Auf Veranlassung des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien wurde erstmalig ein Forschungsvorhaben zur Erforschung der Provenienzen von sieben hochwertigen Streichinstrumenten aus Bundesbesitz durchgeführt. Ziel des Forschungsvorhabens war eine erste vertiefte Untersuchung der Objekte und der dazugehörigen Aktenbestände, um einen potentiellen NS-verfolgungsbedingten Entzug zu klären. Die Ergebnisse liegen nun vor: Alle sieben untersuchten Instrumente zeigen Provenienzlücken oder Kontexte, die eine abschließende Bewertung derzeit nicht zulassen. In zwei Fällen ergaben sich substanzielle Verdachtsmomente auf einen NS-verfolgungsbedingten Entzug bzw. eine kontextuell belastete Erwerbung. Der Forschungsstand erlaubt in mehreren Fällen eine plausible Rekonstruktion des Erwerbungskontextes, doch verbleiben teilweise erhebliche Provenzienzlücken, die im Rahmen dieser Initialforschung noch nicht geschlossen werden konnten.

Staatsminister für Kultur und Medien Wolfram Weimer: „Die Erforschung der Provenienzen von möglichem NS-Raubgut ist weit mehr als eine Geste – sie ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu Gerechtigkeit und Versöhnung, sie ist Teil unserer historischen Verantwortung. Die Initialforschung zu der Provenienz von sieben Streichinstrumenten im Besitz des Bundes war ein wichtiges Signal, kann aber nur ein erster Schritt sein. Im Sinne der Transparenz wurden die untersuchten Akten an das Bundesarchiv übergeben. Zudem wurden die Instrumente bereits in die Lost Art-Datenbank eingetragen. Die möglichst weitgehende Aufklärung der Herkunft dieser Instrumente muss auch weiterhin unser Ziel sein, daher wird mein Haus aufbauend auf der nun abgeschlossenen Initialforschung weitergehende Forschung vorantreiben.“

Das Forschungsvorhaben wurde von BKM in Auftrag gegeben und durch Frau Dr. Heike Fricke, Sachverständige für historische Musikinstrumente und Provenienzforscherin, durchgeführt. Neben der Erforschung der Provenienz standen die Sicherung des Aktenmaterials in Bundesbesitz sowie die erstmalig vollständig digitale Erfassung im Vordergrund des Vorhabens. Beim Forschungsgegenstand handelt es sich um sieben hochwertige Streichinstrumente, die ab 1941 seitens des so genannten „Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda“ von deutschen Instrumentenhändlern angekauft und an ausgewählte Musikerinnen und Musiker als Leihgaben vergeben wurden. Die betreffenden Instrumente – fünf Violinen, eine Viola und ein Violoncello – konnten 1951 im Zuge verwaltungsinterner Nachforschungen wieder ermittelt und dem Vermögen der Bundesrepublik Deutschland zugeführt werden. Sechs der sieben begutachteten Instrumente sind derzeit durch den Musikinstrumentenfonds der Deutschen Stiftung Musikleben an Musikerinnen und Musiker verliehen; eine Violine befindet sich als Ausstellungstück im Musikinstrumenten-Museum in Berlin.

Der Forschungsbericht kann auf der Website des BKM abgerufen werden: www.kulturstaatsminister.de/provenienzforschung-zu-musikinstrumenten, Forschungsdaten auf der Datenbank musiXplora: https://musixplora.de/res/search/?mxp=2003751&selected=2003751