Bei einem Preisträgerkonzert im Rahmen des Deutschen Chorfest konnten sieben Komponist:innen die Auszeichnung für neue mehrstimmige Arrangements zum Deutsch-Jüdischen Liederbuch von 1912 aus den Händen von DCV-Präsident Christan Wulff und Dr. Ludwig Spaenle (Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe) entgegennehmen. Der erste Preis ging an Henning Wölk, der zweite Preis an Jutta Michel-Becher. Dritte Preise erhielten Ohad Stolarz, Yannick Wittmann sowie Yonatan Harari & Yonatan Yochay. Einen Sonderpreis für das innovativste Arrangement konnte Jens Klimek entgegennehmen und der Publikumspreis ging an Jutta Michel-Becher.
Die Ausschreibung zum internationalen Arrangement-Wettbewerb zum „Deutsch-Jüdischen Liederbuch“ von 1912, die der Deutsche Chorverband gemeinsam mit dem deutsch-israelischen Forschungs- und Bildungsprojekt „Projekt 2025 – Arche Musica“ und Schott Music im letzten Jahr ausgelobt hatte, war explizit an Komponist:innen israelischer oder deutscher Staatsbürgerschaft gerichtet.
Die Fachjury unter Vorsitz von Stephan Doormann (Chordirigent, Musikpädagoge und Künstlerischer Leiter der chor.com) und Danny Donner (Dirigent, Komponist und Leiter der Musikabteilung der Tel Aviv School of Arts) lagen 58 Einreichungen von Komponist:innen aus sechs Ländern vor. Eingereicht wurden dabei neue Arrangements zu je einem Titel aus dem hebräisch- und dem deutschsprachigen Teil des „Deutsch-Jüdischen Liederbuchs“ von 1912.
„Hervorzuheben sind das spürbare Engagement und die Kreativität hinsichtlich des geforderten Arrangements je eines Liedes aus jedem Kulturkreis. Die Teilnehmenden schufen vielfach eine echte musikalische und inhaltliche Verbindung zwischen den Liedern: Musikalische Kulturbegegnung im besten Sinne! Wie schön, dass sich nun auch die Menschen vor Ort begegnen konnten!“, freut sich der Juryvorsitzende Stephan Doormann.
Vergeben wurden Preisgelder in Höhe von 15.000 Euro, zudem wurden die ausgezeichneten Kompositionen jetzt bei Schott Music verlegt. In der Edition „Traum und Sehnsucht“ sind die neun ausgewählten Stücke aus dem Wettbewerb vereint.
Christian Wulff, Bundespräsident a.D. und Präsident des Deutschen Chorverbands betont: „Musik verbindet! Wir wollen dabei nicht nur an die deutsch-israelische kulturelle Verbundenheit erinnern, sondern im Deutschen Chorverband aktiv dazu beitragen, dass die Musik, die von den gemeinsamen Wurzeln jüdischer und deutscher Kultur am beginnenden 20. Jahrhundert zeugt, von vielen Chören wiederentdeckt wird. Sie soll weiterhin in zahlreichen Konzerten erklingen. Hier gilt mein Dank allen Förderern und Unterstützern, insbesondere auch der Volkswagen Group.“
Damit die Lieder sogleich ihren Weg in das Repertoire von Chören aller Alters- und Leistungsstufen finden können, startet der Deutsche Chorverband mit Unterstützung der Volkswagen Group dazu eine besondere Aktion: 100 Chören mit bis zu 3.000 Sänger:innen werden die Noten der Neuerscheinung kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Die Leiterin Gesellschaft und Kultur im Volkswagen Konzern, Benita von Maltzahn erklärt das Engagement: „Es ist uns wichtig, dass die deutsch-jüdische Kultur bewahrt wird, dass sie lebendig bleibt und weiter in die Zukunft getragen wird. Nur, wenn wir uns unserer gemeinsamen Kultur immer wieder bewusst werden, können wir sie auch verteidigen. Mit unserer Sonderedition für 3.000 Sängerinnen und Sänger wollen wir die Lieder zusammen wieder in die Mitte der Gesellschaft bringen.“
Ab dem 12. Juni 2025 können sich alle interessierten Chöre beteiligen und beim Deutschen Chorverband bewerben (www.deutscher-chorverband.de/erinnerungskultur). Die 10 besten Ideen für ein Konzert oder Projektvorgaben werden über die Noten hinaus mit jeweils 500 Euro unterstützt.
Das Projekt wird gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums des Inneren aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages, des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Pro Musica Viva – Maria Strecker-Daelen Stiftung und der Volkswagen Group.
Über das „Deutsch-Jüdische Liederbuch“ von 1912 und das Projekt
Das „Deutsch-Jüdische Liederbuch“ von 1912 ist in seiner Art und Konzeption weltweit einzigartig. Der Autor Abraham Zvi Idelsohn (1882–1938) schuf es als Sammlung der beliebtesten hebräischen und deutschen Lieder und konzipierte es als grundlegendes musikpädagogisches Werk für den Musikunterricht in Kindergärten, Volks- und höheren Schulen in Osteuropa, Palästina, Deutschland und in der Diaspora. Es ist ein herausragender Beleg der gleichberechtigten Verwendung hebräischer und deutscher Musik am Beginn des 20. Jahrhunderts. Das in der Israelischen Nationalbibliothek von Jerusalem erhaltene Original mit 149 Titeln erschien 2022 in einer wissenschaftlich bearbeiteten Neuausgabe bei Schott Music.
Durch den Arrangement-Wettbewerb im Rahmen eines umfangreichen Projekts zur Chormusikalischen Erinnerungskultur des Deutschen Chorverbands sind diese Lieder jetzt in zeitgemäßen Chorarrangements im international zugänglich.