Unter dem Motto »Veränderungen« startet heute die erste Beethovenfest-Saison, die von Intendantin Nike Wagner künstlerisch verantwortet wird. »Veränderungen« – das heißt auf musikalisch: »Variationen«. Ausgehend von Beethovens »33 Veränderungen über einen Walzer von Anton Diabelli« ziehen sich Variationen durch das gesamte, sorgfältig komponierte Programm mit ingesamt 54 Veranstaltungen. Variationen erscheinen in großen Orchesterwerken und in der Kammermusik, in Besetzungswechseln oder dem verschmitzten Variieren von Variationen. Hör-Prinzip ist die Freude am Wiedererkennen.
Nike Wagner: »Veränderungen sind das Reizvollste von der Welt!
Den Auftakt des Festivals gestaltet die Staatskapelle Berlin unter der Leitung von Daniel Barenboim. Am Tag darauf folgt eine Matinee: Das Beethoven-Orchester überrascht mit verschiedenen Varianten einer Beethoven-Sinfonie und Intendantin Nike Wagner erläutert in einem Festvortrag die Programm-Dramaturgie 2015. Abgerundet wird das Eröffnungs-Wochenende mit der neunten Symphonie von Gustav Mahler, gespielt vom Israel Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Zubin Mehta und einem Konzert der Wiener Symphoniker unter ihrem Chefdirigenten Philippe Jordan. Meister-Werke aus Wien stehen auf dem Programm, darunter das Brahms-Violinkonzert mit dem gefeierten Geiger Nikolaj Znaider. In Kooperation mit der Universität Bonn findet zudem ein Symposion über das »Hören« statt – von der Beethovenzeit bis heute.
Dem Motto »Veränderungen« folgend widmet das Beethovenfest den »Diabelli-Variationen« ein langes Wochenende und setzt sich mit der Interpretations- und Rezeptionsgeschichte dieses sensationellen Beethoven-Spätwerkes auseinander. Zu den Ausführenden gehören András Schiff, Siegfried Mauser, Ronald Brautigam, Jean-François Heisser und Klavier-Studenten des Salzburger Mozarteums.
Darüber hinaus kommen Variationen in den unterschiedlichsten Formen zu Gehör. In einer Klang-Variante – dem »alten« Klang – erscheinen Beethovens Werke in der Interpretation von Anima Eterna Brugge unter der Leitung von Jos van Immerseel. Musikalische Zitate, Variationen und Bearbeitungen bringt das Budapest Festival Orchestra unter Iván Fischer nach Bonn. Das WDR Sinfonieorchester spielt unter der Leitung seines Chefdirigenten Jukka-Pekka Saraste ein »all-Brahms-Programm«, darunter seine Variationen über ein Thema von Joseph Haydn. Im Abschlusskonzert der Bamberger Symphoniker unter Juraj Valčuha erklingen Mauricio Kagels »Variationen ohne Fuge« über »Variationen und Fuge über ein Thema von Händel« von Johannes Brahms.
Musikalische »Veränderungen« erscheinen auch in zahlreichen Kammermusik-Konzerten. Die Cellistin Sol Gabetta und ihr Begleiter Bertrand Chamayou kommen mit einem charmanten Variationen- und Sonatenprogramm nach Bonn. Nicht nur Beethoven-Variationen, sondern vor allem Max Regers großartiges Opus 86 über ein Thema von Beethoven spielt das für seine intelligenten Programmationen berühmte Klavierduo Tal & Groethuysen. Horn- und Klavierklang in dreifacher Variante geben dem Konzert des Hornisten Přemysl Vojta und des Pianisten Tobias Koch die besondere Note. Das Urbild der Variationen-Kunst stellt András Schiff mit den »Goldberg-Variationen« von Johann Sebastian Bach vor. Den Blick auf Bach lenken auch der Konzertmeister der Berliner Philharmoniker Daishin Kashimoto und der russische Pianist Konstantin Lifschitz. Die Mezzosopranistin Vesselina Kasarova gestaltet verschiedenste »Ariadne-Variationen« von Claudio Monteverdi bis hin zu Jules Massenet. Mit Alfred Schnittkes eigenwilligem Werk für Violine, Viola, Violoncello und Klavier, das ein Fragment von Gustav Mahler zitiert, hat das Philharmonische Streichquartett München ein reizvolles Programm entwickelt. In ständig wechselnden Besetzungen spielen der Komponist und Klarinettist Jörg Widmann, seine Schwester, die Violinistin Carolin Widmann und der Pianist Dénes Várjon Werke von Schumann, Bartók und Widmann. Und in der Hanne-Darboven-Ausstellung in der Bundeskunsthalle widmet sich das Asasello-Quartett dem Streichquartett op. 26 von Hanne Darboven, das auf der Übertragung von Zahlenkonstruktionen ihrer visuellen Werke beruht.
Drei zeitgenössische Tanzproduktionen mit Live-Musik huldigen dem »Avantgardisten« Beethoven. Zwei Weltstars der Choreographie, der flämisch-marokkanische Choreograph Sidi Larbi Cherkaoui und der Japaner Saburo Teshigawara haben mit der GöteborgOperans Danskompani zusammen den Tanzabend »Spirit« entwickelt. Einen eigenen Abend – »Landscape« – gestaltet der Minimalist Saburo Teshigawara mit dem rising star Francesco Tristano, Pianist und Komponist, und der Tänzerin Rihoko Sato. Die vielfach ausgezeichnete Choreographin Stephanie Thiersch wagt mit »Bronze by Gold« ein Bühnenstück für klassisches Streichquartett und Performer.
Stimmkünstler, Alleinunterhalter, Schauspieler und Wissenschaftler zeigen »Veränderungen« auf ihre musikalisch-theatralische Weise und drei Diskussions-Veranstaltungen setzen sich die diskursive Annäherung an das Thema »Veränderungen« zum Ziel.
Mit Blick auf den 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens initiiert das Beethovenfest eine Reihe von Uraufführungen. Den Auftakt für 2015 macht der Italiener Salvatore Sciarrino. Als Referenzwerk hat er sich Beethovens »Chorfantasie« ausgesucht. Beim Beethovenfest Bonn 2015 gibt es zudem eine originelle weitere Uraufführung. Der legendäre Chordirigent und Komponist Clytus Gottwald hat für das Festival drei Goethe-Lieder von Ludwig van Beethoven zu A-capella-Chorwerken umgestaltet.
Beim Beethovenfest Bonn 2015 präsentiert sich außerdem das heimische Beethoven Orchester Bonn mit Christof Prick.
Daten und Zahlen
Beim Beethovenfest Bonn 2015 unter der Schirmherrschaft von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sind 34.500 Eintrittskarten für ein Hauptprogramm von 54 Veranstaltungen an 22 Spielstätten in Bonn und Umgebung im Verkauf. Ermöglicht wird dies durch die Zuwendung der Bundesstadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises sowie durch die projektbezogene Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Hauptsponsoren Deutsche Post DHL Group, Deutsche Telekom, Sparkasse KölnBonn und Deutsche Welle sowie eine große Anzahl von Eventsponsoren und Stiftungen fördern das Beethovenfest Bonn.
Absätze
Quelle
http://www.beethovenfest.de