Das SWR-Musikprojekt « Der Schrei ! » begann wie der Chanson von Jacques Brel mit einem unmöglichen Traum. Im Juni und Juli wird der Traum Wirklichkeit. Dann präsentieren 200 Jugendliche bei vier Aufführungen, was sie gemeinsam mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg erarbeitet haben: Am 20. Juni im Konzerthaus Freiburg, am 21. Juni in der Oberrheinhalle Offenburg, am 9. Juli im Burghof Lörrach und am 11. Juli im Europa-Park Rust. Karten gibt es ab sofort unter www.der-schrei.com. Chefdirigent Sylvain Cambreling und der Musikpädagoge Werner Englert haben jetzt für die Abschlussveranstaltungen eine Dramaturgie erarbeitet und die Aufgaben verteilt.

Sie spielen Melodica und „Müllpercussion“, Gitarre und Klavier, sie rappen und rocken, singen und schreien. Sie machen mit bei einem der ungewöhnlichsten Projekte, die je ein Orchester riskiert hat. 200 Jugendliche von Karlsruhe bis Lörrach treten in „Der Schrei!“ zusammen mit dem Sinfonieorchester des SWR auf. Am 20. Juni ist Premiere im Konzerthaus Freiburg. Was da geschehen soll, hätte noch vor kurzem niemand sagen können – und so war es auch gedacht. „Der Schrei!“ ist ein Experiment. „Es hat sechs Monate gedauert, bis wir das Material kannten und wussten, womit wir arbeiten können“, sagt Chefdirigent Sylvain Cambreling, der das Projekt gemeinsam mit dem Musikpädagogen Werner Englert leitet und auf Anhieb fasziniert war von dessen Idee, Profimusiker und Jugendliche zusammenzubringen, Amateure jeglicher Stilrichtung und Fähigkeit: „Lass raus, was in dir steckt!“ lautet das Motto.

Die Teilnehmer zwischen 14 und 20 Jahren verteilten sich auf Gruppen in Lörrach, Karlsruhe, Offenburg und Freiburg, erarbeiteten mit professionellen Teamleitern kleine Performances, stellten sich dem Orchester vor - und umgekehrt. In mehreren Phasen wurde dann konkret, woran jetzt alle proben: Ein 90-Minuten-Abend, der vor Leben birst und das Thema „Schrei“ in allen Facetten erkundet – von HipHop bis Beethoven, in dessen fünfter Sinfonie Chefdirigent Cambreling einen „komponierten Schrei“ sieht. Dabei werden Orchestermusiker und Jugendliche an allen Spielstätten – draußen, im Foyer, im Saal – zusammen wirken. Da greift auch mal ein Orchestergeiger zur E-Violine und ergänzt ein Heavy-Metal-Team, und Beethoven wird zur Collage mit Aktionen der Jugendlichen, die dabei auch mitten im Orchester stehen. Auf eigenen Wunsch: Bei der Konzeption hatten alle Seiten etwas zu sagen.

„Wir wollen all die Unterschiede nicht kaschieren“, sagt Cambreling. Lange feilten er und Englert an einer Dramaturgie, in der Jugendliche – darunter auch verschiedene Behinderte – sich ebenso authentisch präsentieren können wie das Orchester, das auch in „Der Schrei!“ sein besonderes Profil von Klassik bis zu jüngster Avantgarde einbringt. Vom Babyschrei über den Schrei nach Liebe und den Schrei nach Freiheit bis zum „inneren Schrei“, von der Gebärdensprache bis zur Musik der Gegenwart wird dieser Abend einen Ausdruckshorizont entfalten, wie er noch nie zu erleben war. Und anderswo kaum zu realisieren wäre: „Nur mit diesem Orchester kann man so ein Experiment machen“, sagt Cambreling über seine Musiker.