Das Beethovenfest Bonn 2007 endete am Sonntagabend mit einem umjubelten Konzert der Bamberger Symphoniker unter Leitung von Jonathan Nott, die Beethovens Symphonie Nr. 9 auf höchstem Niveau interpretierten. Grund zum Jubel hat auch Intendantin Ilona Schmiel, kann sie doch 92% Platzauslastung und 43 ausverkaufte Konzerte von insgesamt 61 Veranstaltungen im Hauptprogramm vermelden. Das Beethovenfest Bonn 2007 beleuchtete vom 24. August bis zum 23. September unter dem Motto „Joy“ Beethovens Beziehungen zum britischen Kulturraum. Damit schließt der vierjährige Zyklus mit Ländermotti beim Beethovenfest Bonn ab. Die Beethovenfeste Bonn 2008 bis 2010 werden wieder unter einem übergreifenden Thema stehen.
Das diesjährige Motto „Joy“ leitet sich aus dem Chorfinale auf Schillers „Ode an die Freude“ aus Beethovens Symphonie Nr. 9 ab, das in England als „Song of Joy“ erklingt. Die Brücke nach Großbritannien führt über Beethovens Klavierschüler Ferdinand Ries. Ries ging 1813 nach London und wurde dort erster Direktor der Philharmonic Society. Diese gab 1822 bei Beethoven seine Symphonie Nr. 9 in Auftrag. In 61 Konzerten und Opernaufführungen thematisierte das Beethovenfest Bonn die vielfältigen Beziehungen zwischen Beethoven und Großbritannien zu Lebzeiten des Komponisten und in den nachfolgenden Jahrhunderten bis heute. Zahlreiche britische Musiker und Ensembles waren zu Gast in Bonn, darunter das Philharmonia Orchestra, das BBC Symphony Orchestra, die Academy of St Martin in the Fields unter Leitung von Sir Neville Marriner, der Pianist Paul Lewis sowie das Hilliard Ensemble und das Arditti Quartett. Für diese beiden Ensembles gab das Beethovenfest Bonn ein Werk bei James Clarke in Auftrag, dessen Uraufführung in der „Nacht der Stimmen“ mit Standing Ovations gefeiert wurde.
Das Werk „Untitled No 4“ von James Clarke war eine von acht Uraufführungen beim Beethovenfest Bonn 2007, seit 2004 wurden unter der Intendanz von Ilona Schmiel insgesamt 28 neue Werke beim Beethovenfest Bonn aus der Taufe gehoben. „Eines unserer Ziele ist, das Repertoire des 21. Jahrhunderts mitzugestalten“, bekennt Ilona Schmiel und freut sich „dass ein Teil von den in den letzten vier Jahren bei uns gehörten Uraufführungen ihre Zweit- und Drittaufführung erleben werden, dazu gehören sicherlich das Werk von James Clarke. Ein weiterer Effekt ist, dass wir mit diesem Auftrag auch andere Komponisten angeregt haben, für die beiden Ensembles zu schreiben.“ Die beiden Uraufführungen des Jubilars Mauricio Kagel, „Verborgene Reime“ für Stimmen und Schlagzeug und sein Trio Nr. 3 werden ebenfalls mit großer Wahrscheinlichkeit in das Musikrepertoire aufgenommen und erneut aufgeführt.
Heftig umstritten dagegen ist das Auftragswerk von Beethovenfest Bonn und Theater Bonn, Moritz Eggerts Oper „FREAX“. Die Oper in zwei Akten wurde konzertant uraufgeführt, der Regisseur Christoph Schlingensief setzte seine Sicht zu FREAX, das auf dem Film „Freaks“ von Tod Browning von 1932 beruht, in der Opernpause in Filmszenen und einer Darstellung seiner „Familie“ um. „Ich wünsche mir sehr, dass dieses Werk eine Chance bekommt, woanders eine Inszenierung zu erleben,“ hofft Ilona Schmiel.
Innovativ zeigte sich das Beethovenfest nicht nur in der Vergabe von Auftragswerken, sondern auch in dem Ansatz, neue Formen der Auseinandersetzung mit Beethoven und seinem Oeuvre zu fördern. Dies geschah in der „Nacht der Stimmen“ bei der Improvisation über Beethoven „Brief an die Unsterbliche Geliebte“ durch den Performancekünstler Nigel Charnock. Nigel Charnock wurde in seiner ausdrucksvollen Performance unterstützt durch den Klarinettisten Michael Riessler, den Vokalisten Michael Schiefel und den Tischpercussionist Jean Pierre Drouet, der eindrucksvoll das Schreiben des Briefes umsetzte.
Im Rahmenprogramm des Beethovenfestes Bonn 2007 nähert sich der Berliner Künstler Götz Lemberg Beethoven und seinem Schaffen visuell und tonal. In „Coloured Sounds“ zeigt Götz Lemberg im T-Mobile Forum noch bis zum 30. September drei faszinierende Licht- und Klanginstallationen: „lighthoven“ setzt von Beethovens Mondscheinsonate den 1. Satz in eine Lichtkomposition um, in „h“ kann man eine zehnminütige Licht- und Klangreise durch den Ton h unternehmen und in einer dritten Installation hat der Künstler eine eigene Licht- und Klanginstallation geschaffen, die auf einem Posaunenton, einem Basston und einem Celloton basiert. Bei „Look at Beethoven 2007“ suchten erneut junge Medienschaffende ihren filmischen Zugang zu Beethoven. 21 Filme und eine Installation von Volontären, Auszubildenden und Filmhochschülern aus ganz Deutschland waren während des gesamten Festivalzeitraums zu sehen. Intendantin Ilona Schmiel reizt an diesem Projekt, „traditionelle Inhalte so mit innovativen Ansätzen zu verknüpfen, dass dies Musikkultur überlebensfähig und für nachwachsende Generationen interessant bleibt und zu immer neuen Auseinandersetzungen führt.“ Das Beethovenfest Bonn will mit diesem Projekt ein Treffpunkt für junge Filmemacher und mittelfristig zu einem Forum für den zeitgenössischen Musikfilm werden.
Im Rahmenprogramm des Beethovenfestes Bonn 2007 präsentierten die Partner und Institutionen in der Stadt 71 Veranstaltungen. In Ausstellungen, Installationen, Lesungen, Konzerten und Diskussionen bis hin zu Kinderprogrammen und Workshops wurde das Thema „Beethoven und der britische Kulturraum“ vielfältig beleuchtet. Erstmals gab es ein Public Viewing beim Beethovenfest Bonn: Das Konzert des Simón Bolívar Youth Orchestra of Venezuela unter Leitung von Gustavo Dudamel wurde aus der ausverkauften Beethovenhalle live auf den Bonner Marktplatz übertragen, auf dem 2000 Zuhörer andächtig der Übertragung lauschten.
Weltweit konnten die Zuhörer am Radio oder vor dem Computer das Beethovenfest mitverfolgen. Mehr als die Hälfte der Konzerte wurden von den Medienpartnern Westdeutscher Rundfunk, Deutsche Welle und Deutschlandfunk/DeutschlandRadio Kultur mitgeschnitten. Die Deutsche Welle überträgt mehr als ein Dutzend der 61 Konzerte des Beethovenfestes weltweit in über 140 Länder, davon sind jeweils Ausschnitte der Mitschnitte bereits am Tag nach dem Konzert als Podcast über www.dw-world.de abrufbar. Fünf Konzerte wurden live übertragen, darunter das Orchestercampus Konzert von Deutscher Welle und Beethovenfest mit dem Cairo Conservatory of Music Orchestra live nach Ägypten und das Abschlusskonzert mit den Bamberger Symphonikern unter Leitung von Jonathan Nott live nach St. Petersburg. Über 50 Journalisten berichteten regional, überregional und weltweit über die Veranstaltungen des Beethovenfestes Bonn. Internationale Feuilletonisten reisten aus Großbritannien, Kanada, Russland, Finnland, Spanien, Italien, Österreich, Luxemburg, Ungarn, Israel und Äygpten an.
Im nächsten Jahr findet das Beethovenfest Bonn vom 29. August bis 28. September 2008 statt. Das Programm wird im März 2008 bekannt gegeben.
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Quelle
http://www.beethovenfest.de