In einem zweitägigen Wettbewerb stellten sich die besten Nachwuchs-Musiker der 23 deutschen Musikhochschulen, dieses Jahr in der Disziplin Duo Violoncello/Klavier und im Fach Posaune, der Jury. Seit gestern Nachmittag stehen die Sieger fest, die heute Abend ihr Können in einem Konzert unter Beweis stellen werden. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz vergibt in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Musikhochschulen Deutschlands in jährlich wechselnden Fächern diesen bedeutenden Musikpreis. Austragungsort für den Wettbewerb und das Konzert ist die Universität der Künste Berlin.
Insgesamt 10 Posaunisten traten zum Wettbewerb an. Als Gewinner ging dabei der 1982 geborene Frederic Belli von der Hochschule für Musik und Theater Hannover hervor. In frühen Jahren bereits Student bei Werner Schrietter in Karlsruhe, wird er seit 2002 von Jonas Byland an der Musikhochschule Hannover unterrichtet. Das Erasmus-Programm ermöglichte ihm zudem ein Studienjahr bei George Wiegel in Rotterdam. Mehrere Auszeichnungen wurden ihm bereits zuteil: Er ist fünffacher 1. Bundespreisträger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ und gewann im Jahr 2004 jeweils einen 3. Preis beim „Prager Frühling“ und beim „Jan Koetsier Wettbewerb“ in München. 2005 war Frederic Belli Finalist beim „Kurt-Alten-Wettbewerb“ um den Hindemith-Preis in Hannover und errang den Grand Prix beim „Internationalen Blechbläserwettbewerb Danzig.“
Das Preisträger-Duo für Violoncello und Klavier Julian Arp und Caspar Frantz vertrat die Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin beim Wettbewerb. Der 24-jährige Julian Arp erhielt bereits im Alter von sechs Jahren Cello-Unterricht. Seit 2001 studiert er an der Berliner Hochschule, zurzeit in der Meisterklasse von David Geringas, davor bei Boris Pergamenschikov. An internationalen Meisterkursen, etwa bei György Kurtag, Bernard Greenhouse, Steven Isserlis und Ralph Kirshbaum nimmt er regelmäßig teil. Mehrfach errang er erste Preise beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“.
Von der Deutschen Stiftung Musikleben wurden ihm Sonderpreise verliehen, es folgten Rundfunkaufnahmen für den NDR, SWF, WDR und RBB. Beim Deutschen Musikwettbewerb 2005 wurde er mit einem Stipendium ausgezeichnet. Seit seinem Debüt 1997 konzertiert Julian Arp als Solist und Kammermusiker im In- und Ausland, unter anderem mit den Berliner Sinfonikern und dem Radio-Sinfonieorchester Berlin, beim Schleswig-Holstein Musikfestival, dem Rheingau-Festival und den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern. Als Preisträger des Deutschen Musikinstrumentenfonds der Deutschen Stiftung Musikleben spielt Julian Arp ein Violoncello von Giuseppe Antonio Rocca, Turin, von 1839.
Der 25-jährige Caspar Frantz studierte Klavier zunächst in Hamburg und Detmold und ist zurzeit Schüler in der Klasse von Matthias Kirschnereit an der Musikhochschule Rostock. Darüber hinaus hat er an Meisterkursen bei Karl-Heinz Kämmerling, Maria Joao Pires und György Kurtag teilgenommen. Seit seinem Debüt beim Rheingau-Musikfestival konzertiert er regelmäßig im In- und Ausland, unter anderem beim Schleswig-Holstein Musikfestival und bei den Schwetzinger Festspielen; er arbeitet mit den Philharmonischen Orchestern der Städte Kiel, Rostock und Stralsund und der Staatlichen Philharmonie Moldawien zusammen. Sein Spiel ist durch zahlreiche Radio- und Fernsehaufnahmen dokumentiert.
Der Wettbewerb hat mittlerweile einen weiteren Preis ins Leben gerufen, den „Kammermusikpreis der Freunde Junger Musiker e.V.“, der den gleichen Zielen verpflichtet ist: der Förderung des musikalischen Nachwuchses. Er wird den Felix Mendelssohn Bartholdy-Preisträgern zusätzlich vergeben und ermöglicht weitere Konzertauftritte für die Ausgezeichneten. Der Kammermusikpreis wurde dem Duo Arp/Frantz verliehen. Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz freut sich, „dass diese bürgerschaftliche Initiative ihre Aktivitäten in beispielhafter Weise fokussiert hat und den Wettbewerb durch einen weiteren Preis stärkt. Zudem hat die Stiftung 2005 im Rahmen ihres Föderalen Programms die Konzertreihe „Finale Junge Meister“ bei den Corveyer Musikwochen begründet, bei der sich die Preisträger einem anspruchsvollen Publikum präsentieren können.“
Im Rahmen des Wettbewerbs wird seit Jahren auch das „Stipendium des Bundespräsidenten zur Förderung junger Musiker“ vergeben. Als Duo wurde der 1976 geborene Tobias Bloos und die 1980 in Taipeh (Taiwan) geborenen Li-Chun Su von der Universität er Künste Berlin ausgezeichnet.
Ab 1994 studierte Bloos an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg im Fach Violoncello bei Wolfgang Mehlhorn, ab 2002 für das Konzertexamen bei Wolfgang Boettcher an der Universität der Künste Berlin, seit 2005 Masterstudiengang für Kammermusik bei Niklas Schmidt neben Meisterkursen bei Ardith Arlton, Ralph Kirshbaum, David Geringas und Wolfgang Boettcher. Tobias Bloos ist seit 1990 regelmäßig Preisträger bei nationalen und internationalen Wettbewerben. Er gab bereits zahlreiche Konzerte in Deutschland und Portugal, Ungarn und Japan. Seit Juli 2004 hat er einen 2-Jahres-Vertrag als stellvertretender Solocellist bei der NDR Radiophilharmonie Hannover. Tobias Bloos spielt auf einem Violoncello von Giovanni Gabbrielly, Florenz, aus dem Jahr 1756.
Li-Chun Su studierte ab 1998 an der „Taipei National University of the Arts“, Klavier bei Chai-Hsio Tsai und Gesang bei Professor Chia-Yi Li, und ab 2001 an der Universität der Künste Berlin bei Martin Hughes Laszlo Simon. Li-Chun ist Preisträgerin zahlreicher nationaler und internationaler Gesangs- und Klavierwettbewerbe. Meisterkurse absolvierte sie bei Dietrich Fischer-Dieskau, Avi Abramovich und Alicia de Larrocha an der Academie Musicale de Villecroze. Seit 2001 gibt sie regelmäßig Klavierkonzerte mit dem Sinfonie Orchester Berlin in der Berliner Philharmonie. Sie ist Stipendiatin der Paul-Hindemith-Gesellschaft und der Ottilie-Selbach-Stiftung.
Den Preis des Bundespräsidenten für Posaune erhielt Nicolas Naudot, 1981 in Harfleur (Frankreich) geboren. Ab 1996 studierte er bei Jaques Mauger am Konservatorium Rouen und wechselte 1998 nach Paris zum Studium bei Patrick Hanss und David Macquet. Seit 2003 ist Nicolas Naudot Schüler von Branimir Sloka an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau. Der Posaunist war 2001 erster Preisträger des „Leopold Bellan Wettbewerbs“ und gewann 2002 den 1. Preis des „Carl-Seemann-Wettbewerbs“. Er spielte im Orchestre National d´Ile de France ONIF, im Orchestre Symphonique d`Alsace, der Opéra Rouen, im Freiburger Bach-Orchester und bei den Freiburger Philharmonikern.
Eine Förderprämie hat die Stiftung Preußischer Kulturbesitz vergeben an die Geschwister Daroch, den erst 16-jährigen Tomasz (Violoncello) und an Maria (Klavier) von der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim.
Bei einem Konzert heute um 19 Uhr im Konzertsaal der Universität der Künste Berlin in der Hardenbergstraße stellen sich die Preisträger mit Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy, Frank Martin, Jacques Castèréde und anderen vor. Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, wird in diesem Rahmen die Preise verleihen. Weitere Informationen zum Felix Mendelssohn Bartholdy-Preis:
Zum Wettbewerb sind Studenten aus den 23 Staatlichen Musikhochschulen in Deutschland aufgerufen. Fachjuroren aus den Musikhochschulen Deutschlands bildet die Jury. Jede Hochschule kann maximal nur einen Teilnehmer entsenden. Der Wettbewerb hat bereits eine 127-jährige Geschichte. Der Preis zählt aufgrund seiner namhaften Träger zu den herausragenden Nachwuchspreisen für Musik in Deutschland. Engelbert Humperdinck, Wilhelm Backhaus, Wilhelm Kempff, Kurt Weill aus der älteren Generation, die Pianistin Nina Tichmann, der Sänger Matthias Hölle und der Cellist Georg Faust als Preisträger der siebziger Jahren sind hier zu nennen. Der Preis wurde 1878 durch den preußischen Staat begründet als ideelle Gegengabe für die Schenkung der Musikhandschriften und des Archivs von Felix Mendelssohn Bartholdy an die königliche Bibliothek (heute Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz) durch die Erben des Komponisten. Fortan finanzierte Preußen Stipendien, die jungen Hochbegabten zu Gute kamen und ihre künstlerische Laufbahn beförderten. Seit 1963 vergibt die Stiftung Preußischer Kulturbesitz diesen Preis.
Felix Mendelssohn Bartholdy ist außer durch seine eigenen Kompositionen in einer Weise in die Geschichte der Musik eingegangen, die ihn als Namensgeber des Preises besonders geeignet erscheinen lässt. Er sah in der Qualität der Interpreten stets den entscheidenden Faktor. Im Jahr 1843 gründete er in Leipzig das erste Musikkonservatorium in Deutschland.
Absätze
Quelle
http://www.hv.spk-berlin.de