Sachlich unangemessene oder inhumane Formulierungen werden einmal im Jahr von einer unabhängigen Jury zum Unwort des Jahres gewählt. Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, hat heute der Jury als Unwort des Jahres 2012 das Wort »Kulturinfarkt« vorgeschlagen.

»Der Kulturinfarkt - Von Allem zu viel und überall das Gleiche«, so untertitelten Dieter Haselbach, Armin Klein, Pius Knüsel und Stephan Opitz ihr im März 2012 erschienenes Buch und präsentierten fünf Therapien gegen den »Kulturinfarkt«. In den vergangenen 40 Jahren, so behaupten die Autoren, hätte es eine kulturelle Flutung gegeben, der Kulturbereich sei Dank öffentlicher Förderung bequem und verfettet geworden, der Kulturinfarkt drohe, so die Autoren.

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: "Es steht zu befürchten, dass die steilen Thesen der Autoren nicht folgenlos bleiben. Im Gegenteil, der Vorschlag, die Zahl der Kultureinrichtungen auf die Hälfte zu reduzieren, wird von Haushaltspolitikern, jetzt vermeintlich wissenschaftlich sanktioniert, wohl in Zukunft öfter zu hören sein. Der nachgeschobene Halbsatz der Autoren, dass die freiwerdenden Mittel den verbleibenden Einrichtungen und neuen Förderschwerpunkten zu Gute kommen sollten, wird aber, so ist zu befürchten, keinen Widerhall finden. Er ist, ehrlich gesagt, auch naiv. Das Wort »Kulturinfarkt« entwickelt sich gerade zum geflügelten Wort für alle, die Kulturabbau betreiben wollen. Weil der Begriff sachlich vollkommen unangemessen ist, habe ich ihn heute für das Unwort des Jahres vorgeschlagen."

Absätze