„Wagners Opernfrühwerk ’Rienzi’ wird nicht am Grünen Hügel gespielt, aber es wird als Sommerfestspiel 2011 open air im Englischen Garten zu erleben sein. Eine besondere Einladung ins Südthüringische, nicht nur an Wagnerianer“, so Intendant Ansgar Haag anlässlich der Pressekonferenz zur Vorstellung der neuen Spielzeit. Am Pult des Rienzi wird dann Philippe Bach stehen. Der derzeitige 1. Kapellmeister und stellvertretende GMD des Theater Lübeck, der sich unter 242 Mitbewerbern durchsetzte, ist der neue leitende Mann am Südthüringischen Staatstheater im Musiktheater und amtiert ab Herbst 2010. „Die Hofkapelle hat sich mit überragender Einstimmigkeit für Philippe Bach ausgesprochen“, ließ Orchestervorstand Detlef Dressler die geladene Öffentlichkeit und die Journalisten wissen. Und der Theaterleiter bestätigte, „wir wollen eine junge Persönlichkeit die Akzente setzt, wie vormals Alan Buribayev oder Kirill Petrenko.“ Den Höhepunkt der Parkbespielung 2010 sieht Haag im Schauspiel: „Ein Sommernachtstraum“ wird von dem bekannten Kino-Darsteller und Regisseur Dominique Horwitz präsentiert. Der bereits zur Pressekonferenz sein Stelldichein gab.
Während der 18 Monate dauernden Rekonstruktionsphase des Großen Hauses, die keineswegs eine Theaterschließung bedeutet, fokussieren die „Spielräume“ die Kammerspiele. Hier wird während dieser Zeit auch große Oper zu erleben sein, wie Giuseppe Verdis „I due Foscari“. Ein berührendes Werk, das einen Vater als Richter des eigenen Sohnes zeigt. „Die Stadtkirche“, so Operndirektor Dr. Klaus Rak, „haben wir nach der überwältigenden Resonanz von unserem Rossini-„Tell“ zum Spielort bestimmt. Wir hoffen mit seiner Kirchenoper ’Moses in Ägypten’ dort einen ähnlichen Akzent setzen zu können.“ Das Ballett, das sich mit „Romeo und Julia“ derzeit wieder starker Nachfrage erfreut, wird in der neuen Spielzeit mit „Best of Karl-Heinz“ durch geradezu kabarettistisch-spielerische Qualitäten überraschen und das Meininger Puppentheater mit der Eigenproduktion „Fussel reist durchs Jahr“ erstmals ein Angebot für bereits Zwei- und Dreijährige schaffen. „Das wird sehr sinnlich ausgerichtet sein und in starkem Maße auf dem Wirken von Farbe und Musik basieren“, so die Direktorin Maria C. Zoppeck.
Als weiterer theatralischer Aktionsraum sowohl für Konzert als auch für Schauspiel, steht dem Meininger Theater der Marmorsaal des Schlosses Elisabethenburg zur Verfügung. Im Schauspiel möchte man besonders mit dem Kontrast von reifer und junger Liebe interessieren. Hier steht die Uraufführung von Martin Walsers ein „Liebender Mann“ Goethes „Leidenschaften des jungen Werther“ gegenüber, lieben also ein 74Jähriger und ein junger Mann.
Das Musical „Cabaret“ gibt das heißblütige Treiben des Kit-Cat-Clubs im maroden Charme des Meininger Volkshauses, ein Schauplatz wie für diese Inszenierung entworfen. Weiterhin wird ein großes Zirkuszelt mit einem Programm der ganz besonderen Form locken. „Wir wollen nicht einfach Theateraufführungen in einem Zelt realisieren, sondern es wird Theater-Zirkus geben: Eigens für diesen Raum geprägte Produktionen. Mit „Weihnachten im Zelt“ unter der Regie von Adriana Altaras kreieren wir solch ein Werk und mit den Zirkuserlebnissen des „Pinocchio“ liegt es für die Inszenierung von Carsten Kochan bereits vor.
Die Theaterfassade des Meininger Traditionshauses wird sich die anstehenden Baumaßnahmen nicht anmerken lassen. Denn die Summe der 22 ½ Mio Euro dient dem Austausch der alten Bühnentechnik, die den Sicherheitsprüfungen nicht mehr entspricht. Hier wird der ehemals für die leichten Bühnenprospekte eingerichtete Schnürboden für die tonnenschwere Dekorations- und Scheinwerfertechnik von heute hergerichtet, die alte Drehscheibe durch eine doppelläufige neue ausgetauscht, der Orchestergraben für die großen Opern angepasst und die Hinterbühne um ein Drittel zur Parkseite hin verlängert. Auch erhält die Bühne eine neue Verladerampe. „Bis lang mussten alle Aufbauten im Baukastensystem quasi durchs Fenster eingebracht werden“, erklärt Haag kopfschüttelnd. Und bittet offen, „bleiben Sie uns treu und gewogen, schreiben Sie über unsere Aktivitäten und setzen Sie sich für uns ein, damit unsere hohe Publikumsnachfrage erhalten bleibt. Denn eines ist sicher, Zuschauereinbrüche werden wir uns in dieser sensiblen Phase nicht leisten können.“ – Die Spielzeit „Spielräume“ wird also ein in jeder Hinsicht spannendes Spiel auf Zeit und Raum. Lampenfieber garantiert.
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