Zum „UNESCO-Welttag der kulturellen Vielfalt“ protestierten heute 150 Musiker aus nahezu allen bundesdeutschen Profiorchestern in Hannover unter dem Motto „Orchester? Frisch gestrichen!“ gegen die dramatischen Sparmaßnahmen im Orchesterbereich. Durch das Hochhalten von Schildern „Frisch gestrichen!“ wurde auf die massive Streichung von Musikerstellen und die Abwicklung ganzer Orchester hingewiesen. Ein „übriggebliebenes Schrumpforchester“, bestehend aus einem Streichquartett und einem Bläserquintett, spielte den Luther-Choral „Aus tiefer Not schrei ich zu Dir“.

Innerhalb der letzten 20 Jahre hat Deutschland fast ein Viertel seiner Kulturorchester verloren. Von ehemals 168 Orchestern (1992) spielen heute noch 132. Bei fast allen übrigen Klangkörpern gab es erhebliche Stellen- und Etatkürzungen. Weitere massive Einsparungen und Orchesterfusionen oder -auflösungen sind geplant, z.B. bei den SWR-Orchestern Stuttgart und Baden-Baden/Freiburg, den Bergischen Symphonikern Remscheid-Solingen, den Duisburger Philharmonikern sowie an einzelnen Orchesterstandorten in Mecklenburg-Vorpommern (u.a. Rostock und Schwerin) und in anderen Bundesländern.

„Nach über zwei Jahrzehnten radikalen Orchester- und Musikerstellenabbaus bekommt die deutsche Orchesterlandkarte immer größere Löcher“, sagt Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung (DOV). „Die musikalische Substanz ist vielerorts schon längst geschädigt, weitere Sparmaßnahmen würden die bislang von der ganzen Welt bewunderte deutsche Orchesterlandschaft endgültig demontieren. Weit weniger als ein Prozent der öffentlichen Haushalte fließt in die Musikkultur. Dabei ist Kultur neben Wissen einer der wenigen ‚Rohstoffe’, über die Deutschland verfügt. Die Kulturausgaben müssen stabilisiert werden. Es wird Zeit, dass die politisch Verantwortlichen das endlich erkennen und entsprechend handeln“, so Mertens abschließend.

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