Die Sopranistin Gerlinde Sämann, bedeutende Interpretin geistlicher Musik und der Werke J.S. Bachs, erhält den Preis der Europäischen Kirchenmusik 2025. Die Stadt Schwäbisch Gmünd ehrt die Sängerin für ihren herausragenden Einsatz für die Pflege des geistlichen Repertoires sowie brillante Interpretationen. Mit ihrer klaren, ätherisch schwebenden Stimme gestaltet Gerlinde Sämann ihre Sopranpartien mit höchster musikalischer Intensität. Einzigartig sind ihre Phrasierung und Spannkraft bis ins feinste Pianissimo. Damit verleiht sie geistlichen Texten eine fast überirdische Präsenz und Bedeutung.
Sämann war vielfach als Solistin beim Festival Europäische Kirchenmusik zu Gast, bereits 1998 im Requiem von Andrew Lloyd Webber und 2005 in Benjamin Brittens „War Requiem“. 2011 sang sie Bach- und Buxtehude-Kantaten unter Leitung von Joshua Rifkin, 2018 gastierte sie mit dem Dresdner Kammerchor und Hans-Christoph Rademann mit Psalmen von Heinrich Schütz, und 2021 präsentierte sie Schütz-Concerti und Motetten mit Joshua Rifkins Bach-Ensemble.
Im Rahmen des 37. Festivals Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd (18. Juli bis 10. August) findet am Donnerstag, 31. Juli, um 20 Uhr in der Augustinuskirche das Preisträgerkonzert „Into the Light“ statt. Gerlinde Sämann präsentiert darin mit einem Ensemble aus Freunden und musikalischen Weggefährten ein abwechslungsreiches und vielschichtiges Programm. Die Werkauswahl reicht von Musik der Renaissance bis zur Gegenwart, wobei Kompositionen des Barock den Schwerpunkt bilden. Im Anschluss überreicht Oberbürgermeister Richard Arnold Gerlinde Sämann den Preis der Europäischen Kirchenmusik 2025. Die Laudatio hält Dagmar Munck, von 1983 bis 2022 Redakteurin für Klassische Musik bei SWR2.
Der Kartenvorverkauf für den 31. Juli sowie alle Veranstaltungen des Festivals, das in diesem Jahr unter dem Motto „Licht und Schatten“ steht, beginnt am Freitag, 21. März.
Gerlinde Sämann, geboren 1969 in Nürnberg, studierte am Münchner Richard-Strauss- Konservatorium Klavier und Gesang. Außerdem absolvierte sie eine Ausbildung zur Atemtherapeutin nach Ilse Middendorf. Ihr Repertoire reicht von historischen Werken über Lied und Oratorium bis hin zu Avantgarde und zeitgenössischem Musiktheater.
Seit 1991 tritt die blinde Sopranistin solistisch mit verschiedenen Ensembles auf: mit dem Balthasar-Neumann-Chor und Ensemble, dem Dresdner Kammerchor, Dresdner Kreuzchor, RIAS Kammerchor, Mädchenchor Hannover, Choeur de Chambre Accentus, Arsyis Bourgogne, dem Mittelalter-Ensemble Estampie, VocaMe, Armonico Tributo Austria, der Himmlischen Cantorey, L’Arpeggiata, Akademie für Alte Musik Berlin, La Petite Bande, sette voci, Cantus Cölln etc.
Gerlinde Sämann wirkte bei zahlreichen Festivals mit, wie z.B. der Styriarte, La folle journée de Nantes, Festa da Musica Lissabon, Festival de Vezelay Bourgogne, Festival Oude Muziek Utrecht, Festival van Vlaanderen Gent.
Die Künstlerin arbeitete in den letzten Jahren u.a. mit Joshua Rifkin, Hans-Christoph Rademann, Howard Arman, Ton Koopman, Pablo Heras Casado und Sigiswald Kujken zusammen. Ebenfalls war sie aktiv auf der Bühne mit etlichen Regisseuren der Oper und des zeitgenössischen Musiktheaters, z.B. Arila Siegert, Gil Mehmert, Thomas Höft, Chrescencia Dünser und Otto Kukla.
Mit großer Intensität gestaltet Gerlinde Sämann ausgefallene Lied- und Duo-Programme, beispielsweise mit dem renommierten Hammerflügelspieler Ronald Brautigam. Was die Künstlerin auszeichnet, ist ihre flexible und feinsinnige Musikalität und Interpretation, die das Publikum in ein spezielles und ungewöhnliches Erleben vieler Klangnuancen entführt. Zahlreiche Radioaufnahmen und CDs sind im In- und Ausland entstanden.
www.gerlinde-saemann.de
Der Preis der Europäischen Kirchenmusik ist mit 5000 Euro dotiert. Seit 1999 zeichnet er hochrangige Interpreten und Komponisten für besondere Leistungen im Bereich der geistlichen Musik aus. Zu den bisherigen Preisträgern gehören die Komponisten Petr Eben, Sofia Gubaidulina, Klaus Huber, Arvo Pärt, Younghi Pagh-Paan, Krzysztof Penderecki, Wolfgang Rihm, John Rutter, Dieter Schnebel, Sir John Tavener, Hans Zender, Peteris Vasks und Sir Karl Jenkins. Zu den Geehrten gehören ferner die Dirigenten Frieder Bernius, Marcus Creed, Eric Ericson, Hans-Christoph Rademann, Joshua Rifkin und Helmuth Rilling, die Organisten Daniel Roth und Ludger Lohmann, der Sänger Peter Schreier, der Musikwissenschaftler, Dirigent und Komponist Clytus Gottwald, der Gregorianik-Experte Godehard Joppich und der Thomanerchor Leipzig.
Weitere Informationen unter www.kirchenmusik-festival.de