„Mozart-Linien“ – das ist das Motto der Herrenchiemsee-Festspiele 2006: eine Hommage zum 250. Geburtstag des Salzburger Genies. Dennoch soll es bei den exklusiven Festspielen auf der Herreninsel im Chiemsee vom 14. bis 23. Juli nicht nur darum gehen, das allfällige Jubiläum zu feiern. Vielmehr sollen Linien aufgezeigt werden, die von Mozarts Schaffen in die Zukunft weisen.
Für Intendant Enoch zu Guttenberg und Dramaturg Klaus Jörg Schönmetzler bedeutet das: „Die Herrenchiemsee-Festspiele präsentieren sich in diesem Jahr als ‚Thema mit Variationen’. Mozarts Musik steht zwar im Zentrum. Aber sie wird zugleich gespiegelt im Geist späterer Epochen: sei es als unmittelbare Inspiration und Anverwandlung wie in Franz Schuberts ‚tragischer’ Sinfonie, sei es als heitere Hommage, wie sie Chopin, Tschaikowski und Max Reger in ihren Mozart-Variationen zum Ausdruck brachten. Sei es als schmerzlich-nostalgische Seelenverwandtschaft bei Gustav Mahler oder als ironische Reverenz wie bei Dmitri Schostakowitsch, dessen Geburtstag sich zum 100. Mal jährt und dessen Schaffen einen zweiten Schwerpunkt der Konzerte bildet. So wollen die Herrenchiemsee-Festspiele im Mozartjahr 2006 mehr sein als bloße Huldigung, nämlich eine Reflexion über den schöpferischen Umgang mit dem Erbe eines Genies.“
Auch in diesem Jahr wird bei den Festspielen der Bezug zu Ludwig II. hergestellt. Denn die Linien, die von Mozarts Schaffen in die Zukunft weisen, folgen einem Postulat Ludwig II. So skizzierte er in einem Brief an Richard Wagner ein Programm, mit dem er die Münchner Bühnenlandschaft revolutionieren und das Publikum „in eine gehobenere, gesammeltere Stimmung versetzen“ wollte. Auf dem Theater sollten künftig die Schöpfungen von Caldéron, Shakespeare, Schiller und Goethe dominieren; auf den Musikpodien die Werke von Gluck, Mozart, Beethoven und Weber: zwei zunächst getrennte Linienzüge, die sich dann jedoch im Schaffen Richard Wagners treffen sollten.
Auf dem Programm stehen unter anderem die selten aufgeführten Mozart-Werke „Thamos, König in Ägypten“ und „Davide penitente“, Schostakowitschs Symphonie Nr. 15 in A-Dur sowie Werke von Frédéric Chopin und Gustav Mahler. Herausragende Künstler und berühmte Ensembles werden die Festspiele prägen, etwa die Bamberger Symphoniker unter ihrem Dirigenten Jonathan Nott, das Scottish Chamber Orchestra mit dem Dirigenten Joseph Swensen sowie die Chorgemeinschaft Neubeuern und das Orchester der KlangVerwaltung, geleitet von Enoch zu Guttenberg. Die Herrenchiemsee-Festspiele werden in diesem Jahr erstmals von der Deutschen Bank als alleinigem Sponsor unterstützt.
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