Der Bundeswettbewerb Jugend komponiert der Jeunesses Musicales Deutschland ist die höchste Auszeichnung für jugendliche Komponierende in Deutschland. Anlässlich des 30 jährigen Jubiläums lud die JMD vom 25.-27. September zu einem Symposion „musik erfinden“ in die Musikakademie Schloss Weikersheim ein. Eröffnet wurde das Symposion mit einem Festakt, bei dem der Begründer und seitherige Künstlerische Leiter, Prof. Martin Christoph Redel, aus dieser Funktion verabschiedet wurde. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka würdigte in einer Glückwunschnote die Verdienste Redels um den Bundeswettbewerb Jugend komponiert, den er konsequent zu einem „kulturellen Bildungsort“ entwickelt habe. Neuer Leiter des Wettbewerbs ist ab 2016 der Heidelberger Komponist und Pianist Philipp Vandré.

Für komponierende Jugendliche ist der jährlich stattfindende Wettbewerb sehr attraktiv, wie die jährlich fast 200 eingesandten Werke belegen. Eine Auszeichnung ist verbunden mit der Einladung der JMD in die „Kompositionswerkstatt Schloss Weikersheim“, wo die Werke der Preisträger diskutiert und von Stipendiaten der Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler des Deutschen Musikrats auf CD eingespielt und im Konzert aufgeführt werden. Auch diese Kompositionswerkstätten wurden von Redel über 30 Jahre lang geleitet.

Im Namen des Präsidiums dankte JMD-Vizepräsidentin Claudia Klemkow-Lubda für sein großes persönliches Engagement. Er habe „Komponieren immer als zutiefst menschliche Schöpfung“ vermittelt und die Werkstätten „zu höchst lebendigen Begegnungs-, Austausch- und Motiva-tionsforen jugendlicher Komponierender werden lassen“.

Zahlreiche ehemalige Wettbewerbsteilnehmer, Hochschulkollegen und Komponisten, brachten im Anschluss an den Festakt ihre persönliche Verbundenheit zum Ausdruck.

Die fachliche Diskussion vertieften sie in dem sich anschließenden Symposion am Samstag und Sonntag: In Referaten, Präsentationen und Diskussionen zu unterschiedlichen Handlungsfeldern kompositorischen Arbeitens mit Kindern und Jugendlichen wurden Perspektiven für die weitere Entwicklung der noch jungen Disziplin der Kompositions-pädagogik entwickelt. Die Möglichkeiten für eine bessere Verankerung des Fachs in der Hochschulausbildung wurden ebenso erörtert wie die Frage, wie Schüler im Unterricht an das eigene Komponieren herangeführt werden können. Weitere Impulse gaben die Präsentationen beispielhafter Projekte, etwa das Hamburger „Klangradar“, wo Kinder und Jugendliche mit Klängen experimentieren, oder ein Vortrag unter dem Stichwort „Die Kunst des Fragens“ als Werkzeug einer Didaktik offener Prozesse.

In allen Beiträgen und im abschließenden Roundtable wurde deutlich, dass es beim schöpferischen Umgang mit Musik wesentlich darum geht, Neugierde und Kreativität zu wecken, Musik und Klang als eine Form des menschliche Ausdrucksmöglichkeit zugänglich zu machen. Komponieren, so der Publizist und Sprachphilosoph Tobias Ruderer, sei nichts weniger als die „science fiction des Sounds“ und in der Förderung komponierender Jugendlicher gehe es darum, ihnen und nicht zuletzt unserer Musikkultur dieses „Raumschiff in die Zukunft“ zur Verfügung zu stellen.

Die Förderung und Pflege zeitgenössischer Musik ist zeit ihres Bestehens ein Aufgabenschwerpunkt der Jeunesses Musicales Deutschland. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war dies eine bewusste Gegenaussage zu restaurativen Tendenzen im deutschen Musikleben: Neue Musik – damit verbindet sich der Wert einer grundsätzlichen Offenheit für Neues, für unbekannte und unerhörte Töne und die Bereitschaft zur künstlerischen Auseinandersetzung auch mit Werken, deren Aussage sich nicht intuitiv erschließt. Neugierig sein und mit wachem Geist fördern, was es in der Vermittlung schwer hat, darum ging und geht es der JMD. So hatte Martin Christoph Redel, selbst Komponist, bereits 1974 im Rahmen der Sommerkurse der JMD in Weikersheim die Kurse „Jugend komponiert“ initiiert. Diese wurde im Weiteren zu einem Förderprogramm für junge Komponisten ausgebaut und 1986 gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung Forschung als bundeszentraler Wettbewerb etabliert.

Mit dem aktuellen Symposion „Musik erfinden“ führte die Jeunesses Musicales Deutschland ihr Engagement einer Beförderung der bundesweiten Fachdiskussion zur Kompositionspädagogik fort, das sie mit dem ersten gleichnamigen Symposion im Jahr 2010 in Kooperation mit der Hochschule Osnabrück angestoßen und in den „Weikersheimer Gesprächen zur Kompositionspädagogik“ seither weitergeführt hat. Bereits im Oktober setzt der musikalische Jugendverband mit einem weiteren bundesweiten Projekt im Bereich der Komposition einen Akzent: Die JMD ist Partner des Weiterbildungsprojekts „KomPäd“ – im Verbund mit der Universität Köln und der Musikhochschule Saar entsteht ein Lehrgang der im Oktober 2015 startet. Komponisten haben dann in der Musikakademie Schloss Weikersheim die Möglichkeit, sich in einer mehrgliedrigen Fortbildung pädagogisch zu qualifizieren.

Gerade pünktlich zum Jubiläum konnten für den Bundeswettbewerb Jugend komponiert direkt mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt und dem Hessischen Rundfunk neue Partnerschaften verabredet werden.

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