Der 22-jährige chinesische Pianist Yundi Li erhielt am Donnerstag, 9. März 2006, in Abwesenheit durch einen grippalen Infekt im Gästehaus der Niedersächsischen Landesregierung in Hannover den renommierten deutschen Solisten-Preis, den NORD/LB Artist Award. Die Norddeutsche Landesbank und das Braunschweig Classix Festival ehren damit einen internationalen Ausnahmepianisten. Li ist ein Pianist von Weltklasse und zeigt nicht nur hervorragendes Spiel, sondern vor allem viel Herz und Begeisterung für die Musik, erklärte das Mitglied des Vorstandes der NORD/LB Norddeutsche Landesbank, Dr. Jürgen Allerkamp, bei der Überreichung des NORD/LB Artist Awards in Hannover, den stellvertretend Lis junger, ebenfalls chinesischer Kollege und Freund Haiou Zhang entgegennahm. Der für den verhinderten niedersächsischen Ministerpräsidenten und Schirmherrn des Braunschweig Classix Festivals, Christian Wulff, eingesprungene niedersächsische Finanzminister Hartmut Möllring würdigte Lis stupende Technik, bei der unglaublich viel Kraft und gleichzeitig höchste Zurücknahme Hand in Hand gehen mit einer äußerst durchdachten Interpretation. Und außerdem verstehe es Yundi Li junge Menschen zu Begeistern. Damit habe er Türen zu einem Publikum aufgestoßen, das bisher klassischer Musik eher skeptisch gegenüber steht. Hier habe Li Pionierarbeit geleistet.

Der Intendant des Braunschweig Classix Festivals, Hans-Christian Wille, wies darauf hin, dass mit dem NORD/LB Artist Award Yundi Li die Einladung erhalte, am 13. Mai ein Recital beim Braunschweig Classix Festival 2006 zu spielen, mit dem er die ganze Vielfalt seiner Kreativität ausleben könne. Yundi Li sei ein gutes Beispiel dafür, dass man mit brillant gespielter klassischer Musik eine breite Öffentlichkeit, vor allem junge Menschen begeistern könne.

Yundi Li (*1982) war neun, als er beschloss, Pianist zu werden. Der Junge aus Tschungking wurde gefördert, ging bei Dan Zhao Yi in die Lehre, einem der angesehensten Pädagogen seiner Heimat. Als er das Gefühl hatte, neue Impulse für seine Laufbahn zu brauchen, ging Li in die USA und machte sich dort in einschlägigen Kreisen schnell einen Namen. Fasziniert von der Vielfalt des pädagogischen Angebots entwickelte er konsequent seine Stilvorstellungen. Er wolle ein neuer Krystian Zimerman werden, äußerte er in einem Interview, im Wissen darum, dass ihn sein großes Vorbild am Klavier bereits mit der Begründung abgelehnt hatte, dass er ihm kaum noch etwas beizubringen habe. Der eigentliche Durchbruch aber kam 2000 in Warschau. Yundi Li schaffte es, als einer der jüngsten Preisträger in der Geschichte des internationalen Chopin-Wettbewerbs in der Tradition berühmter Vorgänger wie Maurizio Pollini und Martha Argerich die Jury von seiner kraftvollen und energischen Spieltechnik zu überzeugen. Und er hatte quasi über Nacht seinen Platz in der internationalen Klavierwelt eingenommen. Im April des folgenden Jahres unterschrieb er einen Exklusivvertrag mit der Deutschen Grammophon. In seiner Heimat erreicht die Li-Begeisterung vor allem junger Fans popmusikalische Dimensionen.

Bisher bekamen die deutsche Klarinettistin Sabine Meyer (2001), der englische Organist, Komponist und Jazzpianist Wayne Marshall (2002), die amerikanische Geigerin Leila Josefowicz (2003), der deutsche Pianist Lars Vogt (2004) und der schwedische Trompeter Håkan Hardenberger (2005) den NORD/LB Artist Award.