Eine Hommage an den Schöpfer des weltberühmten Meisterwerks Carmina Burana: Das neue COMU Carl Orff Museum im oberbayerischen Dießen am Ammersee ist das weltweit einzige Museum, das sich dem wohl bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts widmet. Mit einer Gesamtinvestitionssumme von elf Millionen Euro wurde der denkmalgeschützte Bestand aus Wohn- und Arbeitshaus des Komponisten und Musikpädagogen um einen Neubau aus hochwärmegedämmten Infraleichtbeton mit einer interaktive Ausstellung erweitert. Der Entwurf für den Erweiterungsbau stammt vom renommierten Münchner Büro meck architekten. Familien, Kultur- und Musikinteressierte sowie alle Orff-Liebhaber können hier künftig in die Welt von Carl Orff eintauchen und viel über sein Leben und Schaffen erfahren. Mit dem COMU ist ein familienfreundliches Museum zum Stöbern, Hören, Fühlen und Mitmachen entstanden.
Die Ausstellung – nahezu barrierefrei, auf rund 400 Quadratmeter Fläche – ermöglicht auch Bildungs- und Rehabilitationseinrichtungen einen spielerischen Zugang zu Orffs künstlerischen und pädagogischen Werk. „Wir eröffnen mit dem COMU nicht nur ein Museum, sondern neue Zugänge zur Musik. Das COMU ist nicht nur eine Hommage an das Lebenswerk des großen Komponisten, sondern auch ein Ort der Begegnung, des Lernens und der Inspiration“, betont Judith Janowski, geschäftsführende Vorständin der Carl-Orff-Stiftung. Im COMU können an den zahlreichen Mitmachstationen die einprägsamen Melodien und die mitreißende Rhythmik der Carmina Burana erlebt oder das weltweit erfolgreiche Orff-Schulwerk ausprobiert werden. Besucher begeben sich im COMU auf eine Zeitreise in ein Leben voller Rhythmen, Musik, Sprache und Tanz. Orff wird als Komponist, als Theatermensch und als Musikpädagoge erlebbar gemacht. Das COMU macht zudem den persönlichen Nachlass Orffs zugänglich und fördert außerdem die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Komponisten.
Ein Museum ganz im Sinne Carl Orffs: roh, einfach und schön, betont Architekt Axel Frühauf von meck architekten. Die historischen Gebäude wurden behutsam saniert, um ihren ursprünglichen Charakter zu bewahren; zugleich schreiben die neuen Räume die Geschichte des Ortes fort. Mit dem ruhigen Rhythmus seiner Tonnendächer prägt der hohe Saal für Wechselausstellungen die Adresse des neuen Museums. Durch gezielte Sicht- und Raumbezüge verbindet das Foyer das historische Wohnhaus und die neuen Ausstellungsbereiche miteinander. Über die Dauerausstellung ist auch das Arbeitshaus mit dem im Original erhaltenen Arbeitszimmer von Carl Orff in den Rundgang einbezogen. In den Ausstellungsräumen rahmen Öffnungen den Blick in den parkähnlichen Garten und auf den Ammersee. Die Betonrippenkonstruktionen im Neubau zitieren die Holzbalkendecken des Bestands. Neben dem rohen Beton prägen Einbauten aus Eiche und ein Grund aus geschliffenem Gussasphalt das Innenbild des Museums. Bei ihren Entwürfen berücksichtigen die Meck Architekten immer den Genius Loci. Das Architekturbüro realisierte unter anderem das Ehrenmal der Bundeswehr in Berlin, die preisgekrönte Kirche Seliger Pater Rupert Mayer in Poing oder die Hochschulbibliothek in München.
Die Dauerausstellung im COMU trägt die Handschrift von Tobias von Wolffersdorff. Der Architekt und Szenograf gestaltete schon Ausstellungen in der Gemäldegalerie Berlin, im Staatlichen Textil- und Industriemuseum Augsburg, im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und im Deutschen Museum in München, um nur einige zu nennen. Das COMU-Ausstellungsmobiliar stammt vom traditionsreichen Innenausbauunternehmen Schuster aus Bautzen in Ostsachsen. Schuster baut für viele große renommierte Museen das Mobiliar. So unter anderem für das Humboldt-Forum in Berlin, das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, für den Mondrianraum im Albertinum in Dresden, das Landesmuseum in Lichtenstein oder das Munch Museet in Oslo.
Carl Orff wurde am 10. Juli 1895 in München geboren. Im Ziegelstadel 1 hatte der Komponist sein letztes Domizil mit großzügiger Parkanlage sowie weiten Blick über den Ammersee und die bayerischen Alpen. Hier lebte er von 1955 bis zu seinem Tode 1982.
1954 hatten Orff und seine damalige Frau, die Schriftstellerin Luise Rinser, das Anwesen im Dießener Stadtteil St. Georgen erworben. Orffs Schwager, der Gartenarchitekt Alwin Seifert, hatte das Künstlerpaar auf das Haus und den parkähnlichen Garten hingewiesen. Orff und Rinser beauftragten Seifert damit, das Haus komplett umzubauen. Die Gebäude aus dem 19. Jahrhundert wurden im Stil der Architektur von Sepp Ruf und der 1950er Jahre umgestaltet. Für Orff und Rinser wurden sie zum Rückzugsort aus dem vom Krieg zerstörten München. Das Wohn- und Arbeitshaus von Carl Orff, inklusive des Arbeitszimmers des Komponisten, sind heute im Originalzustand erhalten geblieben. Seit 2018 stehen das Anwesen und der Garten unter Denkmalschutz.