Geradezu inflationär werden Veranstaltungen als "Events" angepriesen. Dabei ist der Begriff in der Gegenwartskultur mehr als nur ein Anglizismus: Events sind planmäßig inszenierte, größtenteils kommerzielle Veranstaltungen mit hohem Unterhaltungs- und Erlebniswert, die in der Überfülle der Angebote Aufmerksamkeit erregen sollen. Das sinnliche und gemeinsame Erleben steht im Vordergrund, der Bildungsaspekt tritt zurück, weshalb ihnen ein "anti-intellektualistischer und unpolitischer Zug" (Winfried Gebhardt) zugesprochen wird.

Da sie auf die Bedürfnisse und Orientierungen der sogenannten "Erlebnisgesellschaft" (Gerhard Schulze) reagieren, erscheint ihr Konzept als eine Erfolg verheißende, auf nahezu alle Ereignisse und Aktivitäten anwendbare Marketingstrategie. Anziehungskraft besitzen Events auch deshalb, weil sie mit dem "Hauch des Außergewöhnlichen" den Erfahrungen des Alltags neue hinzufügen. Der Soziologe Winfried Gebhardt spricht von der "um sich greifenden Sehnsucht nach ’Wiederverzauberung’ der ’entzauberten Welt’ der Moderne".

Auch Kulturveranstalter der Kommunen und Länder greifen in Zeiten knapper werdender Haushaltsmittel und unter steigendem Konkurrenzdruck zunehmend zu dem vermeintlichen Allheilmittel "Event". Beleg dafür ist die steigende Zahl von Festivals, Konzerten oder Lesungen, die an außergewöhnlichen Schauplätzen oder zu besonderen Zeiten stattfinden.
Im Kampf um Aufmerksamkeit eröffnen solche erlebnisgenerierenden Veranstaltungen die Möglichkeit, über emotionale Bindung den Kundenkreis zu stabilisieren oder neue Zielgruppen zu erschließen.

Gegenstand des dritten Kulturpolitischen Salons werden "Kultur-Events" sein, also kulturelle Veranstaltungen, die aus dem "üblichen" traditionellen Rahmen herausgelöst werden. Dies können zum einen Ereignisse sein, die unabhängig von einer bereits bestehenden Institution neu geschaffen werden, zum anderen solche, mit deren Hilfe etablierte Kulturinstitutionen eine größere Attraktivität für das Publikum erreichen wollen, so zum Beispiel die Museumsnächte.
Mit Vertretern aus Praxis und Wissenschaft sollen mögliche Vor- und Nachteile des Trends zum Kultur-Event vor allem im kulturpolitischen Handlungsfeld diskutiert werden. Bedeutet Eventisierung die oft propagierte "Kultur für alle", aber deren gleichzeitigen Niveauverlust, oder ist sie die einzig mögliche innovative Antwort auf die Zeichen der Zeit?

Nach einem Eingangsstatement von Wolfgang Zacharias (Pädagogische Aktion/SPIELkultur, München und Mitglied des Vorstands der Kulturpolitischen Gesellschaft), moderiert Oliver Scheytt (Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft und Kulturdezernent der Stadt Essen) die Diskussion zum Thema "Event", an der außerdem Eduard Beaucamp (Journalist, ehemals Feuilletonist der FAZ), Regina Bittner (Kulturwissenschaftlerin und Projektkoordinatorin Bauhaus Dessau) und Gerald Matt (Direktor der Kunsthalle Wien) teilnehmen.

Mit dem 3. Kulturpolitischen Salon setzt die Leipziger Arbeitsgruppe der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. am 13. Februar 2004 ihre Reihe von Podiumsdiskussionen zu aktuellen kulturpolitischen Fragestellungen in der Oper Leipzig fort.
Der Kulturpolitische Salon wird in Kooperation mit dem Kulturdezernat der Stadt Leipzig und der Oper Leipzig veranstaltet.

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