Bildungsmedien, wie digitale oder gedruckte Schulbücher und Arbeitshefte, sind für die Vermittlung von Fachwissen sowie kultureller Werte unabdingbar. Die Kultusministerinnen und Kultusminister der Länder, die Organisationen der Menschen mit Migrationshintergrund und Bildungsmedienverlage unterzeichnen während der 351. Kultusministerkonferenz in Berlin eine Erklärung zur künftigen „Darstellung von kultureller Vielfalt, Integration und Migration in Bildungsmedien“.

„Wir setzen uns für ein demokratisches und respektvolles Miteinander an Schulen ein. Bildungsmedien, die kulturelle und sprachliche Vielfalt aufgreifen, sind daher für gegenseitige Akzeptanz und Toleranz an Schulen eine tragende Säule. Kinder und Jugendliche müssen sich bei der Nutzung von Bildungsmedien mit kontroversen Positionen und gesellschaftlichen Diskussionen auseinandersetzen können. Denn kulturelle Vielfalt und Diversität gehören zum Schulalltag dazu. Auch in Zukunft werden wir gemeinsam unseren offenen Dialog fortsetzen“, so die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Sächsische Staatsministerin für Kultus, Brunhild Kurth.

Die Länder verstärken deshalb ihre bisherigen Bemühungen im Bereich Diversität und Interkulturalität. Themen wie Migration, Integration und Heterogenität fließen als Querschnittsthemen in die Rahmenvorgaben der Länder für den Unterricht ein. Ebenso bieten die Länder zukünftig vermehrt Aus- und Fortbildungsangebote für Lehrkräfte in den Bereichen interkulturelle Kompetenz, Umgang mit Heterogenität und dem sensiblen Einsatz von Bildungsmedien an. Lehrmaterialien sollen im Hinblick auf eine angemessene und diskriminierungsfreie Berücksichtigung der vielschichtigen Heterogenität in deutschen Schulen geprüft werden. Die bereits vorhandenen diversitätssensiblen Unterrichtsmaterialien sollen stärker verbreitet werden.

Wilmar Diepgrond, der Vorsitzende des Verbandes Bildungsmediene.V.: „Ein angemessener Umgang mit der kulturellen Vielfalt in Deutschland ist eine zentrale pädagogische Herausforderung für unsere Schulen. Bildungsmedien sollen dabei Anregung und Anleitung bieten. Wir begrüßen den Dialog mit den Bildungsministerien der Länder und den Organisationen von Menschen mit Migrationshintergrund dabei sehr.“

Die Bildungsmedienverlage verpflichten sich in Text und Bild auf eine differenzierte Darstellung von Lebenswirklichkeiten unter Beachtung der Rahmenvorgaben, Fachdidaktiken und Fachwissenschaften.

Hierzu gehört beispielsweise das kritische Hinterfragen der eurozentristischen Sichtweise, die differenzierte Darstellung von Religionen und Weltanschauungen oder auch die Thematisierung von Mehrsprachigkeit als Kompetenz. Außerdem pflegen die Bildungsmedienverlage einen engen Austausch mit Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern, Eltern, Verbänden sowie politischen Gremien, mit dem Ziel, konkrete Bedürfnislagen aufzugreifen und in die Schulbuchentwicklung einzubeziehen. Zur Förderung des Dialogs werden konkrete Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner von Seiten der Verlage benannt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden für multiperspektivische Darstellung von Diversität und Vielfalt durch entsprechende Fortbildungen zum Zwecke der kontinuierlichen Qualitätssicherung sensibilisiert. Autorenteams für Bildungsmedien sollen verstärkt durch Expertinnen und Experten mit Migrationshintergrund erweitert werden.

Ali Ertan Toprak, Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland e. V., erklärt für die Organisationen von Menschen mit Migrationshintergrund: „Wir freuen uns, dass Themen wie Migration und Interkulturalität bereits heute einen hohen Stellenwert im deutschen Bildungssystem haben. Wir wollen auch in Zukunft eng mit den Bildungsverwaltungen der Länder und den Bildungsmedienverlagen zusammenarbeiten, weil interkulturelle Bildung ein Grundstein für Toleranz und Integration in der gesamten Gesellschaft ist. Wir verstehen kulturelle und sprachliche Vielfalt als eine Chance für die Gesellschaft und fühlen uns verpflichtet, an einem respektvollen Miteinander und letztendlich an einem gelingenden Integrationsprozess mitzuwirken.“

Die Organisationen von Menschen mit Migrationshintergrund haben angeboten, zukünftig Expertinnen und Experten an die entsprechenden Schulverwaltungen zu vermitteln. Sie sollen Schulen, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie die Eltern zu Fragen hinsichtlich Diversität und Migration beraten und informieren. Zudem können sie als Ansprechpartner sowie Vermittler bei interkulturell bedingten Streitigkeiten innerhalb des Schulsystems fungieren. Weiterhin wollen die Organisationen in Zusammenarbeit mit den Bildungsverwaltungen und Bildungsmedienverlagen Fortbildungsmaßnahmen für Schulleitungen, Lehrerkollegien sowie Pädagoginnen und Pädagogen organisieren.

„Die vorliegende Erklärung ist ein wichtiger Schritt, interkulturelle Vielfalt als eine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit in Schule zu verankern“, so die KMK-Präsidentin.

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