Mit Uraufführungen von Mark Andre, Enno Poppe und Hans Zender sind die Donaueschinger Musiktage 2007 am Sonntag (21. Oktober 2007) erfolgreich zu Ende gegangen. Während der drei Festivaltage erlebten mehr als 10.000 Besucher 32 Uraufführungen und zwei deutsche Erstaufführungen von Künstlern aus 15 Nationen. Neben den großen Orchesterkonzerten mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, dem SWR Vokalensemble Stuttgart und dem Experimentalstudio für akustische Kunst zu Eröffnung und Abschluss der Musiktage standen erneut auch multimediale Werke im Zentrum des Interesses, so etwa „Ortswechsel“ von Edgar Reitz und Johannes Kalitzke mit Live-Video, Film und Musik, interpretiert vom Ensemble Modern. Besondere Akzente im Festivalprogramm setzten in diesem Jahr zahlreiche in der ganzen Stadt verteilte Klanginstallationen. Der in diesem Jahr zum dritten Mal vergebene Preis des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg, wie immer Orchester in Residence der Donaueschinger Musiktage, geht an die Komposition „... auf ... III“ von Mark Andre. Die Auszeichnung für das nach Auffassung der Musiker „bemerkenswerteste Orchesterwerk des Festivals“ führt zu einer Übernahme des Stücks in das Repertoire der kommenden Spielzeit.

„Wer einen schlagenden Beweis dafür sucht, dass sich Anspruch und Quote nicht ausschließen, muss nur nach Donaueschingen kommen“, erklärte SWR-Hörfunkdirektor Bernhard Hermann bei der Pressekonferenz zum Abschluss der Donaueschinger Musiktage. Hermann weiter: „Durchweg voll besetzte Konzertsäle belegen, dass auch die avanciertesten Werke der Neuen Musik ihr Publikum finden und begeistern. Diese Offenheit macht uns Mut, unsere Hörer immer wieder auch mit Neuem, manchmal Sperrigem zu konfrontieren. Das Bundesverfassungsgericht hat den Kulturauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks soeben noch einmal bestätigt. Es bekräftigt damit, was für den SWR ohnehin Tradition und Verpflichtung ist.“

Festivalleiter Armin Köhler (SWR2) zeigte sich zum Abschluss der Musiktage zufrieden: „Für mich ist es immer wieder fantastisch, zu erleben, wie die bisher unerhörten Werke zum Klingen gebracht werden, und wie sich die unterschiedlichen Räume hier in Donaueschigen unter den Händen der Künstler wandeln und immer wieder neue Gesichter zeigen.“ Köhler interpretiert die seit Jahren konstant hohen Zuschauerzahlen bei den Musiktagen als Bestätigung: „Die vielen Besucher zeugen von einem großen Vertrauen in unsere Arbeit. Schließlich weiß vorher ja niemand so genau, was er hier zu hören bekommt. Verlässlich ist aber, dass wir von der Vergabe der Kompositionsaufträge bis zur Umsetzung durch herausragende Ensembles stets höchste künstlerische Maßstäbe anlegen.“

Drei Tage Festival live in Radio und Internet

Wie schon im Vorjahr hat SWR2 erneut alle Konzerte der Musiktage live über UKW und das SWR2 Webradio gesendet - im Radio erstmals sogar vollständig in 5.1 Mehrkanalton. SWR2-Programmchef Johannes Weiß: „Die Pflege und Förderung zeitgenössischer Musik ist traditionell eine der großen Stärken von SWR2. Kein Kulturprogramm weltweit wagt es, ein solch großes Uraufführungsfestival komplett live zu übertragen. Der Mut und das Selbstbewusstsein, das Festival eins zu eins ins Radio zu bringen und die hohe Professionalität, mit der dies gelungen ist, zeugen von der außerordentlichen Kompetenz unserer Musikredaktion.“ Zwischen den live moderierten Konzertübertragungen haben sechs SWR2-Musikredakteure mit Interviews, Reportagen, Hintergrundbeiträgen direkt vom Festival berchtet. SWR2-Musikchefin Dorothea Enderle: „Ich bin begeistert und auch sehr stolz, dass das so einwandfrei geklappt hat. Unsere Musikredakteure und die Übertragungstechnik vor Ort haben wirklich Enormes geleistet und die Aufgabe souverän gelöst. Das beweist auch, dass in SWR2 die Kompetenz für Neue Musik nicht an einige wenige Redakteure gebunden ist, sondern dass sie integrierter und wesentlicher Bestandteil unseres Musikverständnisses ist.“

Zusätzlich zu den Live-Übertragungen gab es in Zusammenarbeit mit dem „Lernradio“ der Musikhochschule Karlsruhe in diesem Jahr unter www.SWR2.de/donaueschingen erstmals eine umfangreiche Online-Berichterstattung direkt vom Festival mit Bildern, Texten, Audiofiles und Podcasts von Proben, Konzerten und Performances.

Stadt Donaueschingen plant Neubau eines Kammermusiksaals ab 2008

Der Donaueschinger Oberbürgermeister, Thorsten Frei, erklärte: „Die Donaueschinger Musiktage sind für die Stadt Donaueschingen und ihre internationale Ausstrahlung von unschätzbarem Wert." Deshalb, so Frei weiter, mache die Stadt mit dem Neubau eines Kammermusiksaals bei den Donauhallen „einen entscheidenden Schritt zur Professionalisierung unserer Infrastruktur“. Baubeginn sei im Frühjahr 2008. Frei versicherte: „Pünktlich zu den Musiktagen im Jahr 2010 wird die Donauhalle im umgebauten und sanierten Zustand für die Musiktage zur Verfügung stehen.“ Zugleich verwies er für die nächsten beiden Jahre auch auf mögliche Einschränkungen: „Bis dorthin wird jährlich zur Musiktagezeit die Bautätigkeit ruhen, die notwendigen Provisorien werden jedoch noch mehr Fantasie und Kreativität der Organisatoren erfordern als bislang schon. Wir werden jedoch alles dafür tun, dass auch in den Jahren 2008 und 2009 die Donauhalle ein würdiges Zentrum für die Donaueschinger Musiktage sein wird.“

Die nächsten Donaueschinger Musiktage finden vom 17. bis 19. Oktober 2008 statt. Geplant sind Uraufführungen von Georges Aperghis, Pierre Boulez, Rick Burkhardt, Aureliano Cattaneo, Peter Edwards, Dror Feiler, Bernhard Gander, Saed Haddad, Lars Petter Hagen, Arnulf Herrmann, Michelle Lou, Yan Maresz, Benedict Mason, Chris Mercer, Isabel Mundry, Emmanuel Nunes, Martin Olbrisch, Fabian Panisello, Brice Pauset, Enno Poppe, Veli-Matti Puumala, Ming Tsao und Rob Wannamaker. Wie immer entstehen alle Kompositionen im Auftrag des Südwestrundfunks.

Die Kulturstiftung des Bundes fördert die Donaueschinger Musiktage im Rahmen ihrer Spitzenförderung. Weitere Förderer sind die Ernst von Siemens Musikstiftung, das Land Baden-Württemberg, die Stadt Donaueschingen und der Südwestrundfunk (SWR).

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