Verhalten optimistisch zeigte sich die Leitung des Goethe-Instituts bei der Jahrespressekonferenz. „2010 war ein erfolgreiches Jahr“ bilanzierte Präsident Klaus-Dieter Lehmann. Vom Amazonas bis nach Shanghai war das Goethe-Institut mit maßgeschneiderten Projekten zur Stelle, die von der individuell gestalteten Künstlerresidenz bis zum EXPO-Auftritt in China reichten. „Die Politik hat die Bedeutung dieser Arbeit anerkannt“ betonte Lehmann. „Gestärkt durch dieses Vertrauen können wir 2011 neue Aufgaben angehen: mit einer großangelegten Werbekampagne für Deutsch in Russland, mit einem facettenreichen Deutschlandjahr in Indien und mit einem neuen Institut im geteilten Nikosia mitten auf dem Grenzstreifen.

In Krisenregionen leiste das Goethe-Institut einen Beitrag zur Entwicklung zivilgesellschaftlicher Strukturen, so Lehmann: Ausbildungsprogramme für Kulturakteure stärkten die kulturelle Infrastruktur, junge Künstler und Kulturmanager erhielten eine Perspektive und könnten so dazu beitragen „dass neues Engagement und Zuversicht entstehen kann, wo vorher ein Vakuum war. Die Programme sind oft Ausgangspunkt für einen Austausch mit den rasch wachsenden Kulturszenen rund um den Globus, durchaus zum Nutzen der deutschen Szene.“ Eine weitere Aufgabe bestehe darin, Zuwanderer in aller Welt sprachlich und kulturell auf die Zeit in Deutschland vorzubereiten. Wie lange dies unterschätzt worden sei, habe die Integrationsdebatte schmerzlich vor Augen geführt: „Die 8 Millionen Euro des neu eingerichteten Haushaltspostens zur Förderung der deutschen Sprache erlauben uns, wichtige Bildungsprojekte durchzuführen. Trotz aller finanziellen Härten, mit denen das Goethe-Institut in der nächsten Zeit umgehen muss, sind wir dem Auswärtigen Amt und dem Deutschen Bundestag daher sehr dankbar für die große Unterstützung in der letzten Haushaltsdebatte“, betonte Lehmann.

Das neue Jahr beginnt mit einem Paukenschlag: „Wir sind überglücklich, dass wir 2011 das auf dem Grenzstreifen zwischen dem türkischen und dem griechischen Teil von Nikosia gelegene Verbindungsbüro auf Zypern in ein Goethe-Institut überführen können“, freute sich Klaus-Dieter Lehmann. „Die Bundeskanzlerin wird es eröffnen – das stimmt uns optimistisch, dass die deutsche Politik sich der besonderen Möglichkeiten durch die Arbeit seines Goethe-Instituts bewusst ist.“ Im 60. Jahr seines Bestehens sei der internationale Dialog so wichtig wie im Gründungsjahr 1951, unterstrich Lehmann. Galt es damals, Deutschlands Wiedereingliederung in die Staatengemeinde zu befördern, so bräuchten die globalen Fragestellungen im Jahr 2011 multiperspektivische Antworten. Was könne da mehr helfen, als ein etabliertes weltweites Kommunikationsnetzwerk.

2011 feiert das Goethe-Institut nicht nur sein 60-jähriges Jubiläum: Zwanzig Jahre sind seit Öffnung des Eisernen Vorhangs vergangen – eine sehr erfolgreiche Epoche für Deutschlands außenkulturpolitisches Flaggschiff: Das Netzwerk in Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion wurde entschlossen ausgebaut – gab es 1992 insgesamt 13 Präsenzen in der Region, bestehen heute 27 Goethe-Institute und etwa 350 Partnereinrichtungen. „20 Jahre nach der welthistorischen Zäsur von 1989/90 stehen wir im Osten vor ganz neuen Aufgaben“, erklärte Generalsekretär Hans-Georg Knopp. „Längst sind die Staaten Mittel- und Osteuropas selbstbewusste Mitglieder von EU und NATO. Deutschland ist nach wie vor wichtiger Partner und seine Sprache ein möglicher Weg zum Erfolg, aber nur noch einer von vielen.“ Für die Goethe-Institute in diesen Ländern leite sich daraus ein klarer Handlungsauftrag ab. Dies gelte auch für die anderen Teile der Welt, in denen dynamische Entwicklungen für neue Möglichkeiten sorgen.

Ein Fokus wird 2011 auf Indien gelegt. Der Subkontinent sei ein gutes Beispiel, wie durch die langjährige Arbeit der Institute ein exzellentes Beziehungsnetz entstanden ist. „Unter dem Motto ‚Germany and India 2011–2012: Infinite Opportunities’ wird das Goethe-Institut von September 2011 bis Ende 2012 diese Kontakte nutzen, um einen gemeinsamen Auftritt von Auswärtigem Amt, Goethe-Institut, Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft und Bundesministerium für Bildung und Forschung umzusetzen. Unter anderem wird ein mobiler Veranstaltungsraum eingerichtet, der in sieben indischen Metropolen jeweils etwa 14 Tage Station machen wird: eine interaktive, modular angelegte Präsentationsfläche, auf der sich die beteiligten Akteure darstellen.“

Ein genereller Trend in der Kulturarbeit des Goethe-Instituts seien außerdem Residenzprogramme, so der Generalsekretär. Sie böten Künstlern und Kulturschaffenden die Möglichkeit, in einem anderen Land zu leben und zu arbeiten und förderten damit die Vernetzung der internationalen Kulturszenen: „Das Goethe-Institut betreut viele Residenzformate, die sich an unterschiedliche Zielgruppen richten. Ihr gemeinsames Ziel: die lokale Verankerung der Projekte, nachhaltige Kontakte, interkultureller Dialog. Seit Februar 2010 erhält beispielsweise jeweils für ein Jahr ein Kurator aus Deutschland ein New-York-Stipendium, um den Kunst- und Ausstellungsraum ‚Ludlow 38’ an der Lower Eastside zu programmieren. Und wir haben ab nächstes Jahr eine Künstlerresidenz mit eigenen Räumlichkeiten: Die ‚Villa Kamogawa’ feiert im japanischen Kyoto Eröffnung. Der dreimonatige Aufenthalt in Kyoto soll den Stipendiaten zur Inspiration und künstlerischen Orientierung dienen. Im direkten persönlichen Austausch mit der Kulturszene vor Ort können sie neue Projekte entwickeln und nachhaltige Arbeitskontakte zu japanischen Kultureinrichtungen und Kulturschaffenden aufbauen oder vertiefen.“

Zahlen und Fakten

Das weltweit tätige Kulturinstitut fördert die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein umfassendes Deutschlandbild. In Zeiten neuer globaler Herausforderungen zielt die Arbeit des Goethe-Instituts auf ein vertieftes Verständnis der Kulturen untereinander und auf die Stärkung des Ansehens Deutschlands in der Welt. Derzeit verfügt das Goethe-Institut über 149 Institute und 11 Verbindungsbüros in 93 Ländern, davon 13 Goethe-Institute in Deutschland. Das Goethe-Institut betreut neben 68 Lesesälen, Dialogpunkten und Informationszentren, 170 deutsch-ausländische Kulturgesellschaften, davon 30 Goethe-Zentren, sowie 56 Sprachlernzentren und 181 Lehrmittelzentren.

2010…
… lernten 184.219 Menschen die deutsche Sprache an den 136 Goethe-Instituten im Ausland in rund 15.054 angebotenen Sprachkursen auf allen Niveaustufen.
… kamen 23.747 Menschen nach Deutschland, um an den 13 Goethe-Instituten im Inland Deutsch zu lernen.
… nahmen insgesamt 162.000 Menschen an Prüfungen des Goethe-Instituts teil.
… kamen 21.099.770 Personen zu den 5.342 Kulturprojekten (mit diversen Kulturveranstaltungen) des Goethe-Instituts.
… entliehen 54.776 Menschen Medien aus den Bibliotheken der Goethe-Institute, die zusätzlich 302.304 Informationsanfragen im Ausland verzeichneten.
… wurden 313 Buchübersetzungen in 34 Sprachen vom Goethe-Institut gefördert.
… verzeichnete die Webseite des Goethe-Instituts www.goethe.de monatlich durchschnittlich 20 Millionen Zugriffe
… betreute das Goethe-Institut mit seinem Besucherprogramm rund 1.300 Multiplikatoren aus dem Ausland, die als Sympathieträger für Deutschland in ihre Heimatländer zurückkehrten.

Haushalt:
Das Jahresbudget des Goethe-Instituts belief sich 2010 auf rund 334 Millionen Euro. Er enthielt Zuwendungen vom Auswärtigen Amt in Höhe von rund 223,15 Millionen Euro. Die Einnahmen durch Sprachkurs- und Prüfungsgebühren an den Goethe-Instituten im Ausland, Einnahmen aus Spenden und Sponsoring sowie Zuwendungen Dritter betragen rund 61,63 Millionen Euro. Hinzu kamen die sich selbst tragenden Institute in Deutschland mit einem Umsatz von rund 50,44 Millionen Euro. Damit finanziert das Goethe-Institut etwa 30 Prozent seiner Kosten selbst. Über 80 Prozent der Mittel flossen in die operativen Tätigkeiten. Für das Jahr 2011 erhält das Goethe-Institut Zuwendungen vom Auswärtigen Amt in Höhe von rund 218,91 Millionen Euro. Die Einnahmen der Institute im Ausland betragen voraussichtlich 54,42 Millionen Euro, der Umsatz der Institute in Deutschland 49,60 Millionen Euro.

Absätze