Spitzenverbände von Eltern, Lehrern und des Sports haben sich in einer „Bonner Erklärung“ dazu verpflichtet, eine neue Erziehungskultur an Schulen zu verankern und bei der Erziehung von Kindern stärker zusammenzuarbeiten. „Erziehungsverantwortung ist eine gemeinsame Aufgabe von Elternhaus und Schule und ein unverzichtbarer Auftrag der Gesellschaft“, heißt es in der Erklärung, die zum Abschluss einer Fachtagung in der Universität Bonn unterzeichnet wurde. „Wir ermutigen Lehrkräfte und Eltern dazu, sich den erzieherischen Herausforderungen gemeinsam zu stellen und Initiativen zu entwickeln, mit denen ein dauerhafter und wirksamer Wertekonsens in Erziehungsfragen erreicht werden kann“, sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Staatsministerin Karin Wolff (Hessen), die zu der Fachtagung „Gemeinsame Erziehungsverantwortung in Schule und Elternhaus stärken“ eingeladen hatte. Wolff hatte den Arbeitsvorgaben der KMK im Jahr 2003 das Thema „Erziehung“ als einen Schwerpunkt ihrer Präsidentschaft vorangestellt.

Die Unterzeichner der „Bonner Erklärung“ sind Karin Wolff (KMK Präsidentin), Regine Schwarzhoff (Stellv. Bundesvorsitzende Deutscher Elternverein i.V. der Bundesvorsitzenden Heidemarie Mundlos), Eduard Herder (Bundesgeschäftsführer Katholische Elternschaft Deutschlands i.V. des Bundesvorsitzenden Prof. Dr. Walter Eykmann), Manfred von Richthofen (Präsident Deutscher Sportbund), Dr. Ludwig Eckinger (Bundesvorsitzender Verband Bildung und Erziehung), Josef Kraus (Präsident Deutscher Lehrerverband), Heinz-Peter Meidinger (Amt. Bundesvorsitzender Deutscher Philologenverband), Albert Obert (Bundesvorsitzender Verband Deutscher Realschullehrer), Manfred Weichhold (Bundesvorsitzender Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen) und Günter Besenfelder (Bundesvorsitzender Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen).

Am Beginn der Fachtagung stand ein moderiertes Spitzengespräch mit der KMK-Präsidentin und dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Prof. Dr. Dr. hc Karl Kardinal Lehmann. „Die Bonner Erklärung stärkt den personalen Charakter von Schule, fördert ihren Wandel zur Erziehungsgemeinschaft von Eltern, Lehrern und Schülern und macht sie zu einem Raum, in dem sich Wissensvermittlung mit Wertekommunikation verbindet“, erklärte Kardinal Lehmann. Wolff kennzeichnete die Tagung als „Impulsveranstaltung für einen wichtigen Diskussionsprozess“ und lud alle gesellschaftlichen Partner und Organisationen auf Länder- und Bundesebene dazu ein, sich an der weiteren Diskussion zu beteiligen. „Es geht darum, ein Bindeglied zwischen Elternhaus und Schule aufzubauen, das auf Dauer angelegt ist und nicht nur aus akuten Not- oder Konfliktfällen resultiert“, sagte die KMK-Präsidentin. Elternhaus und Schule müssten bei der Erziehung an einem Strang ziehen.

„Wir brauchen eine Stärkung des Erzieherischen - zuvörderst in der Familie, sodann auch in Schule und Gesamtgesellschaft. Ohne eine solche Erziehungsoffensive kriegen wir keine Bildungsoffensive hin“, erklärte der DL-Präsident Josef Kraus. Die „Bonner Erklärung“ unterstreicht den Wert einer lernfördernden und konfliktarmen Schule. Ihre Unterzeichner sehen in der Erziehungsverantwortung „eine gemeinsame Aufgabe von Elternhaus und Schule und einen unverzichtbaren Auftrag in der Gesellschaft“. Ziel ist, im Dialog Erziehungsziele zu definieren, Prioritäten festzulegen und die Wege dahin gemeinsam zu verantworten. „Leistungsentwicklung, Persönlichkeitsentwicklung und die Verständigung auf einen Grundkonsens im Umgang miteinander sind die Leitmotive“, heißt es in der Erklärung.

„Schule und Elternhaus stehen in einer gemeinsamen Verantwortung und diese Partnerschaft gilt es zu stärken. Mit seiner Unterschrift will der VBE dies ein weiteres Mal bekräftigen und den Eltern die ausgestreckte Hand reichen. Lehrer und Eltern dürfen nicht aufeinander losgehen; das schadet nur den Kindern und Jugendlichen“, sagte der VBE-Bundesvorsitzende Dr. Ludwig Eckinger. „Wir wollen Eltern und Lehrern helfen, den wachsenden Erziehungsanforderungen besser gerecht zu werden“, brachte Wolff den Anspruch der „Bonner Erklärung“ auf den Punkt.

In der „Bonner Erklärung“ verständigen sich die Unterzeichner darauf, an Schulen, in Regionen, in den Ländern und in einem länderübergreifenden Austausch Initiativen zu entwickeln und zu erproben, die eine „von hoher Akzeptanz getragene Erziehungskultur in unseren Schulen“ verankern und alle Beteiligten „zur Erziehungsaufgabe zu ermutigen“. Als Grundprinzipien in diesem Prozess verlangt die Erklärung „Respekt vor der Würde des Menschen, Mündigkeit des Menschen, Verantwortung jedes Einzelnen, Verpflichtung zur Leistung entsprechend den individuellen Fähigkeiten, gegenseitige Unterstützung und Rücksichtnahme, Kommunikation, Toleranz und die Einhaltung einer gemeinsamen Ordnung“.


„Wir verbinden mit der gemeinsamen Unterzeichnung dieser Erklärung die Hoffnung, dass sich alle Schulbehörden und Schulen der konstruktiven und partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Eltern öffnen“, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Elternvereins, Regine Schwarzhoff. Für Kinder und Jugendliche sei es stärkend und ermutigend, in Elternhaus und Schule stimmige Haltungen zu grundlegenden Werten und zu Lernen und Leisten zu erleben.

Als geeignetes Instrument für die Umsetzung der Zielvorgaben werden Schulprogramme, bei deren Aufstellung alle wichtigen Schulgremien einbezogen werden sollen, genannt. In Schulprogrammen könnten z.B. der regelmäßige Austausch über Lern- und Sozialverhalten der Schülerinnen und Schüler oder auch die Einrichtung von Elternforen verabredet werden. Themen wie Gewaltprävention, Gesundheitsförderung für alle Beteiligten sowie die Förderung von Bewegung und Sport werden als denkbare Bestandteile aufgeführt. „In allen Konzepten sind sowohl die Schule als auch die Eltern auf die Bedeutung von Bewegung, Spiel und Sport für die ganzheitliche Entwicklung des Kindes und Jugendlichen, für deren Gesundheitsentwicklung und nicht zuletzt für die Entwicklung ihrer Risikokompetenz besonders hinzuweisen. Darüber hinaus sind aus Sicht des organisierten Sports Vereinbarungen zur gemeinsamen Förderung und Unterstützung des Schulsports zu treffen“, so DSB-Präsident Manfred von Richthofen.

„Dabei können Erziehungsvereinbarungen ein gutes Mittel der Selbstverpflichtung von Lehrern und Eltern sein“, heißt es in dem Text. Erziehungsvereinbarungen könnten sich auf die gesamte Schule ebenso beziehen wie auf bestimmte Personen oder Gruppen. Erziehungsvereinbarungen seien keine Verträge im juristischen Sinne; Formvorschriften gebe es nicht, erläuterte Wolff. Vielmehr handele es sich um freiwillige Vereinbarungen zwischen Schule und Eltern. „Durch Erziehungsvereinbarungen erhalten die Eltern Gewissheit, dass die Schule die erzieherischen Maßnahmen nicht eigenmächtig festgelegt, sondern dass dies im gegenseitigen Einvernehmen erfolgt und jede Seite sich zu deren Einhaltung verpflichtet“, erklärte Wolff. Lehrerinnen und Lehrer erhielten so die Sicherheit, sich auf einen gemeinsamen Erziehungsauftrag beziehen zu können, der auch vom Elternhaus mitgetragen werde.

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