Am 30. Dezember 2021 ist der Komponist Gottfried Michael Koenig im Alter von 95 Jahren verstorben. Er war seit 2016 Mitglied der Akademie der Künste. Mit seinem kompositorischen und theoretischen Werk, welches die Disziplinen von Naturwissenschaft und Musik verbindet, war Koenig maßgebend für die Entwicklung der elektronischen Musik nach 1945.

Nach seinem Studium der Kirchenmusik in Braunschweig, der Komposition, des Klaviers, der Analyse und Akustik in Detmold, der musisch-technischen Gestaltung in Köln und der Computertechnik in Bonn war er von 1954 bis 1964 ständiger Mitarbeiter am elektronischen Studio des WDR in Köln. Dort assistierte er u. a. Karlheinz Stockhausen und Mauricio Kagel, realisierte eigene elektronische Kompositionen und schrieb instrumentale Orchesterwerke sowie Kammermusik. Von 1964 bis 1986 lehrte er am Institut für Sonologie der Universität Utrecht, das er auch leitete.

Koenig entwickelte Computerprogramme zur Formalisierung kompositorischer Strategien und erhielt zahlreiche Preise, darunter 2010 den Giga-Hertz-Preis des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe. Das Archiv der Akademie der Künste wird seinen Nachlass übernehmen.

Ludger Brümmer, Mitglied der Sektion Musik der Akademie der Künste und Leiter des Hertz-Labors am ZKM Karlsruhe, würdigt ihn: „Gottfried Michael Koenig offerierte mit seiner Musik, seinen Gedanken und Programmen radikale Möglichkeiten, die Generationen von Komponisten prägten und neue ästhetische Möglichkeiten eröffneten. Er sah das Potenzial des technologischen Instruments wie kaum ein anderer Komponist. Er hat mit den kreativen Möglichkeiten von Computern gearbeitet als das WDR-Studio noch seine analoge Hochzeit erlebte. Bereits in den 1960ern realisierte er kompositorische Kreativität mit digitaler Technologie, die sich gegenwärtig mit Künstlicher Intelligenz fortsetzt. Er inszenierte das elektronische Geräusch als Mittel zur musikalischen Klanglichkeit, das mit der Noise Music selbst im Pop angekommen ist. Ist es daher verwunderlich, dass seine Musik von Kritikern des Wire-Magazins in die Liste der ‚100 records that set the world on fire (while no one was listening)‘ aufgenommen wurde? Was für ein Komponist ist da von uns gegangen.“

Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.

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