"Die Ideale" steht in diesem Jahr über dem Kunstfest - so das Motto der "pèlerinages" 2009. Wieder steht ein Werktitel von Franz Liszt Pate. "Die Ideale" heißt eine sinfonische Dichtung Liszts, die sich von Schillers gleichnamigem Gedicht hat inspirieren lassen. Die Uraufführung dieser Komposition - unter der Leitung von Liszt - fand 1857 statt, zur Feier der Enthüllung des Doppeldenkmals von Goethe und Schiller in Weimar.
Ideale waren auch zu klassisch-romantischer Zeit Wunsch-Projektionen in die Zukunft, sind das, was noch nicht Wirklichkeit geworden ist. Das Programm des Kunstfestes öffnet sich in diesem Jahr auf besonders intensive Weise den Künsten der Gegenwart und Zukunft. Es gibt viel Zeitgenössisches - in der Musik, in der bildenden Kunst, im Tanz, in den Diskussionen - es gibt vor allem auch viel schwungvoll Bewegtes: Ideale sind positiv geladen!
Das artist in residence - Programm 2009 wird diesmal von zwei bekannten Pianisten der jüngeren Generation gestaltet: Markus Hinterhäuser und Marino Formenti.
Der Pianist Markus Hinterhäuser leitet seit 2006 außerordentlich erfolgreich das Konzertprogramm der Salzburger Festspiele. Er ist bekannt für seine Interpretationen zeitgenössischer Musik und seine kreativen Programm-Kompositionen. Er wird John Cage und Galina Ustwolskaja spielen.
Marino Formenti konnten die Kunstfest-Besucher bereits im vergangenen Jahr kennen lernen: Er präsentierte 2008 als Solist die Uraufführung von Olga Neuwirths "Kloing". Formenti spielt in diesem Jahr Luigi Nono, György Kurtág und musikalische Miniaturen aus der Weltliteratur.
Als Bittruf in gottloser Zeit versteht der Schweizer Komponist Klaus Huber (Siemens-Musikpreisträger 2009) sein "Miserere hominibus". Die bewegende Komposition für je sieben Sänger und Instrumentalisten erklingt beim Auftakt-Konzert "Gedächtnis Buchenwald" am Freitag, 21.8.2009. Les Jeunes Solistes singen unter der Leitung von Rachid Safir.
Drei große Orchesterkonzerte stehen auf dem Programm:
- Ingo Metzmacher und das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin gastieren mit Werken von Schreker, Mendelssohn, Beethoven (28.8.)
- Jun Märkl dirigiert das MDR Sinfonieorchester mit Werken von Liszt ("Die Ideale"), Haydn und Beethoven (22.8.)
- Aus Basel kommen Stefan Asbury und die basel sinfonietta mit Werken von Mahler und Nono (Eröffnungskonzert des pianists in residence-Programms am 06.09.).
Wie in jedem Jahr sind Uraufführungen zu erleben:
- Der berühmte britische Filmkomponist Michael Nyman komponiert einen neuen Soundtrack zu einem Meisterwerk des revolutionären russischen Avantgarde-Regisseurs Dziga Vertov ("Das elfte Jahr" von 1928).
- Von Matthias Pintscher hören wir ein neues Streichquartett.
- Das ungewöhnlichste Werk der Saison aber dürfte Thomas Kesslers "Utopia" sein. Unter der Leitung von Heinz Holliger wagt sich die Staatskapelle Weimar an ein Klang-Abenteuer: Jeder einzelne Orchestermusiker wird seine Klänge - eigenhändig - elektronisch verändern. (23.8).
Die TanzMedienAkademie geht in ihre dritte Runde und bietet auch in diesem Jahr ausgewählten "young professionals" ein Forum zu interdisziplinärer Recherche. Kuratoren sind der für seine Klangkunst-Projekte bekannte Carsten Seiffarth und der freischaffende Choreograph Nik Haffner, der "aus dem Stall" William Forsythes kommt.
Ergänzt werden diese Darbietungen durch Einladungen von renommierten zeitgenössischen Tanz-Compagnies und internationalen Choreographen, u.a. Emanuel Gat.
Eine Ausstellung zum Jahresmotto "Ideale" sowie zahlreiche Film-, Literatur- und Diskussionsveranstaltungen vervollständigen das "ideale" Kunstfest 2009.
Zum Auftakt wird wieder draußen gefeiert: Zum großen Eröffnungsfest der "pèlerinages" gibt es im Weimarhallenpark am 22.8. jazzige Klänge - poetisch, rasant und umsonst!