Mit der morgigen Vorstellung von Salvatore Sciarrinos »Luci mie traditrici« in der Regie von Jürgen Flimm klingt nicht nur das diesjährige Festival für Neues Musiktheater INFEKTION! aus, sondern auch eine erfolgreiche Spielzeit 2015/16 an der Staatsoper im Schiller Theater. In der sechsten Saison im Charlottenburger Quartier wurde unter Leitung von Jürgen Flimm und Generalmusikdirektor Daniel Barenboim eine Auslastung von 87 Prozent erreicht. Insgesamt kamen über 188.000 Besucher zu den Veranstaltungen der Staatsoper in Berlin sowie zusätzlich über 37.000 zu den Gastspielen von Daniel Barenboim und der Staatskapelle in Wien, Luxemburg, beim Prager Frühling und beim Beethovenfest Bonn sowie zu der mehrwöchigen Tournee nach China und Japan, bei der u. a. der gesamte Bruckner-Zyklus in der Tokioter Suntory Hall auf dem Programm stand. Über 40.000 Besucher erlebten das 10. »Staatsoper für alle«-Konzert der Staatskapelle Berlin unter freiem Himmel auf dem Bebelplatz, dank BMW Berlin bei freiem Eintritt, und weitere 48.000 Zuschauer aus der ganzen Welt verfolgten das Konzert per Live-Stream. Insgesamt hat die Staatsoper in dieser Spielzeit zu rund 330 Veranstaltungen eingeladen, darunter zu 15 Musiktheater-Premieren im großen Haus und in der Werkstatt, 25 Opernwerken aus dem Repertoire und 85 Konzerten.
Großen Zuspruch bei Publikum und Presse fanden die Saisoneröffnung mit Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg«, Daniel Barenboims 20. Wagner-Neuproduktion an der Staatsoper, sowie Mozarts »Le nozze di Figaro», Glucks »Orfeo ed Euridice« als FESTTAGE-Premiere mit Bejun Mehta und Anna Prohaska in den Titelpartien sowie »Luci mie traditrici« als Fortschreibung der Beschäftigung mit dem Musiktheater Salvatore Sciarrinos – drei Produktionen in der Regie von Intendant Jürgen Flimm. Ebenso erfolgreich waren Claus Guths Inszenierung von Bohuslav Martinůs »Juliette« mit Magdalena Kožená und Rolando Villazón, Dieter Dorns Neuinterpretation von »La traviata« mit Sonya Yoncheva in der Titelrolle sowie die szenische Wiederentdeckung von Agostino Steffanis »Amor vien dal destino« nach über 300 Jahren in der Regie von Ingo Kerkhof.
Weitere Höhepunkte der Saison waren die Wiederaufnahmen von »Simon Boccanegra« mit Plácido Domingo, von Philipp Stölzls »Il trovatore«-Inszenierung mit Anna Netrebko und von » The Turn of the Screw« in der Regie von Claus Guth mit Maria Bengtsson. Einen weiteren Akzent bildete die Fortsetzung der langen Wagner-Tradition an der Staatsoper: Neben »Die Meistersinger von Nürnberg« standen »Parsifal« während der FESTTAGE, zwei komplette »Ring«-Zyklen sowie »Der fliegende Holländer« in dieser Spielzeit auf dem Programm. Insgesamt war Daniel Barenboim bei elf Produktion als Operndirigent zu erleben (»Die Meistersinger von Nürnberg«, »La traviata«, »Orfeo ed Euridice«, »Juliette«, »Il trovatore», »Parsifal«, »Simon Boccanegra» und der gesamte »Ring«) sowie bei über 20 Berliner Konzerten als Dirigent oder Pianist.
Neben acht Abonnementkonzerten der Staatskapelle Berlin – u. a. mit Solisten wie Renaud Capuçon, Daniil Trifonov sowie Sir András Schiff und Gastdirigenten wie Sir Antonio Pappano oder Gustavo Dudamel – eröffneten Daniel Barenboim und die Staatskapelle Berlin in dieser Spielzeit erneut das Musikfest Berlin, diesmal mit einem Arnold-Schönberg-Programm. Das Konzertprogramm der FESTTAGE, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feierten, schlug den Bogen von Bach zu Mahler und Elgar mit den Wiener Philharmonikern als Gastorchester, der Staatskapelle Berlin und den Solisten Jonas Kaufmann, Martha Argerich sowie Yo-Yo Ma, der sowohl im Rahmen eines Sinfoniekonzerts als auch mit einem Solo-Recital zu erleben war. Zwei besondere Geburtstage wurden mit Konzerten mit Daniel Barenboim und der Staatskapelle Berlin begangen: Der 80. Geburtstag des Ehrendirigenten der Staatskapelle Berlin, Zubin Mehta, sowie der 75. Geburtstag von Martha Argerich als Benefizkonzert zu Gunsten der Sanierung der Staatsoper Unter den Linden. Ein besonderes Highlight bildete die bisher längste Tournee in der Geschichte der Staatskapelle Berlin: Für fünf Wochen gastierten das Orchester und ihr Generalmusikdirektor Anfang des Jahres in China und Japan, um dort den neunteiligen Bruckner-Zyklus zur Aufführung zu bringen – ein einzigartiges Projekt, das in der Spielzeit 2016/17 an zwei weiteren Orten, in der neuen Philharmonie Paris und in der New Yorker Carnegie Hall, seine Fortsetzung findet.
Einen Schwerpunkt setzte der diesjährige Barenboim-Zyklus: Neben zwei Kammerkonzerten sowie Liederabenden mit Nina Stemme und Michael Volle, begleitet von Daniel Barenboim, standen die neun Klaviersonaten von Sergej Prokofjew, einer der bedeutendsten Werkzyklen des frühen und mittleren 20. Jahrhunderts, interpretiert von Yefim Bronfman auf dem Programm.
Auf der Werkstattbühne, die sich als feste Größe für Neue Musik, experimentelles Musiktheater und Kinderoper sowie als Raum für junge Nachwuchstalente sowie renommierte Künstler etabliert hat, zählten zu den Publikumsmagneten 2015/16 »Geschichte« von Oscar Strasnoy, Hèctor Parras »Zangezi«, Matthias Hermanns »Die Luft hier: Scharfgeschliffen«, in der Regie von Hans-Werner Kroesinger sowie die Wiederaufnahme von Jürgen Flimms Kultabend »Wissen Sie, wie man Töne reinigt? Satiesfactionen« und die diesjährige Aufführung des Kinderopernhauses Lichtenberg mit Mischa Spolianskys 20er Jahre-Revue »Es liegt in der Luft«.
Auftakt Saison 2016/17
Nach einer Konzertreise, die die Staatskapelle Berlin und Daniel Barenboim vom 2. bis 10. September mit Werken von Bruckner und Mozart in die Philharmonie de Paris, zu den BBC Proms nach London und zum Lucerne Festival führt, findet das I. Abonnementkonzert in Berlin am 19. und 20. September in Zusammenarbeit mit dem Musikfest Berlin in der Philharmonie statt. Edward Elgars monumentales Oratorium »The Dream of Gerontius« gelangt dann unter der Leitung von Daniel Barenboim zur Aufführung, mit den Gesangssolisten Sarah Connolly, Jonas Kaufmann und Thomas Hampson, der Staatskapelle Berlin und über 200 beteiligten Sängern des Staatsopernchors, des RIAS Kammerchors und des Konzert- und Jugendchors der Staatsoper.
Die Eröffnungspremiere der Spielzeit ist am 3. Oktober Ludwig van Beethovens »Fidelio«, geleitet von Daniel Barenboim und in der Regie von Harry Kupfer. Bei der Eröffnung der Werkstattsaison bereits am 20. September wird es ein Wiedersehen mit Oscar Strasnoy geben, wenn sein Musiktheaterstück »Comeback« auf ein Libretto von Christoph Hein uraufgeführt wird.
Die Symposion-Reihe in Hinblick auf das 2020 anstehende Jubiläum »450 Jahre Staatskapelle Berlin« findet 2016 vom 7. bis 9. Oktober statt. Unter dem Titel »Krisen- und Blütezeiten: Die Entwicklung der Königlich Preußischen Hofkapelle von 1713 bis 1806« wird das Symposion in diesem Jahr das 18. Jahrhundert von der Auflösung der Königlich Preußischen Hofkapelle 1713 bis hin zum Zusammenbruch des »alten« Preußens 1806 beleuchten.
Am 10. September feiert die Staatsoper den Beginn der neuen Spielzeit wieder mit einem Eröffnungsfest für Groß und Klein.
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