Bei dem diesjährigen Deutschen Orchestertag, zu dem gestern und heute die Manager und Vertreter fast aller deutschen Orchester in Berlin zusammenkamen, stand das Thema „Musikvermittlung für Erwachsene“ im Mittelpunkt. Das Grußwort sprach bei der gestrigen Eröffnung Professor Klaus Zehelein, gleichzeitig Schirmherr des Deutschen Orchestertags 2011.
Zehelein forderte zu Beginn eine höchst professionelle Vermittlung künstlerischer Prozesse - nicht nur für Erwachsene - und eine entsprechende Ausbildung in den Musikhochschulen. Ein gemeinsamer Appell der Orchester an die Ministerien solle dies in seinen Augen unterstreichen. Der Musikvermittler Daniel Finkernagel moderierte die Eröffnungsdiskussion mit Professor Zehelein, Professor Dr. Martin Tröndle von der Zeppelin Universität Friedrichshafen sowie Claudia Thümler, stellvertretende Direktorin und Kunstvermittlerin am Lehmbruck-Museum Duisburg. Er stellte die Frage, ob das letztlich im 19. Jahrhundert entstandene Konzertritual noch Zukunft habe. Alle Teilnehmer waren sich darin einig, dass man sich über veränderte Konzertformen Gedanken machen müsse. Durchaus sollten auch Brücken zu anderen Einrichtungen bzw. Disziplinen innerhalb des Kunst- und Kulturbereichs geschlagen werden, um somit eine möglichst hohe Aufmerksamkeit zu erreichen. Wichtig sei auch, die Schwellenangst für ein neues Publikum abzubauen. Ein von Grund auf neues Beispiel sei hier die sich an einem Club orientierende „Yellow Lounge“ mit klassischer Musik. Doch gäbe es zahlreiche Möglichkeiten, um das Publikum zu packen und dabei teils
veränderte Hörgewohnheiten zu berücksichtigen. Zum einen müsse das Orchester von Anfang an miteinbezogen werden, zum anderen sollten auch die Menschen bzw. die Konzertbesucher nicht nur als passive Objekte betrachtet werden.
Es folgte ein Vortrag des Konzertdramaturgen und Musikwissenschaftlers Dr. Markus Fein, der seine Thesen zur Musikvermittlung sehr bild- und beispielhaft verdeutlichte. Als ehemaliger Intendant der Niedersächsischen Musiktage und Künstlerischer Leiter der Sommerlichen Musiktage Hitzacker entwickelte er zahlreiche neue und außergewöhnliche Konzertkonzepte, von musikalischen Spaziergängen bis hin zu einem „begehbaren“ Orchester. Anschließend erzählte der Klassik-DJ David Canisius von seinen Erfahrungen mit der „Yellow Lounge“.
Der heutige Montag begann mit einem Vortrag von Rolf Bolwin, geschäftsführender Direktor des Bühnenvereins. Ein zentraler Punkt war die Einrichtung einer Konzertstatistik, um einen detaillierten Überblick über die Werksaufführungen bei deutschen Orchestern zu geben. Zum anderen ging es um das Kompetenzprofil Musiker in Hinblick auf die Entwicklung des Ausbildungsprofils an den Musikhochschulen. Es folgten Workshops mit den einzelnen Referenten des Deutschen Orchestertags.
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