRCAM und das Freiburger Experimentalstudio des SWR, nach Donaueschingen eingeladen. Während das Freiburger Studio gemeinsam mit der musikFabrik NRW die neuesten Werke dreier Komponisten aus Japan, Peru und den USA, die zwischen 1976 und 1978 geboren wurden, zur Uraufführung bringt, präsentiert das IRCAM gemeinsam mit dem belgischen Ictus Ensemble Werke zweier französischer Komponisten, die ihre ästhetischen Wurzeln in der Popmusik und im Jazz nur bedingt zu verschleiern suchen.

Die SWR2 NOWJazz Session am Samstag, 17. Oktober, 21.30 Uhr, in den Gewerblichen Schulen Donaueschingen setzt mit einer Uraufführung von Gerhard E. Winkler und dem Ensemble Six Plus One ihren Festivalschwerpunkt in der Verräumlichung von Klängen in den unterschiedlichsten Konstellationen von Panoramabildungen bis Raumprojektionen.

Die Klangkunst ist beim diesjährigen Festivaljahrgang mit fünf Projekten vertreten. Diese finden zum Teil in neuen Räumlichkeiten statt. Im Rohbau der Donauhalle stellt der spanische Künstler José Antonie Orts seine ?Donauharmonien? vor und im Spiegelsaal des Museum Biedermann präsentiert Robin Minard seine ?Spiegelung (Blau) 2009?. Neben einer Klanginstallation im Schlosspark von Jens-Uwe Dyffort und Roswitha von den Driesch freuen sich die Musiktage, in diesem Jahr mit Bernhard Leitner wieder einen der ?Altmeister? der Klangkunst in Donaueschingen begrüßen zu dürfen.

Der Kartenvorverkauf für die diesjährigen Donaueschinger Musiktage beginnt am 22. Juni.

Ergänzt wird das Festivalprogramm erneut durch einen Workshop für Kunst- und Musikstudenten mit Künstlern des Festivals. Der Workshop beginnt am Mittwoch, 14.10. um 19.30 Uhr in Donaueschingen mit einer Eröffnungsparty und endet am Montag, 19.10. um 17.00 Uhr in Trossingen an der Musikhochschule mit einem Konzert, in dem Arbeiten von Kompositionsstudierenden europäischer Hochschulen auf dem Programm stehen .Von Donnerstag bis Montag stehen Diskussionsforen, Gespräche mit Komponisten (u.a. Beat Furrer, Rolf Riehm, Mathias Spahlinger und Manos Tsangaris) und Probenbesuche auf dem Programm. Innerhalb eines moderierten offenen Forums besteht auch die Möglichkeit, mitgebrachte eigene Partituren zur Diskussion zu stellen. Anmeldungen wie immer über das Internet.

Die Donaueschinger Musiktage werden im Rahmen ihrer Spitzenförderung von der Kulturstiftung des Bundes gefördert. Weitere Förderer sind die Ernst von Siemens Musikstiftung, das Land Baden-Württemberg, die Stadt Donaueschingen und der Südwestrundfunk.