Die Ruhrtriennale setzt im zweiten Jahr unter der künstlerischen Leitung von Heiner Goebbels vom 23. August bis 6. Oktober 2013 weiter auf die Zusammenarbeit mit bedeutenden internationalen Künstlerinnen und Künstlern für Uraufführungen und Neuproduktionen und baut den Dialog mit der Bildenden Kunst aus.
Ungewöhnliche Konstellationen und Paarungen leiten durch das Programm: Der amerikanische Theatermacher Robert Wilson inszeniert Helmut Lachenmanns selten aufgeführte Oper Das Mädchen mit den Schwefelhölzern mit der Schauspielerin Angela Winkler und dem hr- Sinfonieorchester in einem einzigartigen, skulpturalen Klang- und Raumkonzept. Die international gefeierten Choreografen Boris Charmatz und Anne Teresa De Keersmaeker kommen gemeinsam mit Bachs Partita No. 2 auf die Bühne in der Jahrhunderthalle Bochum. Die Theaterkollektive Rimini Protokoll mit ihrer bisher aufwändigsten Produktion Situation Rooms und Forced Entertainment mit The Last Adventures stehen für unterschiedliche Facetten einer neuen Theatersprache. Musik und Film koexistieren in den Ciné-Concerts: so arbeiten Massive Attack für ihr einziges Deutschlandkonzert 2013 mit dem BBC-Dokumentarfilmer Adam Curtis in der Duisburger Kraftzentrale für eine Show zusammen, die Robert Del Naja als „kollektive Halluzination“ beschreibt.
Vor allem auch werden mehrere installative Arbeiten zu sehen sein, die den Zuschauer ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken und ihm eine autonome Zeitgestaltung erlauben: Der Schotte Douglas Gordon filmt und inszeniert für die Ruhrtriennale eine neue Arbeit in der Mischanlage der Kokerei Zollverein. In der Großen Halle des Museum Folkwang wird William Forsythe mit Nowhere and Everywhere in diesem Jahr eine neue raumgreifende Installation sowie weitere Arbeiten zeigen, bei denen die Besucher selbst zu Performern werden und zum Gelingen der Performance beitragen. Ryoji Ikeda entwirft mit test pattern [100m version] für die gesamte Kraftzentrale einen pulsierenden Parcours und das Londoner Studio rAndom International wird mit Tower einen beeindruckenden begehbaren Wasserturm bauen - ein Beitrag der Urbanen Künste Ruhr unter der künstlerischen Leitung von Katja Aßmann. Mischa Kuball und Dan Perjovschi sind eingeladen im Westpark und im Foyer der Jahrhunderthalle sichtbare Zeichen im öffentlichen Raum zu setzen.
Damit entwickeln einige der international gefragtesten Bildenden Künstler für die Ruhrtriennale großformatige Installationen, die über den gesamten Festivalzeitraum hinweg frei zugänglich sind. In der riesigen Kraftzentrale im Duisburger Landschaftspark wird Heiner Goebbels seine weltweit gefeierte Arbeit Stifters Dinge in neuer Fassung als Unguided Tour, als Einladung an die Besucher zu einer uneingeschränkten, individuellen Erfahrung, zeigen.
Heiner Goebbels, Künstlerischer Leiter der Ruhrtriennale: „Wahrnehmung und Erfahrung sind etwas sehr persönliches, stellen sich für jede und jeden von uns anders dar, und auch im Theater ist man in den Momenten, die am stärksten berühren, alleine. Vielleicht haben wir aus diesem Grunde die Begegnungen in unserem Programm erweitert, bei denen man selbst entscheiden kann, wann man einen Raum betritt, wie lange man darin verweilen mag, wie schnell man ihn verlässt und ob man wiederkommt.“
Ute Schäfer, nordrhein-westfälische Kulturministerin: „Heiner Goebbels hat ein beeindruckendes künstlerisches Programm zusammengestellt, das den Dialog mit den einzigartigen Orten der Industriekultur sucht. 2013 kann das internationale Festival der Künste inmitten der Metropole Ruhr erneut seinen Ruf unter Beweis stellen, eines der wichtigsten Festivals Europas zu sein. Die Ruhrtriennale geht in diesem Jahr mit einigen Produktionen auf Tournee und wirkt so als Aushängeschild der Kulturmetropole, Nordrhein-Westfalens und ganz Deutschlands weit über den Festivalzeitraum hinaus.“
Über 150 Veranstaltungen mit zahlreichen neuen Künstlerinnen und Künstlern, 43 Produktionen, darunter rund 20 Uraufführungen, Neuproduktionen, Europäische Erstaufführungen und Deutschlandpremieren sowie Konzerte und Künstlergespräche verwandeln 2013 die herausragenden Industriedenkmäler der Region in einzigartige Aufführungsorte für Musik, Bildende Kunst, Theater, Film, Tanz und Performance.
Zu den Höhepunkten des Festivals zählen die Eröffnungsproduktion Delusion of the Fury von Harry Partch in einer Inszenierung von Heiner Goebbels in Zusammenarbeit mit dem Ensemble musikFabrik, sowie zum Finale des Festivals Romeo Castelluccis Version von Strawinskys Le Sacre du Printemps – gemeinsam mit dem charismatischen Dirigenten Teodor Currentzis und seinem 100-köpfigen russischen Orchester MusicAeterna. Weitere Theaterpositionen zeigen FC Bergman aus Belgien und Robert Lepage mit Teil 2 seines Zyklus’ Playing Cards als Uraufführung im Salzlager. Die Reihe der Ciné-Concerts vervollständigen mit In Absentia und der Uraufführung von Kwartet Smyczkowy die amerikanischen Quay Brothers, zuletzt mit einer Retrospektive im MoMA New York gewürdigt, und die französischen Musiker, Improvisateure und DJs Xavier Garcia und Guy Villerd, die unter dem Titel ACTUAL REMIX einen völlig neuen Soundtrack zu Fritz Langs Stummfilmklassiker Metropolis vor der beeindruckenden Kulisse der Gießhalle im Duisburger Landschaftspark spielen.
Zahlreiche Veranstaltungen sind auch 2013 dem Tanz gewidmet. Die spektakuläre Open-Air Bergarena der Halde Haniel in Bottrop nehmen dieses Jahr Boris Charmatz und 24 Tänzer mit Levée des conflits ein. Für die Uraufführung der Choreographie zu Vortex Temporum, dem Spätwerk des französischen Komponisten Gérard Grisey, versammeln sich in der Jahrhunderthalle Bochum zwei belgische Ausnahme-Ensembles: die von Anne Teresa De Keersmaeker gegründete Kompagnie ROSAS und das Ictus Ensemble. Weitere wichtige Choreografinnen und Choreografen sind La Ribot und Bruno Beltrão sowie Meg Stuart und Philipp Gehmacher gemeinsam mit dem Bildenden Künstler Vladimir Miller, die ihre Arbeiten bei PACT Zollverein (künstlerischer Leiter Stefan Hilterhaus) zeigen.
An jedem Montagabend finden in der intimen Atmosphäre des Maschinenhauses der Zeche Carl klassische Kammermusikabende und Konzerte mit improvisierter Musik statt. Unter anderen mit der Bratschistin und Grammy-Preisträgerin Kim Kashkashian, dem Arditti Quartet und zwei Protagonistinnen der New Yorker Improvisationsszene Zeena Parkins (Elektronische Harfe) und Ikue Mori (Electronics).
Neben dem hr-Sinfonieorchester in Lachenmanns Das Mädchen mit den Schwefelhölzern sind zwei große Klangkörper aus Nordrhein-Westfalen zu hören: Die Bochumer Symphoniker spielen Gavin Bryars Meisterwerke The Sinking of the Titanic und Jesus Blood Never Failed Me Yet. Das WDR Sinfonieorchester widmet sich Jonathan Harveys Glasgow Trilogy und mit der bekannten Solistin Alina Ibragimova dem Violinkonzert von Alban Berg.
Das belgische Vokalensemble graindelavoix war im vergangenen Jahr Publikumsliebling bei Sonnenaufgang in De Keersmaekers Cesena und führt in diesem Jahr Johannes Ockeghems Mitte des 15. Jh. komponierte Missa Caput auf.
Die Dortmunder Maschinenhalle der Zeche Zollern bietet mit der klangvollen Akustik ihrer Jugendstil-Architektur den idealen Rahmen für die sakrale Musik des Esten Arvo Pärt und des Briten Sir John Tavener. Das ChorWerk Ruhr unter der Leitung von Florian Helgath und das Ensemble Resonanz erschließen mit ihrem Konzert Ikon of Light erstmals für die Ruhrtriennale diesen Ort glanzvoller Industriearchitektur.
Unter dem Titel No Education entwickeln Künstlerinnen und Künstler auch in diesem Jahr ein Programm, in dem junge Menschen Räume erobern für ästhetische und unvoreingenommene Erfahrungen. Kinder verschiedener Schulen des Ruhrgebietes werden zu den Experten der unabhängigen Festivaljury und vergeben auf Initiative der kanadischen Performancegruppe Mammalian Diving Reflex auch 2013 die Children’s Choice Awards. Jugendliche erforschen mit dem Stockholmer Percussion Trio Hidden Mother das Ruhrgebiet akustisch und komponieren dabei so genannte Audio Graffitis, die anschließend im Internet zu hören und sehen sind und Dan Perjovschi lädt am ersten Festivalwochenende zu einem öffentlichen Workshop ein.
Der Bochumer Westpark wird wie im vergangenen Jahr zum Festivalcampus: Studierende von 14 europäischen Kunsthochschulen und Theaterinstituten besuchen Produktionen der Ruhrtriennale und nehmen an Seminaren und Workshops teil, die das Festival begleiten.
In den tumbletalks, der wöchentlich stattfindenden Gesprächsreihe im Essener Museum Folkwang, treffen Besucher auf die Künstlerinnen und Künstler der Ruhrtriennale, wie auch im neuen Format der freitagsküche, bei der Kunst und Leben an wechselnden Orten eine kulinarische Verbindung eingehen.
Insgesamt sind rund 800 internationale Künstlerinnen und Künstler aus u.a. Deutschland, Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Estland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Libanon, Niederlande, Österreich, Rumänien, Russland, Spanien, USA eingeladen.
Der Vorverkauf startet am 17. April 2013. Die Ruhrtriennale beginnt am 23. August und endet am 6. Oktober 2013.
Absätze
Quelle
http://www.ruhrtriennale.de