Nachtarbeit, unregelmäßige Schichten, ein hoher Lärmpegel und der Umgang mit feiernden Gäst:innen – die Bedingungen in der Clubarbeit können für viele Mitarbeitende eine enorme psychische Belastung darstellen. Das Projekt Mental Health in Clubs hat in Zusammenarbeit mit der Charité, der Fernuni Hagen und der Deutschen Psychologen Akademie eine umfassende Untersuchung durchgeführt, um die Herausforderungen für Beschäftigte in der Clubkultur zu identifizieren und Lösungen zu erarbeiten.
Eine gesunde Clubkultur braucht neue Ansätze
Das Projekt Mental Health in Clubs hat gemeinsam mit Berliner Pilotclubs wie dem Tresor, RSO Berlin, Renate und SchwuZ erste Bündelpaket-Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung erprobt – von datenbasierter Beratung, Supervisionen und Schulungen bis hin zu neuen Strukturen in der Arbeitsorganisation. Dabei wurden z.B. Resilienzworkshops zu Themen wie Abgrenzung in der Clubarbeit und Selbst Regulationsmethoden wie Breathwork und Stressmanagement angeboten. Außerdem bietet ein Support-Roundtable-Format gezielte Unterstützung für marginalisierte Communitys, wie FLINTA*, BIPoC und queere Mitarbeitende, und für Gruppen, die spezifischen psychischen Belastungen ausgesetzt sind, z.B. neurodivergente Personen. Zudem wird eine Peer-Support-Schulung zur Stärkung interner Clubstrukturen angeboten. Die Ergebnisse zeigen positive Entwicklungen, insbesondere durch klare Schichtplanung, verbesserte Kommunikation und gezielte Sensibilisierungsmaßnahmen. Dabei kam heraus:
- 41% der Mitarbeitenden berichten von positiven Veränderungen in der Arbeitsorganisation.
- 33,9% nehmen einen besseren Umgang mit den Bedürfnissen einer diversen Belegschaft wahr.
- 31,6% erleben eine wertschätzendere und effektivere Kommunikation im Club.
Doch für die Akteur:innen der Nachtökonomie bleibt einiges zu tun: Längerfristige Lösungen und strukturelle Veränderungen sind essenziell, um psychische Gesundheit in der Clubkultur nachhaltig zu stärken. Die detaillierten Ergebnisse der Studie sind im aktuellen Zwischenbericht des Projekts ‚Mental Health in Clubs‘ nachzulesen, der auf der Projektwebsite veröffentlicht wurde. Die Clubcommission hat durch diese Arbeit bereits ein fundiertes Verständnis für die Bedürfnisse von Clubmitarbeitenden und Clubs gewonnen. Nun soll der Fokus erweitert und auch die Perspektiven weiterer Akteure der Nachtökonomie besser verstanden werden – dazu zählen unter anderem Künstler:innen, Agent:innen und Freelancer:innen. Um ihre spezifischen Herausforderungen und Bedarfe sichtbar zu machen, beginnt am 01.04. eine weitere Umfrage, die auf unserer Website von Mental Health in Clubs zu finden ist.
Save the Date: Mental Health in Clubs Konferenz 2025
Um die Diskussion weiterzuführen, lädt die Clubcommission am 25. April 2025 zur ersten Mental Health in Clubs Konferenz ins Maaya Berlin ein. Hier sprechen Vertreter:innen aus der Clubkultur, Wissenschaft, Psychologie und Medizin über die psychische Gesundheit von Beschäftigten in der Clubbranche: von Clubmitarbeitenden über Künstler:innen bis hin zu Veranstaltenden. Die Konferenz bietet Raum für Austausch, neue Impulse und konkrete Lösungsansätze. Als Auftakt zur Konferenz widmet sich die Clubcommission dem Thema bereits on air: Am 09. April 2025 spricht sie in einer Sondersendung von Coping* Club auf Refuge Worldwide über die Ergebnisse der Studie und die dringendsten Herausforderungen im Nachtleben.
Mental Health in Clubs Konferenz 2025
25. April 2025, 10:00 – 18:00 Uhr, Maaya Berlin, Revaler Str. 99, 10245 Berlin (barrierefrei) Die Anmeldung zur Konferenz erfolgt über diesen Link.
Erich Joseph, Projektleiter Mental Health in Clubs
„Das Projekt hat gezeigt, dass ein hoher Bedarf an präventiven Strukturen für die Gruppe der Club- und Nachtmitarbeitenden besteht, die zu einem großen Teil marginalisierten Gruppen angehören und insgesamt eine vulnerable Gruppe sind.
Gleichzeitig ist deutlicher denn je, dass Clubmitarbeitende von dem Maßnahmenpaket zur betrieblichen Gesundheitsförderung von Mental Health in Club profitiert haben. Besonders strukturelle Veränderungen in den Clubs und der Aufbau von Kompetenzen in Führung, Kommunikation und Resilienz wirken nachhaltig positiv auf ihre psychische Gesundheit.”