Die Präsenz und Erlebbarkeit der Werke Franz Liszts ist thüringen- und auch weltweit im Liszt-Jahr 2011 zweifellos deutlich gestiegen. Kurz vor seinem 200. Geburtstag am 22. Oktober wird das Schaffen des unermüdlichen Musik-Visionärs nun auch wissenschaftlich unter die Lupe genommen: Zum Internationalen Kongress „Der ganze Liszt – Liszt-Interpretationen“ vom 18. bis 21. Oktober reisen fünfzig Wissenschaftler und Interpreten aus ganz Europa, den USA und Kanada an, um sich in ihren Beiträgen intensiv Liszts musikalischen Werken und deren Deutung sowie der Rezeption im 19. und 20. Jahrhundert zu widmen. Veranstalter des Kongresses ist das Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena, das gemeinsam von der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar und der Friedrich-Schiller-Universität Jena getragen wird.

Liszts Œuvre wurde in den vergangenen fünfzig Jahren von der Musikwissenschaft regelrecht wiederentdeckt und gewinnt zunehmend auch im öffentlichen Musikleben einen neuen Stellenwert. So gewichtig die Impulse waren, die von dieser Entwicklung ausgingen, so unübersehbar sind die Defizite, die in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit seinem Werk nach wie vor bestehen. Bis heute gibt es weder ein Thematisches Werkverzeichnis noch eine vollständige Gesamtausgabe seiner Werke. Anliegen des Weimarer Kongresses ist es einerseits, die Aufgaben für die künftige Lisztforschung zu definieren und andererseits vor dem Hintergrund einer umfassenden Bestandsaufnahme die oft widersprüchlich erscheinenden Facetten des Lisztschen Wirkens und Schaffens im Zusammenhang zu thematisieren. Ganz bewusst werden die verschiedenen Fragestellungen aus unterschiedlichen Perspektiven und Forschungstraditionen heraus diskutiert.

Die beiden Tagungsorte sind der Festsaal Fürstenhaus der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar und der Große Saal des Weimarer Rathauses. Die Leitung des Kongresses hat Prof. Dr. Detlef Altenburg inne. Unter den wissenschaftlichen Beiträgen befindet sich zum Beispiel der „Versuch über die wahre Art, Liszt zu analysieren (Faust-Symphonie)“ von Rossana Dalmonte sowie auch „Les Préludes und die Idee der Programmmusik“ von Liszts berühmtem Biographen Serge Gut aus Paris. Rena Charnin Mueller aus New York spricht über „Liszt‘s Lieder: the Fassungsprobleme“, Wolfgang Dömling aus Augsburg über „Späte Poesie. Über Klavierstücke und Anderes aus Liszts später Zeit.“

Neben einer Vielzahl weiterer Beiträge und Diskussionsmöglichkeiten fokussiert der Kongress auf die Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis. So wird bereits im Rahmen der festlichen Eröffnungsveranstaltung am Dienstag, 18.10. um 18:00 Uhr im Festsaal Fürstenhaus der Pianist Lev Vinocour unter anderem Liszts „Totentanz“ in einer Fassung für Klavier solo zu Gehör bringen. Bei einem Lied-Rezital am Donnerstag, 20. Oktober um 19:30 Uhr im Festsaal Fürstenhaus singt Elizabeth Packard Arnold Liszt-Lieder in verschiedenen Fassungen, am Klavier begleitet von Benjamin Arnold. Außerdem gibt es am Freitag, 21. Oktober ab 20:00 Uhr im Kommunalen Kino mon ami den Workshop „Liszt in der Neuen Welt“ mit Erstaufführungen amerikanischer Filme und daran anschließenden Gesprächen.

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