Der vom NRW-Kulturministerium in Kooperation mit dem WDR Jazzpreis 2016 und dem Landesmusikrat vergebene Künstlerinnenpreis NRW geht im Hauptpreis für eine herausragende europäische Künstlerin an die norwegische Sängerin Sidsel Endresen.

„Von all den norwegischen Sängerinnen, die in den letzten 20 Jahren europäische Jazzbühnen betraten, ist Sidsel Endresen die eine, von der alles auszugehen scheint. Geboren 1943 in Trondheim, der einstigen Hauptstadt Norwegens, die nun als High-Tech-Metropole und im Jazz als schier unerschöpflicher Born von Klasse und Experimentierfreude gilt, ist Sidsel Endresen die Grande Dame ihrer Kunstform, bei der die Jüngeren allesamt buchstäblich oder zumindest ideell in die Lehre gingen. Eine außerordentliche Stilistin: intonationssicher, technisch souverän und ästhetisch erhaben, offen nach vielen Seiten und überaus einfühlsam, risikofreudig und reaktionsschnell, reif in der Wahl ihrer Mittel, die noch in ihren dissonanten Ausprägungen von jener Wärme durchzogen sind, die der Sängerin den direkten Kontakt zu ihren Zuhörern sichert. Sidsel Endresen ist eine Musikerin, die im Sinne der Aufklärung an der Überwindung von Grenzen arbeitet: eine wahre ,herausragende europäische Künstlerin“. (WDR 3, Köln)

Im Förderpreis geht der Künstlerinnenpreis NRW an die Kölner Klarinettistin Annette Maye.

„Grenzen sind nicht das, was Annette Maye besonders interessiert. Im Gegenteil: In ihrer musikalischen Arbeit widmet die 1974 in Flensburg geborene Klarinettistin und Musikwissenschaftlerin einen großen Teil ihrer Leidenschaft und Energie der Überschreitung von Grenzen. Ihr bevorzugtes Mittel ist dabei die Improvisation, die, bevor sie im Jazz ihren prominenten Platz einnahm, in vielen anderen Musikkulturen der Welt eine prägende Rolle spielte, in den Folkloren des Balkans wie in der mediterranen Welt überhaupt, in der Kunstmusik Indiens wie in jener des vorromantischen Europa. Der musikalische Fußabdruck von Annette Meye, vor allem die Zusammenarbeit mit der Pianistin Laia Genç, der Schäl Sick Brass Band oder das Ensemble Fisfüs mit seinen türkischen Anklängen, zeugt davon, wie nahe liegend es sein könnte, auf dem Weg der Improvisation wechselseitiges Verständnis zu befördern. Mit der Verleihung des Künstlerinnenpreis NRW wird in der Kategorie ,Förderpreis’ eine Musikerin geehrt, deren Musik wie kaum eine andere geeignet ist, die Integration nur scheinbar widersprüchlicher Elemente voran zu treiben.“ (WDR 3, Köln)

Die Preisverleihungen und Preisträgerkonzerte am 29. Januar 2016 sind das Herzstück des WDR 3 Jazzfestes, das vom 28. bis 31. Januar Station im Münsteraner Theater macht. Durch den Abend führt der Pianist und Moderator Götz Alsmann.

WDR 3 sendet die Konzerte des WDR 3 Jazzfestes am Samstag, 30. Januar 2016, um 20.05 Uhr in der 59. WDR 3 / Ö1 Jazznacht und im Livestream auf www.wdr3.de

Der Künstlerinnenpreis NRW seit 1996

Mit dem Ziel, herausragende Künstlerinnen im Hauptpreis für ihr Lebenswerk zu würdigen und im Förderpreis für den weiteren künstlerischen Weg zu ermutigen, entwickelte die Kulturabteilung der Landesregierung NRW 1996 gemeinsam mit dem Frauenkulturbüro NRW e.V. den Künstlerinnenpreis NRW.

Jeweils in einer anderen Kunstsparte ausgelobt, dokumentiert der Künstlerinnenpreis NRW die Vielfalt künstlerischen Schaffens von Frauen. Stets wechselnde, paritätisch besetzte Jurys mit Expertinnen und Experten im jeweiligen Genre aus den Bereichen Kulturinstitutionen, Festivals, Feuilleton, Hochschule und mit einer prominenten Künstlerin als Juryvorsitzender garantieren seit Bestehen des Preises eine gewissenhafte, hochkarätige Auswahl der beiden Preisträgerinnen. Kooperationen mit Kulturinstitutionen und -organisationen, die die Werke der Künstlerinnen angemessen im Rahmen der Preisverleihung und darüber hinaus präsentieren, schaffen Akzeptanz, Öffentlichkeit und gute Resonanz in der Kulturszene.

Der mit 10.000 Euro dotierte Hauptpreis wird EU-weit von international agierenden Institutionen und Verbänden nominiert. Der mit 5.000 Euro dotierte Förderpreis wird öffentlich ausgeschrieben. Künstlerinnen, die in Nordrhein-Westfalen leben, arbeiten oder geboren wurden, können sich bewerben. Im Gegensatz zu anderen Preisen besteht für die Teilnahme an diesem Wettbewerb keine Altersbegrenzung.

Bis 2013 zeichneten Kultur- und Frauenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen gemeinsam für den Preis verantwortlich. Seit 2014 wird der Preis im zweijährigen Rhythmus im Wechsel mit den Stipendien für Künstlerinnen mit Kindern ausschließlich vom Kulturministerium verliehen. Die Gesamtorganisation und Betreuung des Preises liegt beim Frauenkulturbüro NRW.

Seit 1996 wurde der Preis in folgenden Bereichen ausgelobt: Multimedia/ Neue Medien, Theaterliteratur, Komposition/ Neue Musik, Keramikkunst, Filmregie, Literatur, Künstlerische Photographie, Popularmusik, Bildhauerei/ Installation, Kamera, Illustration, Theaterregie, Choreografie/ Zeitgenössischer Tanz, Malerische Positionen, Baukunst, Performance, Freie Szene der Darstellenden Künste und zuletzt im Jahre 2013 im Bereich Zeichnung.

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