Der am 15. November 1942 in Buenos Aires geborene Dirigent und Pianist Daniel Barenboim erhält in diesem Jahr den internationalen Ernst von Siemens Musikpreis, dotiert mit 150.000 €. 100.000 € davon will er für die Sanierung der Berliner Staatsoper spenden und 50.000 € zugunsten der neuen Barenboim Stiftung für Musikbildung. Die Bayerische Akademie der Schönen Künste überreicht ihm die hohe Auszeichnung am 12. Mai 2006 bei einem Festakt in Wien. Die Laudatio hält Pierre Boulez.

Daniel Barenboim ist eine herausragende Doppelbegabung als Pianist und Dirigent. Bereits im Alter von sieben Jahren trat er erstmals öffentlich auf. Mit 10 Jahren übersiedelte er mit seiner Familie nach Israel, und mit elf Jahren belegte er als jüngstes Mitglied einen Dirigierkurs bei Igor Markevitch in Salzburg. Weitere Studien in Rom und in Paris bei Nadja Boulanger schlossen sich an. Nach seinem Debüt als Pianist in Rom 1952 und Auftritten 1956 in London und ein Jahr später in New York folgte eine rasche internationale Karriere. Von der Presse als „reichstes Talent der Nachkriegsgeneration“ gefeiert, startete er 1967 auch eine erfolgreiche Laufbahn als Dirigent, die ihn noch heute in alle großen Konzertsäle der Erde führt. 1981 dirigierte er zum ersten Mal in Bayreuth und war dort bis 1999 jeden Sommer tätig. Heute ist er Chefdirigent des Chicago Symphony Orchestra sowie - seit 1992 - Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Im Jahr 2000 wählte ihn die Staatskapelle Berlin zum Chefdirigenten auf Lebenszeit.

Daniel Barenboim ist ein Universalmusiker, der als Dirigent und Pianist mit herausragenden Interpretationen das gesamte Repertoire der klassisch-romantischen Tradition abdeckt und sich stark für zeitgenössische Musik engagiert. Er hat dem Musikleben unserer Zeit entscheidende Impulse gegeben und mit seinen Darstellungen immer wieder neue Sichtweisen auf die Musik der vergangenen drei Jahrhunderte ermöglicht – ob mit seinen Bach- oder Beethoven-Ausdeutungen am Klavier oder im sinfonischen und musikdramatischen Repertoire am Pult von Orchestern in aller Welt. Viele Werke lebender Komponisten hat er zur Uraufführung gebracht und zahllose Kompositionen auf Schallplatte und CD eingespielt. Seine Friedensbemühungen für den Nahen Osten führten 1999 gemeinsam mit dem verstorbenen palästinensischen Intellekutellen Edward Said zur Gründung des „West-Eastern Divan Project“, in dem er mit jungen Musikern aus Israel und den arabischen Ländern musiziert.
Neben vielen internationalen Preisen erhielt Daniel Barenboim 2004 in Jerusalem den renommierten „Wolf Foundation Prize in the Arts“ für sein musikalisches Lebenswerk sowie den Preis des jüdisch-arabischen Friedenszentrums Givat Haviva und das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern. In Sevilla gründete er die auch nach seinem Freund Edward Said benannte BarenboimSaid Stiftung zur Förderung junger Musiker aus Israel und den arabischen Ländern. In diesem Frühjahr wird Barenboim mit dem „Kulturgroschen“ geehrt, der höchsten Auszeichnung des Deutschen Kulturrats.

Daniel Barenboim hat zwei Bücher veröffentlicht: die Biografie Musik –Mein Leben und Parallelen und Paradoxien, das er gemeinsam mit Edward Said verfasste.

Die Förderpreise 2006
Am 12. Mai 2006 werden auch Förderpreise in Höhe von 1.350.000 € vergeben. Die drei Komponisten-Preise gehen an die Griechin Athanasia Tzanou und an die beiden Deutschen Jens Joneleit und Alexander Muno. Mit weiteren Förderpreisen werden ausgezeichnet:
Basler Musik Forum, Kammerorchester Basel, basel sinfonietta und Ensemble Phoenix für Kompositionsaufträge zum 100. Geburtstag von Paul Sacher; GLOBAL INTERPLAY, Musik der Jahrhunderte, Stuttgart; Schreyahner Herbst, Lüchow – Wendland; Deutscher Musikrat, Bonn;Wittener Tage für neue Kammermusik; Gare du Nord/Zentrum Paul Klee, Ensemble Phoenix, Basel; „Deus Passus“ von Wolfgang Rihm in der Thomaskirche Leipzig; Mozarteum, Salzburg; Accademia Santa Cecilia, Rom; Beethoven-Haus, Bonn; Musiktheater Görlitz; Churer Konzertreihe ö! für Neue Musik; „Three haikei and more 2006/2007“, Jeremias Schwarzer, Nürnberg; Festival d’Automne, Paris; „Faraday’s Cage“, Lose Combo, Berlin; A. Richard, Experimentalstudio Freiburg; via nova, zeitgenössische Musik in Thüringen, Weimar; Internationales Festival für zeitgenössische Musik „Ilkhom XX“, Taschkent; Festival Strings Lucerne; unitedberlin, ensemble für neue musik, Berlin; Internationale Ensemble Modern Akademie bei den Klangspuren, Schwaz; „Kommander Kobayashi 2, NOVOFLOT, Berlin; Wiener Concert-Verein; Miller Theatre, Columbia University, New York; Musikfestival 2006: Die Ukraine und Deutschland, Lemberg; Archivio Luigi Nono, Venedig; Klaus Schedl, Heinz Friedl: Kirchenmusikprojekt „Rebound“, München; The Nash Ensemble of London; Orchesterakademie Stuttgart und Junge Deutsche Philharmonie; Bayerische Theaterakademie, München; Seattle Chamber Players, USA; Trio Morelia, Mexico; Basler Madrigalisten; Portraitkonzert der Kompositionsklasse Krzysztof Meyer, Poznan (Polen); Görlitzer Musiktage 2006; Beethovenfest Bonn; „Kritische Theorie der Musik“ von Claus-Steffen Mahnkopf, Weilerswist; Internationales Musikinstitut Darmstadt; Arnold Schönberg Gesamtausgabe, Berlin; Europäisches Zentrum der Künste, Hellerau, Dresden; Symposion “Iannis Xenakis: Das elektroakustische Werk”, Universität zu Köln; Polen-Tournee, Kairos Quartett, Berlin; European Network for Musicological Research (ENMR), Pavia, London, Berlin; Kettle’s Yard, University of Cambridge.

Wie in den vergangenen Jahren gehen weitere Unterstützungen an:
Donaueschinger Musiktage; Lucerne Festival Akademie; International Musicians Seminar (IMS Prussia Cove), London; Ensemble Studio for New Music, Moskau; Förderpreise für Polen; Zeitschrift “Musik & Ästhetik”, Horben.