3.514 unterschiedliche Werke aus Schauspiel und Musiktheater konnte das Publikum in der Spielzeit 2007/2008 auf deutschen Bühnen erleben, das sind 149 mehr und damit eine Steigerung von fast sieben Prozent im Vergleich zur vorigen Spielzeit. Fast unverändert bleibt laut der soeben erschienen Werkstatistik 2007/2008 des Deutschen Bühnenvereins der Anteil an Ur- und deutschsprachigen Erstaufführungen. Er beträgt wie im Vorjahr rund 16 Prozent (insgesamt 566 Werke). Die Entwicklung in den verschiedenen Sparten verläuft unterschiedlich; so ging die Zahl der gespielten Werke in der Oper erstmals seit einigen Jahren zurück, wenn auch nur um sechs Werke, während die Zahl der Schauspielwerke um 65 auf 2.057 weiter anstieg. Auch bei der Zahl der Ur- und deutschsprachigen Erstaufführungen zeigt sich das Schauspiel derzeit wesentlich reger als das Musiktheater: Bei der Oper stagnierte die Zahl bei 48, während das Schauspiel 412 Werke und damit 32 mehr als im Vorjahr präsentierte. Nur wenige der uraufgeführten Werke erleben jedoch eine Zweitaufführung, was die Städtischen Bühnen Osnabrück zu dem Zweitaufführungs-Festival „Spieltriebe“ veranlasste. „Eine grandiose Idee, der andere nacheifern sollten, damit sich gute Stücke auf dem Markt durchsetzen“, so Rolf Bolwin, der Direktor des Deutschen Bühnenvereins. Nur dann lohne sich für Autoren und Komponisten das Verfassen neuer Werke.

Auch wenn im Schauspiel wieder Goethes „Faust“ an der Spitze der Inszenierungszahlen steht (49 Inszenierungen, 540 Aufführungen, 180.656 Besucher) war „Der Gott des Gemetzels“ von Yasmina Reza diesmal ein harter Konkurrent: Zwar wurde das Stück nur am zweithäufigsten inszeniert (44-mal), setzte sich aber mit 893 Aufführungen und 227.659 Besuchern gegenüber dem „Faust“ in Deutschland durch. Auf den vorderen Inszenierungs-Plätzen finden sich bei den Schauspielwerken Klassiker von Schiller, Büchner, Lessing sowie auch wieder „Klamms Krieg“ von Kai Hensel, ein Drama über die Folgen des Selbstmords eines Schülers. Meistgespielter Autor war mit 29 Werken wie in den letzten Jahren William Shakespeare.

Noch stärker ist die Dominanz der Klassiker in der Oper. „Die Zauberflöte“ (40 Inszenierungen / 453 Aufführungen / 289.964 Besucher), gefolgt von „La Bohème“ (30 / 280 / 182.974) und „Hänsel und Gretel“ (29 / 283 / 218.525), weisen für die Spielzeit 2007/2008 die höchsten Aufführungs- wie Inszenierungszahlen auf. Gegenüber den Vorjahren hat sich kaum etwas geändert: „La Bohème“ hat sich einige Plätze nach vorn geschoben und „Hänsel und Gretel“ um einen Platz nach hinten gedrängt. Neue Namen tauchen im Musiktheater unter den „Top Ten“ der inszenierten Werke nicht auf.

Der 61. Band der Werkstatistik „Wer spielte was?“ des Deutschen Bühnenvereins für die Spielzeit 2007/2008 umfasst das Gesamtrepertoire von 504 Bühnen – davon in Deutschland 409 Bühnen, in Österreich 68 und in der Schweiz 27. Darunter sind sämtliche Staats-, Stadt- und Landestheater sowie alle wesentlichen privaten Bühnen. Insgesamt sind es 25 Bühnen mehr als in der Spielzeit 2006/2007. Allein in Deutschland wurden 21 Bühnen zusätzlich erfasst. Trotz zunehmend schwieriger Rahmenbedingungen für die Theater ist das ein Hinweis auf die immense Lebendigkeit der weltweit einzigartigen Theaterszene im deutschsprachigen Raum.

Die Werkstatistik ist zum Preis von 25 Euro (zuzüglich 3 Euro Porto) zu beziehen (Deutscher Bühnenverein, Postfach 10 07 63, 50447 Köln, Telefax: 0221/2081228.
E-Mail: debue@buehnenverein.de).

Opern mit den höchsten Inszenierungszahlen sowie Angabe der Aufführungs- und Besucherzahlen in Deutschland:

Lfd Nr. /Titel (Autor) /Inszenierung/Aufführung/Besucher
1 Die Zauberflöte (Mozart)/40/453/232.809
2 La Bohème (Puccini) /30/280/182.974
3 Hänsel und Gretel (Humperdinck) /29/252/197.649
4 Der Freischütz (Weber) /22/178/117.454
5 La Traviata (Verdi) /20/228/146.230
6 Tosca (Puccini) /20/169/112.774
7 Die Hochzeit des Figaro (Mozart) /19/208/121.704
8 Carmen (Bizet) /18/171/147.199
9 Der Barbier von Sevilla (Rossini) /18/157/103.926
10 Don Giovanni (Mozart) /18/117/76.922
11 Die Entführung aus dem Serail (Mozart) /17/124/93.600
12 Madame Butterfly (Puccini) /16/115/93.152
13 Tannhäuser (Wagner) /15/77/64.999
14 Hoffmanns Erzählungen (Offenbach) /13/155/95.777
15 Orpheus und Eurydike (Gluck) /13/128/39.469

Schauspielwerke mit den höchsten Inszenierungszahlen sowie Angabe der Aufführungs- und Besucherzahlen in Deutschland:

Lfd Nr./Titel(Autor)/Inszenierung/Aufführung/Besucher
1 Faust (Goethe) /49/540/180.656
2 Der Gott des Gemetzels (Reza) /44/893/227.659
3 Ein Sommernachtstraum (Shakespeare) /32/341/113.411
4 Romeo und Julia (Shakespeare) /26/408/119.896
5 Nathan der Weise (Lessing) /25/345/112.101
6 Woyzeck (Büchner) /22/309/70.156
7 Klamms Krieg (Hensel) /22/288/9.480
8 Der Kick (Veiel/Schmidt) /22/241/16.739
9 Der Kontrabass (Süskind) /19/233/25.948
10 Kabale und Liebe (Schiller) /19/230/60.647
11 Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (Albee) /19/199/44.796
12 Was ihr wollt (Shakespeare) /18/236/69.365
13 Szenen (Loriot) /17/480/79.851
14 Ladies Night (Sinclair) /17/279/73.352
15 Maria Stuart (Schiller) /17/219/87.773

Die meistgespielten Autoren (geordnet nach Aufführungszahlen):

Lfd Nr. /Autor /Werke /Aufführung /Inszenierungen
1 Shakespeare/29/2.457/183
2 n. Grimm/28/1.355/57
3 Lindgren/13/1.206/35
4 Goethe/15/1.074/96
5 Reza/4/1.069/56
6 Schiller/14/967/76
7 Kleist/11/825/64
8 Brecht/27/824/73
9 Lessing/7/735/51
10 Schmitt/8/734/35
11 Büchner/4/522/43
12 Molière/6/509/36
13 Hübner/11/508/43
14 Loriot/1/480/17
15 Hensel, K./5/447/36