Intendant Jossi Wieler bleibt bis 2018 an der Staatsoper Stuttgart, wird seinen Vertrag jedoch nicht darüber hinaus verlängern. Dies gaben Kunstministerin Theresia Bauer, Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn sowie Jossi Wieler am Donnerstag (1. Oktober) in Stuttgart bekannt. Er habe seine Entscheidung den Trägern bereits jetzt bekannt gegeben, da es aufgrund der Planungszeiträume in der Oper erforderlich sei, Entscheidungen über Verträge von Intendanten möglichst drei Jahre im Voraus zu treffen.

„Wir bedauern die Entscheidung von Jossi Wieler sehr und sind ihm schon heute zu großem Dank verpflichtet. Er ist eine hochgeschätzte Künstlerpersönlichkeit und hat der Oper Stuttgart als regieführender Intendant ein unverwechselbares Profil verliehen. Mit feinem Gespür und Mut haben er und sein Team immer wieder aufs Neue künstlerische Maßstäbe gesetzt und die Oper Stuttgart national und international in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt“, sagte Kunstministerin Theresia Bauer. Dies zeige gerade wieder die jüngste Würdigung bei der Kritikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt für die „Aufführung des Jahres“ sowie die „Wiederentdeckung des Jahres“.

„Jossi Wieler hat in Stuttgart hervorragende Arbeit geleistet und das Opernhaus wieder richtig nach vorne gebracht. Wir hätten gerne mit ihm weiter zusammengearbeitet. Das ist ein Verlust für das Stuttgarter Opernhaus und wir danken ihm herzlich für seine Arbeit“, so Oberbürgermeister Fritz Kuhn.

Jossi Wieler begründete seine Entscheidung mit seiner persönlichen Lebensplanung: „Ich habe mich entschieden, über 2018 hinaus keine Intendantenverpflichtung mehr einzugehen. Ich möchte dann wieder als freier Regisseur in Oper und Schauspiel arbeiten und anderes in meine weitere Lebensplanung integrieren. Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen, denn Stuttgart ist die beste Theaterstadt, die man sich als Intendant und Regisseur wünschen kann. Das Leitungsteam, das Solisten-Ensemble, das Staatsorchester, der Staatsopernchor, die Bühnentechnik, die Werkstätten - alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind über die Maßen engagiert und ermöglichen künstlerisch-visionäre Prozesse, die gerade auch wegen des spartenübergreifenden Austauschs an den Staatstheatern außergewöhnlich sind“.

Er danke den Trägern der Oper Stuttgart - das Land Baden Württemberg und die Landeshauptstadt Stuttgart - sowie insbesondere Ministerin Bauer und Oberbürgermeister Kuhn für das Vertrauen und die Unterstützung, die er von ihnen erfahren habe und erfahre.

Ministerin Bauer als Vorsitzende des Verwaltungsrats der Staatstheater Stuttgart kündigte an, das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst werde so schnell wie möglich das Findungsverfahren zur Nachfolge von Jossi Wieler einleiten. Wegen der erforderlichen, besonders langen Planungs- und Vorlaufzeiten bei der Oper sei angestrebt, möglichst zeitnah einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Wieler zu finden. Dazu solle vom Verwaltungsrat im November eine Findungskommission eingesetzt werden.

„Jetzt aber freue ich mich erst einmal auf drei aufregende Spielzeiten in Stuttgart, die ich als Intendant mit der gleichen Leidenschaft wie bisher verantworten werde. Wir werden noch viel Neues wagen und uns dem mit Energie und Freude widmen. So, wie mich die Arbeit mit Glück, Stolz und Dankbarkeit erfüllt, so hoffe ich auch weiterhin auf die inspirierende Neugier des begeisterungsfähigen Stuttgarter Publikums“, so Jossi Wieler.

Zur Person:

Jossi Wieler wurde am 6. August 1951 in Kreuzlingen/Schweiz geboren. Er studierte Regie an der Universität Tel Aviv. Von 1980-1982 war er Regieassistent am Düsseldorfer Schauspielhaus und danach als Schauspielregisseur in Heidelberg, Bonn, Stuttgart, Basel, Hamburg, Zürich, Berlin, bei den Münchener Kammerspielen sowie wiederholt bei den Salzburger Festspielen tätig. Seit 1994 inszeniert er auch an der Oper Stuttgart, seit der Spielzeit 2011/12 ist er ihr Intendant.

Jossi Wieler erhielt zahlreiche Auszeichnungen: Einladungen zum Berliner Theatertreffen 1986, 1994, 2002 und 2005, Regisseur des Jahres 1994, 2002 und 2012, Konrad-Wolf-Preis 2002, Deutscher Kritikerpreis 2005, Deutscher Theaterpreis Der Faust (gemeinsam mit Sergio Morabito) 2006 und 2012, Wiener Theaterpreis Nestroy 2009. Bei der Autorenumfrage der Zeitschrift Die deutsche Bühne belegte er (gemeinsam mit Sergio Morabito) 2014 in der Kategorie Herausragender Regie-Beitrag zur aktuellen Entwicklung der Oper den ersten Platz. 2015 wurde er mit dem Kulturpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet. Wieler hat mit großem Erfolg auch im Ausland inszeniert, in Salzburg, Amsterdam, San Francisco, Tokio und Moskau. Seine Alcina-Inszenierung ist zu Opernfestivals nach Edinburgh und Budapest sowie an die San Francisco Opera und die Opera de Lyon eingeladen worden, La Juive an die Semperoper Dresden. Zahlreiche seiner Stuttgarter Opern-Inszenierungen wurden für das Fernsehen aufgezeichnet und die meisten auch als DVD veröffentlicht: Alcina, Siegfried, Alceste, La sonnambula und Berenike, Königin on Armenien (Il Vologeso). Zur Produktion von wunderzaichen ist erst jüngst ein Film über deren Entstehung gedreht worden: „Ringen um die Gegenwart“ (mit dem Titel „wunderzaichen - Yearning for the presence“ auch als DVD erhältlich).