Mit großem Orchester begann das letze Kunstfest unter der Ägide von Nike Wagner - mit einem sensationellen Konzert in der Weimarhalle am 14. September 2013 ging es zu Ende. Zum Abschied von den „Pilgerfahrten“ durch die Künste trafen sich (fast) alle artists in residence der Jahre 2004 bis 2012 zu einem großen Finale.
Neun Jahre lang haben die „pèlerinages“ dem großen Musiker Franz Liszt gehuldigt, der im Weimar des 19. Jahrhunderts das Musikleben beherrschte. Jedes Kunstfest-Jahr bekam ein Motto, das einem seiner Werke entlehnt war: „Heimweh“, „Liebesträume“, „Schlaflos“, „Souvenir“, „Unstern“, „Die Ideale“, „Irrlichter“, „Vision“ und „Anrufung“.
Dazu Nike Wagner: „Franz Liszt stand von Anfang im Zentrum, manchmal deutlicher mit eigenen Werken, manchmal indirekter – als Vorbild, wie man den Künsten der Vergangenheit eine Gegenwart und Zukunft geben könne. Franz Liszt war der local hero dieses Kunstfestes und mit diesem Schutzheiligen im Gepäck mußte es gelingen, aus der »Stadt der toten Dichter« ein lebendiges Forum für alle Künste zu machen.“
Nur die zehnte und letzte Saison befasste sich mit dem anderen berühmten Vorfahren der Intendantin – mit Richard Wagner. Hier wurde Wagners Werk jedoch auf seine Bedeutung für die zeitgenössischen Künstler befragt und kreativ weiterentwickelt, insbesondere der mit Weimar so eng verbundene „Lohengrin“.
Musik stand immer im Zentrum der „pèlerinages“. Zugleich inszenierte Nike Wagner stets ein Mehrspartenfestival: Kein Kunstfest kam ohne Tanz-, Wort- und Filmkunst aus. Und jedes Kunstfest-Jahr brachte große Ausstellungen nach Weimar. Eine sinnvoll konzipierte Gesamtdramaturgie war das Ziel, nach Maßgabe des jeweiligen Jahresmottos.
Rückblickend auf zehn Jahre Kunstfest Weimar sagte die scheidende Intendantin: „Der Anfang war nicht leicht. Weimar real war etwas anderes als Weimar imaginär oder Weimar touristisch. Ein Spiel der Erwartungen und Enttäuschungen, der Mißverständnisse und Überzeugungsversuche begann. Ist es gelungen? Mein Eindruck ist: Nach einigen Fieberkurven stieg die Anerkennung. Was »auswärts« längst besten Ruf genoß, gewann schließlich auch im Innern Freunde, in Thüringen wie im komplizierten kleinen Weimar.“
Christoph Matschie, Kultusminister des Landes Thüringen würdigte die Arbeit von Nike Wagner: „Das Kunstfest Weimar hat sich in zehn Jahren zu einem der wichtigsten neuen Kulturfestivals entwickelt, das weit über Thüringen hinaus strahlt. Nike Wagner hat ihm eine unverwechselbare Handschrift verliehen und es zu dem gemacht, was es heute ist - ein wahres Fest der Kunst. Dafür gelten ihr hohe Anerkennung und mein herzlicher Dank."
Stefan Wolf, Oberbürgermeister der Stadt Weimar und in dieser Funktion zugleich Vorsitzender des Verwaltungsrates der Kunstfest Weimar GmbH sagte: „Das Kunstfest von 2003 bis 2014 wird uns mit seinem unbedingten Kunstwollen in Erinnerung bleiben. Hier ist und bleibt es ganz verbunden mit der Persönlichkeit Nike Wagner. Es hat uns Kunstmomente von größter Schönheit beschert – und dazu zahlreiche schwierige, also fruchtbare Diskussionen in der Öffentlichkeit und im politischen Raum.“
Finanziert wurde das Kunstfest Weimar vom Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur und der Stadt Weimar sowie als Hauptsponsor von koda Deutschland. Projektweise unterstützten zahlreiche Stiftungen das Kunstfest; so finanzierte die Kulturstiftung des Bundes drei Jahre lang ein Kernstück der „pèlerinages“, die TanzMedienAkademie. In diesem Jahr förderte sie auch das „Lohengrin-Gelände“ des österreichischen Klangkünstlers Georg Nussbaumer. Mit den großen Kulturinstitutionen aus Weimar – der Klassik Stiftung Weimar, der Hochschule für Musik Franz Liszt, der Bauhaus-Universität, der Stiftung Gedenkstätte Buchenwald, der Weimar GmbH und dem Deutschen Nationaltheater – verband das Kunstfest eine enge Zusammenarbeit und viele gemeinsam gestaltete Programme.
Etwa ein Drittel des jeweiligen Etats erwirtschaftete die Kunstfest Weimar GmbH selbst, davon kam ein erheblicher Teil aus Spenden und Sponsormitteln. Im Jahr 2013 belief sich das Kunstfest-Budget auf rund 1,5 Millionen Euro – etwa 500.000 Euro wurden aus Eintrittsgeldern sowie Einnahmen aus Spenden und Sponsoring selbst erwirtschaftet.
Ganz zu Ende ist das Kunstfest 2013 noch nicht:
Die Ausstellung „Mein lieber Schwan“, in Zusammenarbeit mit der ACC Galerie Weimar entstanden, ist dort noch bis zum 24. November zu sehen.
Zum Abschluss ihrer Intendanz ist eine von Nike Wagner herausgegebene umfangreiche Dokumentation erschienen:
„10 Jahre „pèlerinages“ Kunstfest Weimar. Musik, Tanz, Bild, Wort“
Böhlau Verlag, 279 Seiten, 29,90 Euro
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