Das nur einmal belegte „Wort“, das kurz vor 79 n. Chr. auf eine Wand in Pompeji eingekratzt wurde, hielt man auch schon für eine fragwürdige Zauberformel. Doch die Anwesenheit antiker Instrumentalnotenschrift oberhalb der Silben und die Ähnlichkeit mit anderen onomatopoetischen Wörtern, von Janika Päll 2004 aufgearbeitet, machen eine musikalische Interpretation sehr wahrscheinlich. Mit einem lateinischen Trompetenstoß kann man jetzt also das neue Jahr einleiten! Josine Schrickx,  neue Generalredaktorin des Thesaurus linguae Latinae, freut sich über das große internationale Interesse am Lateinwort des Jahres und erklärt: „Dies ist natürlich kein Wort im eigentlichen Sinne, aber das ist das Spezielle am TLL: Wir schreiben nicht ein Wörterbuch wie der kleine Cicero es benutzt hätte, oder ein Ausländer, der Latein lernen wollte. Wir zeigen alles, was aus der Antike überliefert ist, egal ob ein Wort aus den Werken von Cicero kommt oder ein Graffito ist, wie dieser Trompetenstoß:  Teterete! Auch das Mähen eines Schafes steht im TLL (me: https://publikationen.badw.de/de/thesaurus/lemmata?#58263  )!“

Ähnlich wie im letzten Jahr bestand ein reges Interesse für lateinische Wörter: Insgesamt nahmen rund 1.000 Personen an der Wahl zum Lateinwort des Jahres teil, eine Zweidrittelmehrheit votierte für retotatototato. Zur Wahl standen auch diesmal fünf gänzlich „neue“ (d. h. vom Thesaurus linguae Latinae 2024 erstmals publizierte) Wörter des antiken Lateins, neben retotatototato auch  reteiaclor („herausfischen“), retroactim („im Krebsgang“), revaleo („wieder fit sein“) und revolumen („das Zurückwälzen“). Das Lateinwort des Jahres findet sich im jetzt neu erschienenen 11. Faszikel des R-Bandes des Thesaurus linguae Latinae (Bd. XI 2, Fasz. XI).

Um in den Finalistenkreis zur Wahl des Lateinworts des Jahres aufgenommen zu werden, musste jedes Wort drei Bedingungen erfüllen: Erstens konnten nur Lemmata berücksichtigt werden, deren Thesaurus-Einträge im Wahljahr veröffentlicht wurden. Zweitens musste es sich um ein gänzlich „neues“ Wort handeln – neu in dem Sinn, dass man es bisher in keinem gängigen Lexikon des antiken Lateins findet, wie etwa dem Oxford Latin Dictionary, Georges oder Gaffiot. Drittens wurde bei der internen Vorauswahl darauf geachtet, welche Wörter aus formaler oder inhaltlicher Sicht besonders interessant sind und sich eignen, eine Verbindung zwischen Antike und Gegenwart herzustellen.

„Schatzhaus des antiken Lateins“: Der Thesaurus linguae Latinae

Der Thesaurus linguae Latinae ist das maßgebliche Wörterbuch des antiken Lateins: Als einziges Lexikon bezieht der Thesaurus alle überlieferten lateinischen Texte von den Anfängen bis 600 n. Chr. ein, berücksichtigt also neben der klassischen Latinität auch ausführlich die Besonderheiten der spätantiken und christlichen Texte. Untersucht werden nicht nur literarische Werke, sondern auch juristische und medizinische Gebrauchstexte, Inschriften, Graffiti und vieles mehr.

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften, gegründet 1759, ist die größte und eine der ältesten Akademien in Deutschland. Ihren Aufgaben als Gelehrtengesellschaft, außeruniversitäre Forschungseinrichtung und Ort des lebendigen wissenschaftlichen Dialogs mit Gesellschaft und Politik ist sie seit mehr als 250 Jahren verpflichtet. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf langfristigen Vorhaben, die die Basis für weiterführende Forschungen liefern und das kulturelle Erbe sichern. Die Akademie ist ferner Trägerin des Leibniz-Rechenzentrums, eines der größten Supercomputing-Zentren Europas, des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation und des Walther-Meißner-Instituts für Tieftemperaturforschung. Den exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs in Bayern fördert sie in ihrem Jungen Kolleg. Die Akademie ist Mitglied der Akademienunion.

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